RAJASTHAN I: SEEN UND PALÄSTE

17 12 2010

AHMEDABAD:
Zum Nikolaus hatten wir uns ja einen Flug Richtung Norden gegönnt – und es wurde auch Zeit, denn den Südosten hatte der zweite Monsun des Jahres inzwischen fest im Griff. Nach einer Fahrt durch tiefe „Wasserstraßen“, entstanden durch verstopfte oder nicht vorhandene Abwasserkanäle sowie die Regenmassen, und voll befahrene Straßen, kamen wir mit feuchtem Hintern aufgrund einer nassen Rückbank unseres Taxis am Flughafen Chennai an. Nach über 24 Stunden Dauerregen werden in Indien auch schon mal die Autos undicht… Umgezogen, eingecheckt und abgehoben landeten wir nach einem etwa zweistündigen Flug in der Millionenstadt (ok, keine Besonderheit in Indien) Ahmedabad an. Relativ unspektakulär, aber als Deutsche haben wir wohl eine weitere Untermauerung für uns gebraucht, dass diese Großstädte eindeutig zu anstrengend für uns sind! Die Menschenmassen und die ständige Geräuschkulisse gepaart mit dieser Luftverschmutzung und den nicht weg zu denkenden Müllmassen, die schier aus dem Boden wachsen sind – kurz gesagt – einfach nichts für uns.Wir fanden etwas Ruhe von allem in Gandhis Ashram, in dem er von 1917 bis 1930 lebte und der heute als Museum über sein Leben dient. Einen weiteren Großteil unseres Tages in Ahmedabad verbrachten wir mit dem Verschicken unserer Weihnachtspostkarten! Pro Postkarte 3 Briefmarken, alle liebevoll einzeln und von Hand mit dem Kleister aus dem „Kleistertopf für alle“ im Postamt festgeklebt. Wir hoffen, es hat sich gelohnt und die Post erreicht Euch bald!

UDAIPUR:
Wieder einmal eine 11-stündige Zugfahrt brachte uns ans nächste Ziel: Udaipur im Bundesstaat Rajasthan, bekanntes und beliebtes Reiseziel aufgrund seiner vergangenen Fürstentümer und dem – außerhalb der Touristenhochburgen – noch stark traditionell geprägten Leben. Dieser Bundesstaat wird nach unserem Plan bis Neujahr unser „Heimatland“ sein.
Schon auf dem Weg dorthin machten wir Bekanntschaft mit seinen stolzen Einwohnern – besonders die älteren Frauen hatten eindeutig Probleme damit, mit uns die Sitzbank im Zug zu teilen. So kommt man sich noch stärker als Fremder vor… Aber auch hier gibt es junge, intelligente und offene Menschen. Wiederum machten wir Bekanntschaft mit einer Gruppe von Jungs, die sehr offen über die nicht zu übersehenden Probleme ihres Landes sprachen – Armut, Korruption, fehlende Bildung, um nur einige zu nennen. Der Nachwuchs der Mittelschicht macht da teilweise Hoffnung, dass sich vielleicht eines Tages etwas ändern könnte… Aber auch hier wie in jeder anderen Bevölkerungsschicht ist der tief verwurzelte Glaube von großer Bedeutung und Einfluss wie uns die Jungs berichteten – Kastenwesen, das offiziell abgeschafft ist sowie Mitgift der Brautfamilie bei Hochzeiten usw. sind in der Landbevölkerung allgegenwärtig. Einer der Jungs beispielsweise wurde beim Kinobesuch mit seiner Freundin von deren Vater erwischt, der diese Beziehung nicht duldet obwohl beide Familien der gleichen Kaste angehören. Der Tochter arrangiere er einen anderen Mann zur Heirat, sagt der Vater. Der 19-jährige Junge plant stattdessen sein Studium zum Elektro-Ingenieur so schnell wie möglich abzuschließen, um dann mit seiner Liebsten durchzubrennen. Die Liebe zueinander wird modern und heimlich mit Chatten und Skypen aufrecht erhalten. Getroffen hätten sie sich 6 Monate nicht mehr – bald sei dies aber wieder geplant. Insbesondere die Großstädte wie Delhi, Mumbai und Chennai seien mit Kasten übergreifenden Beziehungen offener, auch aufgrund der herrschenden Anonymität der Familien in der Stadt. Dort verlieren die Familien nicht ihr Gesicht vor der Provingemeinschaft.

Udaipur ist mit einem Wort einfach zauberhaft, besonders auf der von uns gewählten Seeseite, die erheblich ruhiger ist. Unsere Frühstücke am Ufer und die Nachmittage auf unserem Balkon mit herrlichem Ausblick werden meist nur durch die Gesänge in dem benachbarten Tempel sowie durch das ständige Wäscheklopfen der Frauen an den zahlreichen Ghats (Stufen) am Seeufer begleitet. Von diesen beiden Plätzen aus lassen sich auch herrlich die Inder beobachten, die ihr tägliches Bad in den eiskalten Fluten durchführen – Respekt!! Die Lebensader der Stadt liegt auf der anderen Seeseite. In einer schmalen Hauptstraße von ca. 1 km Länge spielt sich das ganze Leben um Touristen, Rikschas, Roller, Autos und Straßenverkäufern ab. Diese Straße ist wirklich für einen halbwegs zivilisierten Mitteleuropäer als Hauptstraße nicht zu genießen, da sie durchgängig nicht viel breiter als eine Seitengasse eines mittelgroßen Untermoseldorf ist. Man muss sich vorstellen, dass bei dieser Masse an Menschen und Vehikeln ein ständiger Stau mit Unmengen von Abgasen einem als Passant entgegnet. Dazu kommen die permanenten Ansprachen der Straßenverkäufer. Nach ein paar Tagen haben wir den Besuch dieser Straße auf ein Minimum reduziert und uns den angenehmen Seiten Udaipurs wie beschrieben gewidmet. Hinzu kamen eine Seerundfahrt und eine Erkundungstour mit dem Fahrrad. Dabei ließen wir es uns nicht nehmen den Monsunpalast in knapp 1.000 m Höhe zu besichtigen. Wir waren allerdings die Einzigen, die dies mit dem (meistens schiebenden) Fahrrad taten. Inder wie ausländische Touristen belächelten uns meist mitleidig, wenn sie uns in ihren motorisierten Gefährten überholten… Danach waren wir rotzefertig und froh unsere beiden Fahrräder wieder abgeben zu können. Das Rad von Kristin war gefühlt aus der Kolonialzeit übrig geblieben und ein echter Drahtesel, dessen Beherrschung es in sich hatte.

Bekannt ist Udaipur übrigens aus dem James-Bond-Film Octopussy, der größtenteils hier sowie in Berlin und Chemnitz gedreht wurde. Jeden Abend wird der Film in zig Restaurants gezeigt.

Nach 5 Tagen sollte der ganze Spaß in Udaipur für beendet erklärt werden, wäre da nicht etwas Unplanmäßiges passiert. Christians Magen bzw. Darm spielte eines Mittags nicht mehr mit und zwar nach eigenen Aussagen „so schlimm wie noch nie in meinem Leben zuvor“. Zum Glück haben wir eine super Unterkunft, geführt von einer netten Französin und ihrem indischen Freund samt Familienanschluss gehabt. Wir verlängerten um 2 Nächte und änderten ein wenig unsere Route. Yoga und sonstige Angebote ließen die Tage hier auch nicht langweilig werden.

BUNDI:
Etwas abseits der Touristenströme aber dafür nicht weniger attraktiv liegt Bundi, ein relativ kleines Städtchen mit – natürlich – einem riesigen Palast. Hier konnten wir uns u.a. auf unser nächstes Ziel, Jodhpur, vorbereiten, das als „blaue Stadt“ bekannt ist. Auch nach Bundi ist schon viel auf dessen Häuser von der blauen Farbe übergeschwappt. Ansonsten haben wir zwei Tage lang wieder sehr gut gegessen und dieses mit ausgiebigen Spaziergängen in und um die Stadt verarbeitet. Von dem wunderbaren Koch unserer Unterkunft haben wir uns dann – auch in Gedanken an die Daheimgebliebenen im Winter (übrigens wird es auch hier nun nachts schattig!) – eines der Nationalgetränke Indiens vorkochen lassen, ohne das wir uns die Tage hier gar nicht mehr vorstellen könnten.

How to make Masala Chai (2 Gläser):
1 Glas Milch und 1 Glas Wasser mit 3 Löffeln indischem, schwarzem Tee und 5 gehäuften Teelöffeln Kristallzucker und 1 Teelöffel Masala-Gewürzmischung (falls nicht zur Hand: geriebener Mix aus Muskatnuss, weißem und schwarzem Pfeffer, Zimt, Lorbeerblättern, Safran, Kardamom) und 1 Knolle platt gehauenen frischen Ingwer (mit Schale) in einem möglichst alten und schon oft für Chai benutzten Topf zum Kochen bringen, – also einfach alles rein – von der Flamme nehmen und schwenken, erneut aufkochen und Vorgang noch mindestens zweimal wiederholen, mit feinem Sieb über den Gläsern aussieben und möglichst heiß servieren – FERTIG!
Für einfachen Chai lässt man einfach die Masala-Mischung weg, Hauptsache Zucker und Ingwer sind drin! Davon so 4-5 am Tag zu jeder Uhrzeit – Chai makes you strong… hörten wir schon mehrmals.



Felstempel, Bildhauerkunst und Monsun in Sued- / Suedostindien

5 12 2010

HAMPI:
Die Tempelruinenstadt Vijayanagar (kurz: Hampi) ist einer der beeindruckendsten Orte, die wir je sehen durfte. Auf einer riesengroßen Fläche von 26 km² tummeln sich eine Vielzahl von mehr oder weniger gut erhaltenen 400-500 Jahre alter Tempelruinen. Hinzu kommt die traumhafte Landschaft am Fluss mit unendlich vielen Steinformationen, bereichert von Bananen- und Kokosplantagen. Im Hauptort, Hampi Bazaar, ist man bestens auf die zahlreichen Touristen und Pilger mit Guesthouses und Restaurants eingerichtet. Trotzdem kann man einen Eindruck vom immer noch sehr ursprünglichen Leben der Einheimischen kennenlernen. In den Nebenstraßen von Hampi Bazaar leben sie ihr Dorfleben ungeachtet der Touristenströme weiter. Dort konnten wir beobachten wie die öffentlichen Wasserstellen angezapft werden, da in vielen Hütten und Häuschen kein fließend Wasser vorhanden ist. Dieses wird ebenso für die Handwäsche auf dem Steinboden verwendet. Zudem wird auch am Fluss die Wäsche gewaschen. Nach getaner Arbeit nehmen die Einheimischen wie es Indien gerne üblich ist, selber ihr Bad oder kommen dafür extra zum Fluss, um sich zu „reinigen“. Wenn wir es nicht wüssten, könnte man denken, sie machen das nur für die Touristen. Es ist jedoch das wahre Leben…
So langsam hatte unser Immunsystem dann übrigens doch genug von den fremden Einflüssen und so kränkeln wir seit Benaulim mit Erkältung, Fieberschüben und Kopfschmerzen. So machte Kristin sich am zweiten Morgen allein auf den Weg zum Fluss und machte die Bekanntschaft mit Lakshmi, dem Tempelelefanten, der zu seinem morgendlichen Bad im Fluss unterwegs war. Wenn so ein Riese vor einem steht – das ist ein unglaubliches Gefühl.

Wird einem das ständige Angequatsche der Straßenhändler und Riksha-Fahrer zu viel, flüchtet man einfach an den Fluss oder wandert durch die Felsenlandschaft. Das erste Mal richtig auf den Keks gingen uns die indischen Touristen, die schon bis zur Unverschämtheit aufdringlich wurden. Wie sagte eine Schwedin, die wir auf der späteren Weiterfahrt kennenlernten: „I love the country and the people, but I feel sometimes as I were an UFO.“

BIJAPUR:
Da wir unsere weitere Fahrt erst für Dienstag ab Hampi gebucht hatten, machten wir uns am Sonntag noch für 2 Tage auf den Weg nach Bijapur, einer stark islamisch geprägten Stadt. Allein die Fahrt hat dieses Ziel schon gerechtfertigt, denn wir waren das erste Mal längere Zeit (6 Stunden) mit einem staatlichen Klapperbus unterwegs. Da soll noch einer sagen, Mittel- und Südamerika hätten keine gute Infrastruktur – diese Straßen übertrafen wahrscheinlich alles! Ein einziges Geruckel und Gehüpfe über Schlaglöcher sowie dazu die schon bekannten Überholmanöver. Das Einscheren nach dem Überholen bei entgegenkommendem Verkehr von Bussen und riesigen LKWs ließ uns alles andere als an Bijapur und dessen Sehenswürdigkeiten denken… Als wir dann noch einen am Seitenrand stehenden Bus mit weggerissenem Fahrerplatz passierten, wussten wir spätestens, dass die Männer am Lenkrad es ernst meinen.

Bijapur ist ebenfalls eindrucksvoll gewesen, vor allem weil es endlich auch mal abseits der Touristenpfade lag und wir hier wirkliche „Außerirdische“ waren. Die Moscheen und Mausoleen der verschiedenen Sultane, die hier herrschten, sind toll anzusehen und quer durch die Stadt verteilt. Das Golgumbaz-Mausoleum ist von einer halbrunden Kuppel gekrönt, nach dem Petersdom (nur 5m breiter) die zweitgrößte der Welt! Nur war hier kein Michelangelo oder sonstiger Künstler am Werk und so ist sie innen schlicht weiß gehalten. Oben befindet sich die Whispering Gallery, einem Wandelgang rings um das Innere der Kuppel, in der wir auch unsere Töne zum besten gegeben haben. Der Klang und das Echo sind in dieser Halbkugel wirklich beeindruckend.

MAMALLAPURAM:
Vorher müssen wir noch 1-2 Sätze über die Fahrt verlieren. Immerhin ging es vom Westen an die Ostküste – und das in schlappen 30 Stunden und 6 Etappen (überwiegend Bahn), darunter ein sechsstündiger Aufenthalt am Bahnhof von Gadag, einer absoluten Provinzstadt, in der unsere reine Anwesenheit schon einen Aufruhr verursachte. Viele Inder sind wirklich unglaublich neugierig und so stehen schnell mal 20-30 Leute aller Altersklassen um einen rum. Eine neue Erfahrung war auch unsere erste Nachtfahrt im Zug von Hospet nach Bangalore – zum Glück in einer besseren Klasse, wo wir so gut geschlafen haben, dass wir den Ausstieg verpasst hätten, wenn es nicht die Endstation gewesen wäre und das Putzkommando uns rausgeschmissen hätte. Wir haben nun von zwei der größten Städte Indiens (Bangalore und Chennai) nur die Bahnhöfe gesehen, sind aber sehr froh, dass wir noch nach Mamallapuram gefahren sind, einem kleinen, verschlafenen Örtchen, welches vom Tourismus lebt.
Hier erleben wir hautnah den Nordwestmonsun mit und merken mal wieder, wie schön es trotz Regen doch ist, wenn man etwas mehr Zeit an einem Ort ist und nicht nur schnell, schnell alle Sehenswürdigkeiten abklappert. So haben wir einen halben Tag bei Etti in seinem Schneiderladen verbracht – obwohl Christian eigentlich nur nach einem „Sleeping Inlet“ fragen wollte, weil er seines in Benaulim vergessen hatte. Nach den Verhandlungen waren wir schnell Freunde (auch weil wir die ersten Kunden des Tages waren und somit Good Luck nach Indischem Glauben brachten) und haben neben der interessanten Arbeitsweise mit altertümlichen Nähmaschinen auch noch einiges über die indische Lebensweise erfahren. So erzählte Etti uns von seiner „arrangierten Ehe“, die er aus Respekt gegenüber den Eltern einging, obwohl er eigentlich eine andere Frau liebte. Mit seinem Bruder dagegen redet er kein Wort mehr, weil dieser sich nicht auf seine Seite gestellt hatte, sondern die Ehe mit arrangierte. Mittlerweile ist er auch so glücklich, möchte aber seinen eigenen Kindern die freie Wahl lassen. Nach der harten Arbeit an dem „Sleeping Inlet“ bot Etti an, ein Mittagessen zu holen, was unglaublich billig und gesund wäre und das ganze nur für insgesamt 1 Euro. Wir willigten gerne ein. Es blieb nur die Frage offen, wer seinen Laden schmeißen sollte, während er auf seinem Zweiradflitzer unser Mittagessen holte. Na klar, die neuen „15-Minuten-Inhaber“ hießen Kristin und Christian. Tatsächlich kam kurzerhand eine Japanerin in den Laden. Dank unserer kompetenten Beratung haben wir sie als Kundin gewonnen, die 2 Oberteile in Auftrag gab! Nachdem Etti’s neue Kundin dann endlich abgearbeitet war, konnten wir zum gemütlichen Teil übergehen. Etti hat uns unser Mitagessen aufgetischt und nach seinen Instruktionen auf indische Art, das Essen schön brav nur mit der rechten Hand zu sich zu nehmen (die Linke wird ja zum … abwischen benutzt…), verspeist. Wir wurden alle drei von einem traumhaft komplexen, vegetarischen Essen richtig gesättigt. Nachdem wir nun bereits ca. 5 Stunden in Etti’s Laden verbrachten, ist irgendwie eine kleine Kurzzeitfreundschaft entstanden. Einen Tag später nahm er uns abends mit zu seinem Lieblingsstraßenrestaurant, wo wir ebenfalls super bedient wurden und mittlerweile schon alte Profis in der indischen Essweise waren. Seitdem vergeht kein Tag ohne kleinen Talk mit Etti.

Auch die zweite Begegnung mit Großtieren machte Kristin allein, da der grippale Infekt Christian noch voll im Griff hatte. In der „Crocodile Bank“ konnte Kristin Hunderte von Krokodilen verschiedenster Herkunftsländer bewundern, darunter die größte Art mit knapp acht Metern Länge. Gruselig, wie die Viecher da übereinander krabbelten und nur durch eine Mauer, die eindeutig zu klein erschien, von der Freiheit getrennt sind!

Wir dachten, Etti wäre schon unser Highlight dieses schnuckeligen Örtchens, aber weit gefehlt. Wir wurden außerdem von der Straße für einen Werbespot weggecastet. Wir saßen ganz friedlich auf dem Balkon unseres Gasthauses in Unterhaltung mit einem anderen Deutschen, als wir angesprochen wurden. Tags darauf saßen wir morgens um halb 8 bereits im Taxi und fuhren Richtung Chennai zum Set. Nun sind wir Werbestars. Naja, wir waren zwar nur Statisten und mussten den ganzen Tag im Regen sitzen während die echten „Stars“ schön im Trockenen gehalten wurden, aber wer weiß welche Aufträge jetzt noch kommen… Zudem sind wir ganz stolz auf unser erstes verdientes Geld unserer Reise. Für einen fürstlichen Lohn von ca. 13€ pro Person und außerdem free breakfast and lunch verbrachten wir den Tag auf dem Vorplatz einer Softwarefirma, wo ein Werbespot für eine Kaffeemarke gedreht wurde. Wir sind gespannt, wie sich der sehr hellhäutige und ständig traurig dreinblickende indische Hauptdarsteller und seine osteuropäische, grundlos eingebildete Kollegin mit uns (vier Deutschen und einem Franzosen) im Hintergrund dann so im TV machen. Beeindruckt waren wir vom Einfallsreichtum der Inder – so wurde der dampfende Kaffee kurzerhand durch Räucherstäbchen in der Tasse imitiert! Der Spot soll in einigen Wochen auf Sendung gehen. Wir können ihn uns wohl auf youtube anschauen. Bei der merkwürdigen Drehweise der Inder, hoffen wir einfach nur, dass vom Hintergrund irgendetwas zu erkennen sein wird.
Gerade noch so am letzten Tag schafften wir dann auch noch trotz anhaltendem Monsunregen die kulturellen Highlights von Mamallapuram, welches durch eine seit Jahrtausenden bestehende Steinmetztradition bekannt wurde. Aus und in einzelne Felsbrocken wurden beeindruckende Monumente geschlagen (s. Fotos). Auch die heute noch hergestellten Skulpturen sind schön anzusehen – aber leider passt ein fast lebensgroßer Steinelefant nun wirklich nicht in unser Gepäck!

Am Montag geht’s dann mit dem Flieger von Chennai Richtung Norden nach Ahmedabad und dann in den Bundesstaat Rajasthan. Soeben haben wir auch eine Zusage fuer den Aufenthalt in einem Ashram in Rishikesh fuer Anfang Januar erhalten 🙂 :-), bis dahin wird nun geplant!



GOA II – KLEINES STÜCK PORTUGAL

24 11 2010

Anjuna mit Alt-Hippies und Moonlight-Techno-Partys ist natürlich nicht alles in Goa. So machten wir uns vergangenen Freitag mittels regionalen Kleinbussen auf den Weg nach Panjim (die heutige Haupstadt Goas), Old Goa (die alte Hauptstadt Goas) und Benaulim (ein weiterer Strandort im Süden).

Goa war über 450 Jahre in der Hand Portugals und wurde erst 1961 ein Teil Indiens. Unser erstes Ziel – Panjim – hat vom portugiesischen Flair im sog. portugiesischen Viertel etwas behalten, so targen manche Häuser, Geschäfte und Restaurants portugiesische Namen. Ansonsten können wir aus Panjim nur über unsere Erfahrungen mit der Post erzählen – dazu gleich mehr in unserem Kapitel „Auch mal lästern dürfen“. Vom ca. 10km entfernten Old Goa waren wir ehrlich gesagt wenig beeindruckt, wenngleich der markante katholische Einfluss der Portugiesen nicht zu übersehen war. Unzählige Kirchen auf geschätzten 500qm warfen die Frage nach dem Sinn der Errichtungen auf. Wollten unsere Mit-Europäer wohl Eindruck hinterlassen – erst recht mit dem Christentum? Bei der UNESCO hat es jedenfalls gefruchtet. Die Vielzahl der Kirchen auf engstem Raum stehen auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes – und das auch noch hier in Indien, wo das Christentum ansonsten ja fast keine Rolle spielt. Der Prunk der katholischen Kirche ist auch hier erhalten geblieben, obwohl die Stadt ansonsten seit 150 Jahren aufgrund verschiedener Epidemien wie ausgestorben erscheint. Insgesamt zu Goa haben wir festgestellt, dass eine tiefe Verwurzelung des Christentums vorhanden ist. Spätestens nach der Zimmersuche in Benaulim, bei der Christian über 10 Gästehäuser abgeklappert hat, um mal wieder den Zimmerpreis herunterzudrücken, sind ihm in jedem schön geschmückte, kleine und größere Altäre ins Auge gestochen. Zuhauf ist uns bei den Bewohnern das Kreuz auf der rechten Hand hinter dem Daumen aufgefallen, das die Christen hier als Zeichen ihrer Gläubigkeit bereits im Alter von 4-6 Jahren eintätowiert bekommen.

BENAULIM:
Ein irre langer und toller Strand soweit das Auge reicht mit perfektem Meereszugang. Wollt Ihr noch mehr hören? 🙂 Man kann stundenlang laufen, der Strand wird nie enger, kleiner, dreckiger, steiniger – als wäre er unendlich…. Wir haben es auf eigenen Füßen festgestellt und sind irgendwann umgedreht. Die Mühlen malen hier sehr gemächlich. Wenn nicht unser furchteinflößender Nachbar wäre, „Evil Eye“, der so kalte Augen hat, dass man echt Angst kriegen kann, würden wir einschlafen vor Tiefenentspannung. Davon hält uns in unserer Straße auch der Bruder von „Evil Eye“ ab, „Elephant Tooth“, der alle durch seine Hörner auf Distanz hält. Wir hoffen einfach, dass die Anbinde-Seile dick genug sind oder sie uns begnadigen, wenn wir ihnen mal in freier Wildbahn begegnen. In diesen Gedanken können wir uns weiterhin entspannen…

Da wir in den ersten zwei Wochen quasi unsere Akkus aufgeladen haben, um uns für unsere weitere Reise vorzubereiten, verbringen wir zurzeit unsere Tage ganz nach dem Motto „Carpe Diem“ – am Strand oder bei Schauern auf dem kleinen Balkon unseres Zimmers.Am Donnerstagmorgen geht es dann in aller Früh weiter über Margao nach Hampi – zuerst mit Rikscha, dann mit Zug.

Nach den ersten Tagen in Indien sind uns nach genauerem Hinschauen einige Dinge aufgefallen, die uns trotz aller Offenheit dem Land und den verschiedenen Kulturen gegenüber einigermaßen in Rage versetzten (festzuhalten ist: Uns gefällt es hier und wir genießen die Zeit!)..Den weiteren Teil dieses Beitrages widmen wir daher mal einigen „Aufregern“ über Indien in der Rubrik…

…AUCH MAL LÄSTERN DÜRFEN:

1. Langstrecken
Nicht genug damit, dass die Züge von Mumbai nach Goa einige Tage im Voraus ausgebucht waren – der ganze Süden Indiens scheint ständig unterwegs zu sein, und zwar mit dem Zug. Nachdem wir glücklich unser nächstes Ziel Hampi (Tempel- und Palastruinen) auserkoren, Zugtickets erstanden hatten und über unsere weiteren Ziele im Süden Indiens und die Weiterreise in den Norden fantasierten, fanden wir heraus, dass ALLE Züge in ALLE Richtungen wochenlang ausgebucht sind – ohne besonderen Grund wie Feiertage, Ferien usw.! Das andere Verkehrsmittel für Langstrecken, der Bus, ist anscheinend selten zuverlässig, äußerst unbequem und dann auch noch im Internet nicht zu buchen… So verbrachten wir annähernd einen kompletten Tag im Internetcafé und puzzelten hin und her, wie wir weiterkommen. Schlussendlich sehen wir nun leider weniger von Südindien als gehofft, werden noch einige Tage an der Ostküste verbringen und haben uns zum Nikolaus einen Flug geschenkt, der uns von Chennai nach Ahmedabad bringt, von wo aus es dann wohl leichter mit dem halbwegs spontanen Reisen wird. Das hat uns auch ein polnisches Pärchen bestätigt, das wir in Mumbai kennenlernten und das zuerst den Norden bereist haben.

2. Beamtentum
Dass ein Paket aufgeben etwas umständlicher ist als in Deutschland (wg. Zoll etc.), haben wir uns schon gedacht. Waren froh, dass die Hauptpost in Panjim groß, relativ leer und dafür voll mit anscheinend nichts tuenden Angestellten war und wir auch noch 1,5 Stunden bis zur lt. Türschild offiziellen Schließung hatten. Wir gehen also frohen Mutes mit unserer Plastiktüte voll mit Souvenirs zum ersten Schalter und fragen, wie wir denn nun vorgehen müssen, um ein Paket nach Deutschland verschicken zu können. Es folgt ein Kopfnicken in die eine Richtung mit einem knappen „Over there“. „Over there“ angekommen, antwortet die etwas missgelaunte Postbeamtin, dass das heute nicht mehr gehen würde – „it’s closed for today“. Aber wir haben doch auf dem Schild am Eingang gelesen, dass Internationale Pakete verschicken bis 17:00 Uhr geht und es ist erst halb vier? Wir fragen also, warum es geschlossen ist. „It’s closed since… (ein kurzer Blick auf die Uhr) three o’clock. You have to come back tomorrow.“ „But the sign… on the door…“ Keine Reaktion uns gegenüber mehr. Nur ein starrer Blick auf ihren Schreibtisch. Was macht man da? Steckt man der Beamtin 100 Rupien zu? Wir sind erstmal rausgegangen, haben uns aufgeregt und sind um die Ecke zu einem privaten Paketeeinwickler gegangen, der uns dann sagte, die Post habe sogar bis 20 Uhr geöffnet, wir sollten zu einem anderen Schalter gehen – „Backdoor“. Nachdem er unsere Sachen liebevoll in Papier eingepackt und händisch in den obligatorischen Stoff eingenäht hatte, schließt er sogar kurzerhand seinen Laden ab und bringt uns zur richtigen Stelle, wo wir dann auch glücklich unser Paket loswerden. Außerdem gibt er uns noch den gut gemeinten Rat, in Indien immer den Pass oder zumindest eine Kopie dabei zu haben. „Be careful! India has its own rules.“

3. Die lieben Rupien:
Beschissen wird man ständig und immer, wenn man nicht genau aufpasst. Und selbst dann kann man manchmal nichts dagegen machen. Beispiel für das zweite ist unsere Busfahrt von Margao nach Benaulim. Im Bus hängt ein Schild, dass die Fahrt 7 Rupien kostet. Wir drücken dem Geldeinsammler einen Zwanziger in die Hand und warten auf unser Wechselgeld. Das kann manchmal etwas dauern, wenn dies gerade nicht parat ist. Eine alte Dame direkt vor uns hat irgend ein paar Münzen wiederbekommen, nachdem sie mit 10 Rupien zahlte. Kurz vorm Aussteigen haben wir es aber immer noch nicht wieder. Folgender Wortwechsel: „Sorry, how much is it for two?“ – „Twenty.“ – „But it’s only 14, see the sign!“ – „No, it’s twenty.“ Und raus sind wir und der Bus ist weg. Da ist man machtlos. Gut, es geht hier nur um 10 Cent, aber es ist einfach so eine Verarschung! In anderen Beispielen reicht Aufpassen und man hat noch eine Chance. So wollte der Hostelbesitzer in Anjuna bei seiner Summierung der verbliebenen Schulden für die Übernachtungen auf einmal 50 Rupien mehr. Einfach so. Man kann’s ja versuchen. Im Zug versuchte ein Wasserverkäufer sein Glück bei einer anderen Touristin gleich zweimal, indem er ihr zweimal falsches Wechselgeld raus gab – sie aber rechtzeitig nachzählte. Bei unserer Rollertour durch den Norden wies uns unser Hostelbesitzer darauf hin, dass Polizeikontrollen üblich sein – und dass man, egal, ob man sich ausweisen und sonst alles regelkonform wäre, mindestens 200 Rupien abdrücken müsste. „The police calls it taxes, but it’s corruption.“ Zum Glück blieben wir davon verschont. Goa muss laut unserem Hotelbesitzer die höchsten „Taxes“ zahlen, da die Polizei auch was am Tourismus verdienen möchte.

4. Der Müll und dessen „Entsorgung“:

Über dieses Thema können wir uns sicherlich seitenweise mit Beispielen auslassen. Ist ein Thema, dass wohl ganz Indien niemals bewältigen wird. Die Unterkünfte stellen Mülleimer zur Verfügung. Als wir das Zimmermädchen unserer Unterkunft fragten, was sie mit dem Müll machen wird, antwortete sie, sie würde ihn wohin werfen… nichts Genaueres dazu. Überall sieht man „offene“ Müllhalden, die von irgendeinem mal irgendwann geschaffen wurden – gerne auch des Öfteren am Straßenrand. Am Strand ernähren sich zum Teil die „heiligen“ Kühe und streunenden Hunde vom
Weggeworfenen. In ganz Mumbai findet man keinen Mülleimer auf offener Straße – vermutlich hauptsächlich wegen der Terrorgefahr. Wir haben keine Ahnung, was wirklich mit dem Müll passiert. Vielleicht wollen wir es auch gar nicht wissen?! Im Zug werden die leeren Wasserflaschen, Dosen usw. aus dem Fenster geworfen. Demnach sehen auch die Schienenstreifen aus. Das alles macht einen schon nachdenklich und sucht nach Lösungen für unsere eigene Müllbeseitigung. Nach Deutschland würden wir unseren ja gerne schicken, wenn nicht diese korrupten Postbeamten wären… Eine für unser Gewissen akzeptable Lösung haben wir bei unserer ersten Zugfahrt gesehen. Eine Touristen hat in regelmäßigen Abständen einen Becher Chai (Tee) während der Fahrt gekauft. Wir haben uns nach einigen Minuten gewundert, wo denn der leere Pappbecher geblieben sei. Ab dem nächsten Becher Chai hatten wir die Touristin fest im Blick. Wenige Minuten später hatte sie ihn schon geleert und…. sie stellte ihn einfach auf den Rand des offenen Zugfensters. Durch den Fahrtwind des Zuges hat es nur wenige Augenblicke gedauert und der Becher wurde von eben diesem Fahrtwind „raus getragen“ und „entsorgt“ und nicht direkt von der Touristin. Wir wollen bei unserer nächsten Zugfahrt auch mal einen Becher Chai trinken… In Benaulim wird Laub gepaart mit Plastik offensichtlich mit Vorliebe zusammen verbrannt. Zum Teil stinkt es fürchterlich beim Passieren des an der Straße qualmenden Feuers oder der Gestank zieht gleich in unser Schlafgemach.

Mit der Zeit folgen sicherlich noch weitere positive wie negative Eindrücke und wir freuen uns auf die Weiterreise!



GOA – ALT-HIPPIES, KUEHE AM STRAND UND TECHNO

18 11 2010

Unsere ersten Tage in Goa liegen hinter uns und der Kulturschock zu Mumbai ist kaum in Worte zu fassen… Aber erstmal der Reihe nach.

ZUGFAHRT:
Am Samstag morgen ging’s früh um sechs zum Bahnhof in Mumbai – zum Glück nicht weit zu laufen, aber der Weg hat gereicht. Denn zu dieser frühen Stunde ist das Elend in den Straßen doch noch greifbarer – man muss quasi aufpassen, dass man nicht drauf tritt. Die Bürgersteige und Hauseingänge sind gepflastert von schlafenden Obdachlosen.
Auch der Bahnhof sah nicht besser aus. Nach einiger Zeit hatten wir in dem wirren Chaos unseren Zug ausfindig gemacht, der uns nach Goa bringen sollte. 12 Stunden in der Sleeping Class. Der zweiten (von unten) von insgesamt 7 Klassen. Mit der Wahl waren wir im Nachhinein echt zufrieden. Man hat reservierte Plätze (auf die man im Notfall bestehen muss, weil die Inder es oft nicht sooo genau damit nehmen), Ventilatoren und es ist nicht so eng wie in der untersten Klasse. Über der Sleeping Class kommen dann die „besseren“ mit Klimaanlage und sonstigen Annehmlichkeiten, die aber weitaus teuerer sind. Sleeping Class übrigens deshalb, weil die Sitze nachts zu drei übereinander befindlichen Liegen umgebaut werden. Tagsüber sitzt man zu sechst im „Abteil“. Langweilig wird einem nicht, da ständig Händler durch den Zug laufen, lauthals Chai (Tee) sowie andere Leckereien verkaufen. Wir fühlten uns 12 Stunden lang wie auf einem wandernden Lebensmittelbasar. Die Gerüche haben uns zum Teil das Wasser im Mund zusammen laufen lassen. Mit dem Konsum haben wir uns noch zurück gehalten, aber einmal konnten wir doch nicht widerstehen und haben unheimlich leckere Gemüseteigtaschen in Zeitungspapier serviert gegessen – die zum Glück auch drin geblieben sind. Die Toiletten in diesen Sleeping Classes sind nicht wirklich für magenschwache Leute geeignet…
Neben dem abwechslungsreichen Ausblick hatten wir auch noch Glück mit unseren Abteilgefährten – 4 Goaner um die Anfang zwanzig. Mit ihnen kamen wir nach ein paar Stunden Fahrt ins Gespräch und haben einiges über Indien allgemein, Goa und Konkani (die Sprache der Goaner) erfahren. Das Ende der Geschichte ist, dass wir uns auf Facebook kontaktieren werden, wir ein paar Häppchen Goanisch und die Jungs ein paar Worte Deutsch gelernt haben. Alles in allem tat der Hintern zwar nach unserer ersten Zugfahrt weh, aber es war dennoch kurzweilig und wird sicherlich unser bevorzugtes Verkehrsmittel in Indien werden.

GOA:
Goa ist bekannt als absolutes Hippie-Paradies bis Ende der 80er Jahre. Einige Überbleibsel aus vergangenen Jahren sind an jeder Ecke zu finden – die Zeit scheint stehen geblieben beim Anblick der verzottelten Alt-Hippies, die sich hier ganz niedergelassen haben oder jedes Jahr für einige Monate wiederkommen. Abgelöst wurden die Hippies von den Techno-Freaks – so waren in den 90ern ausufernde Techno-Parties am Strand an der Tagesordnung (manchmal auch noch heutzutage). Seit einigen Jahren ist einigermaßen Ruhe eingekehrt in Goa, dank des stärkeren Durchgreifens von Staat und Polizei. Doch nach wie vor zählt Goa zu einem der reichsten Staaten Indiens und sicherlich auch einem der offensten und modernsten. Hier ist die Zahl der Touristen ungefähr so groß wie die der Einheimischen und es herrscht wenig bis keine Armut. Man kann sogar standardmäßig Toilettenpapier kaufen und Bikinis am Strand sind keine Seltenheiten (auch wenn die meisten indischen Frauen in voller Montur in ihrem Sari ins Wasser steigen).

In Goa hatten wir uns zunächst für das im Norden liegende Städtchen Anjuna entschieden, das wir nach einer wilden Taxifahrt mit viel Gehupe, tiefen Schlaglöchern auf der Straße und halsbrecherischen Überholmanövern am späten Abend erreichten. Nachdem wir am Sonntag nochmals umgezogen sind (die erste Unterkunft war ziemlich bescheiden, überteuert und schlecht gelegen), wohnen wir jetzt 70 Meter vom Strand entfernt für knapp 5 Euro die Nacht. Unzählige Restaurants und Straßenshops säumen den Strand und das Geschehen rund um unser neues Schlafgemach, das aber trotzdem relativ ruhig ist. Von den Moskitos und schabenden Kakerlaken abgesehen sind wir hoch zufrieden. Die Moskitos können wir mit Netz und Spray einigermaßen in Schacht halten. Für die Kakerlaken haben wir noch kein Mittel gefunden und stellen den Ventilator einfach eine Stufe höher, um das nächtliche Schaben zu übertönen.
Den Tag kann man perfekt mit Sonnen, Schwimmen, Schlafen, Essen, Trinken und Kühe beobachten verbringen. Der Strand ist sehr schön und das Arabische Meer einfach unglaublich warm. Abgesehen von den einfach überall umher laufenden indischen Touristen (werden wohl von der aufstrebenden Mittelschicht sein) am Strand, die „Bleichgesichter“ wie uns regelmäßig um ein Foto mit ihnen bitten oder einfach hinterher knipsen oder auch die Kühe und Hunde, die einem ständig versuchen, etwas wegzunaschen (heute hat eine Kuh z.B. meinen Früshstückskaffee weggeschlürft!!!), fühlen wir uns in Anjuna sehr wohl. Getrunken wird übrigens überwiegend Kingfisher Beer – vielleicht kommt der Name dem einen oder anderen bekannt vor: Ja, dem guten Besitzer gehört auch die Airline, mit der wir von London nach Mumbai geflogen sind! Bier ist hier so einfach und billig zu haben wie nirgendwo sonst in Indien (ca. 70 Cent). Unseren ersten Feny (goanischer Cashew-Schnaps, der hier mit Tequila verglichen wird) hat uns den ersten kleinen Rausch eingebracht. War ein schöner Abend…

Wenn wir das oben Erwähnte nicht tun, verhandeln wir mit den Straßenhändlern um die ein oder andere Rupie. Egal, was wir als ersten Preis anbieten, wir bekommen immer ein „Are you killing me?“ zu hören. Das macht einen Heidenspaß und hat uns gut auf den in ganz Goa berühmten „Anjuna Market“ vorbereitet, der jeden Mittwoch hier stattfindet. Nach zähen Verhandlungen haben wir hier unsere ersten Souvenirs erstanden und sind ganz zufrieden mit dem (Verhandlungs-)Ergebnis. Kristin ist besonders stolz auf ihre erste „Alibaba-Hose“. Wir mutierten noch zu besten Einkäufern, wenn nicht die Reisekasse und der Platz in den Rucksäcken limitiert wären.

Trotz des anarchischen Fahrstils der Inder haben wir uns für 24h getraut, einen Roller zu mieten um so die nördlichere Gegend ein wenig erkunden zu können. Nach einer gewissen Gewöhnungszeit konnte auch Kristin hinten drauf die Fahrt genießen und hat sich mit ihren „VORSICHT“-Rufen und wilden Zuckungen zurückgehalten.

Nachdem wir fast alle Restaurants durchprobiert und für ausgesprochen gut befunden haben, machen wir uns morgen auf den Weg nach Panjim und Old-Goa, um nach einigen kulturellen Besichtigungen noch einige Tage am Strand im südlicher gelegenen Benaulim dran zu hängen.