KATHMANDU UND UMGEBUNG – VOLLE DROEHNUNG KULTUR

5 03 2011

Der Abschied von Pokhara fiel schwer, da wir mit dem Asian Tea House als täglicher Verpflegungsstätte und sozialem Mittelpunkt, unserer Unterkunft mit Internetzugang, den köstlichen Kuchen der Bäckereien und der schönen Annapurna-Umgebung uns dort richtig wohl fühlten. Darüber hinaus lernten wir wirklich coole Leute kennen. Aber durch unseren bereits gebuchten Flug nach Kambodscha am 5. März waren wir dann doch gezwungen, uns auf den Weg Richtung Kathmandu zu machen, um auch noch vom östlichen Teil Nepals und von der Hauptstadt etwas zu sehen.

BOUDHA:
Auf der Busfahrt nach Kathmandu überlegten wir uns kurzerhand, dass der „Schock“ von den friedlichen Bergen hinein in eine der verschmutztesten Städte weltweit – Kathmandu – doch wohl zu krass für uns wäre und somit fuhren wir gleich weiter nach Boudha (oder Boudhanath), einem kleinen, gemütlicheren Stadtteil etwas außerhalb des Zentrums gelegen. Hier steht die Boudha Stupa, welche eine der größten Stupas weltweit ist. Außerdem stellt es das wichtigste tibetisch-buddhistische Bauwerk außerhalb Tibets dar und ist seit 1959 das „Mekka“ für Exiltibeter. Überhaupt fühlten wir uns eher wie in Tibet, denn fast niemand der Einheimischen konnte auf Christians obligatorische, nepalesische Sätze (Wie geht’s? Wie teuer? …) antworten!
Um die Stupa herum befindet sich ein Rundweg mit unzähligen sogenannten Gebetsrädern. Die buddhistischen Pilger drehen unermüdlich ihre Kreise im Uhrzeigersinn um die Stupa – diese soll eine besondere Kraft zur Wunscherfüllung besitzen. Dabei drehen sie unentwegt an den Gebetsrädern, da das Drehen eines einzelnen Gebetsrades eine elftausendfach stärkere Kraft haben soll als die eines normalen Mantras (Gebet).

BHAKTAPUR:
Von Boudha ging es weiter nach Bhaktapur, einem wunderschönen Städtchen östlich von Kathmandu gelegen. Der stolze „Eintrittspreis“ von 15 US-Dollar war im Nachhinein angemessen. Übrigens ist 2011 das offizielle Tourismusjahr in Nepal, was vor allem bedeutet, dass die Preise um ca. ein Drittel angestiegen sind…
An Bhaktapurs Schönheit ist auch Deutschland nicht ganz unbeteiligt. So hat unser Alt-Kanzler Dr. Helmut Kohl einen Tempel, der nach einem großen Erdbeben 1934 zerstört wurde, zwischen Ende der achtziger Jahre bis 1992 erdbebensicher wieder aufbauen lassen und dies dem nepalesischen Volk als deutsches Staatsgeschenk überlassen. Dies und viele weitere interessante Informationen erhielten wir bei unserer zweistündigen Stadtführung von unserem Guide. Zusammen mit Llouis, unserem spanischen Bekannten vom Asian Tea House in Pokhara, mit dem wir uns hier verabredet hatten, gönnten wir uns dieses Vergnügen zu dritt für ganze 2€. Das architektonisch beeindruckende Bhaktapur ist sowohl hinduistisch als auch buddhistisch geprägt und trägt zurecht den Status des UNESCO Weltkulturerbes. Nach unserer Führung machten wir uns zu einem wohlverdienten Essen in Richtung eines ausfindig gemachten MoMo-Shops auf, in dem wir uns mit den unglaublich billigen, kleinen Teigbällchen gefüllt mit Hackfleisch vollstopften.
Von Bhaktapur aus erkundetetn wir in einem Tagesmarsch Changu Narayan. Dieser Ort oder bzw. Tempelkomplex gab uns einen Eindruck alter nahezu unberührter Baukunst. Auf dem Hin- und Rückweg konnten wir trotz diesigen Wetters schöne Landschaften und dörfliches Leben sehen.

KATHMANDU:
In der Hauptstadt verbrachten wir unsere letzten fünf Tage unseres Aufenthalts in Nepal. Eingenistet im Stadtteil Thamel, der Touristenhochburg Kathmandus, erkundeten wir von hier aus die Sehenswürdigkeiten. Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt ist wohl der „Durbar Square“ mit seinen unzähligen kleinen und großen Tempelgebäuden. Ein altes Gebäude wird als Kasthamandap bezeichnet und es wird vermutet, dass daher auch der Name Kathmandu herrührt. Rund um den Durbar Square besichtigten wir auf Rundwegen weitere hinduistische Tempel und buddhistische Stupas. Das wohl bedeutendste buddhistische Bauwerk ist der Tempelkomplex „Swayambhu“ das als Mikrokosmos nepalesischer Kultur gesehen werden kann. Wirklich beeindruckender Treppenaufgang zum Tempelberg, der uns trotz unseres Trekkingtrainings die letzte Puste aus der Lunge zog.
Irgendwann hatten wir einerseits von Tempeln, Stupas und dergleichen auch genug. Andererseits hatten wir die Vorbereitung für Südost-Asien und insbesondere Kambodscha, unserem nächsten Reiseland, im Kopf und sind nun froh, dass es weitergeht!

Wir verlassen nach sechs Wochen ein für uns sehr touristisches Nepal – und das zurecht, denn dieses Land ist einen Besuch wert…
Wir haben unsere schlechteste Erfahrung unserer bisherigen Reise mit einem Schlepper in Pokhara gemacht haben, der uns auf offener Straße in eine sehr unangenehme, cholerische Situation brachte. Und auch sonst wollen uns die „Geschäftemacher“ des Öfteren die Kohle aus der Tasche ziehen. Trotzdem haben uns neben den wundervollen Landschaften insbesondere die Menschen in Nepal mit ihrer Freundlichkeit auch in den größeren Städten Pokhara und Kathmandu überrascht. Manchmal liegen negative wie positive Dinge eben nahe beieinander. In und rund um Pokhara bei unserem Trek im Annapurna-Gebiet haben wir die nettesten Menschen kennen gelernt. Damit meinen wir nicht nur Nepalesen, dessen Bergbevölkerung insbesondere nach ein paar Sätzen auf nepalesisch ein breites Grinsen bekommt und Freude ausstrahlt. Mit Helen und David auf unserem Trek haben wir ebenso tolle Tage verbracht wie im Asian Tea House. Die familiäre Atmosphäre, die wir zumeist mit Lluis geteilt haben, haben wir ebenso genossen wie das tolle Essen, unzählige Tassen Chiya und der entspannte Umgang mit der Begleichung unserer Rechnung. Zudem haben wir in Kathmandu nette Straßenhändler kennen gelernt, die immer wieder über ihr Land und ihre Leute sprechen wollten und die mit Freude unsere positiven Eindrücke aufgenommen haben. Nicht zu vergessen ist das kleine Restaurant in der Seitengasse unserer Unterkunft, das von den Söhnen geflüchteter Tibeter geführt wird, die ihr nah gelegenes Heimatland bis heute nicht besucht haben. Dort durfte Christian superumkompliziert bei der traditionellen Momo- und Thinktuk-Zubereitung in der Küche den Jungs über die Schulter schauen – auf ein hoffentlich erfolgreiches Nachkochen, wenn wir irgendwann mal wieder eine eigene Kochgelegenheit haben!



TREKKING IM ANNAPURNA SANCTUARY & POON HILL – SCHNEE, YAKS UND NATUR PUR

21 02 2011
UNSERE TREKKING-ROUTE

UNSERE TREKKING-ROUTE

9 Tage Trek liegen hinter uns und wir sind immer noch völlig überwältigt / mitgenommen / verzaubert / geschafft von unseren Erlebnissen und Eindrücken.

Wir hatten uns für den angeblich meist bewanderten Rundwanderweg der Welt zum Annapurna Base Camp (4.200 m Höhe) entschieden mit anschließendem Abstecher zum Poon Hill, einem Aussichtspunkt in 3.200 m Höhe auf die umliegende Himalaya-Region.

Nach einem kräftigen Frühstück in unserem geliebten Asian Tea House ging es mit dem Bus nach Nayapul, von wo aus wir in knapp über 1.000 m Höhe los wanderten. Nach den ersten 2 sehr harmlosen Stunden über ebenes Gelände im Tal weg von der Zivilisation fingen die Schmerzen an – endlose, steile Stufen nach oben. Diese machten nicht nur uns zu schaffen, sondern brachten auch die tapferen, voll bepackten Sherpas (Träger) und Pferdchen, die die abgelegenen Orte mit Lebensmitteln, Gas und Zement, aber auch mit so „nützlichen“ Dingen wie Keramikkloschüsseln, Schaukelpferden und Waschmaschinen versorgen, gehörig zum Schwitzen. Hätten wir hier schon gewusst, wie viele Auf- und Abstiege wir noch hinter uns zu bringen hätten, wer weiß, ob wir weitergelaufen wären?!? 😉

Die ersten vier Tage verliefen nach einem ziemlich ähnlichen Muster: Gegen halb sieben morgens in aller Kälte (knapp über dem Gefrierpunkt) raus aus dem Schlafsack, mehr oder weniger Frühstück mit Keksen und einer Kanne Tee für den Weg, im Schnitt 7-8 Stunden Wanderung, dabei Überquerung unzähliger Pässe, Durchquerung etlicher Flusstäler, Stufen, Stufen und noch mehr Stufen, kleine Dörfer, Terrassenanbau, nette Einwohner, beeindruckende Landschaften. Mittags legten wir eine längere Pause ein, um durch unsere mitgeschleppten 2-Minuten-Terrinen und einem Omelette wieder zu Kräften zu kommen. Gegen Spätnachmittag erreichten wir dann unser jeweiliges Tagesziel, wo wir uns mit anderen Trekkern bei Dal Bhat (typisch nepalesisches Gericht) und Kerosinflamme unter dem Esstisch austauschten.

Mit diesem Ablauf erreichten wir Deurali auf 3.230 Höhenmetern – der zweitletzten Übernachtungsmöglichkeit vor dem Annapurna Base Camp. Beim letzten Anstieg nach Deurali haben wir noch die Anfänge eines Hagelschauers abbekommen und dabei den ersten Eindruck eines schnellen Wetterwechsels in den Himalaya mitbekommen. Im Gästehaus angekommen erholten wir uns erst mal von dem Hagelschock und der aufgekommenen eisigen Kälte sowie dichtem Nebel am Kerosinofen mit Tee. Dabei haben wir Helen und David aus England wieder getroffen, die wir am Abend zuvor kennen lernten und die unser Schicksal der kommenden Tage mit uns teilen sollten. Aufgewärmt und vollgefuttert verkrochen wir uns früh in unsere Schlafsäcke. In der Nacht fielen zehn Zentimeter Neuschnee. Nach längerer Beratung mit Helen und David und den Informationen der Einheimischen entschieden wir uns dann um neun Uhr für einen Aufstieg zum Machhapuchre Base Camp (MBC – 3.700m). Dort wollten wir dann entscheiden, ob wir bis zum ABC wie geplant weitergehen. Nachdem es zu Beginn aufgeklart war, gerieten wir nach etwa einer halben Stunde Trekken in einen andauernden Schneesturm. Nach weiteren zweieinhalb Stunden kamen wir ziemlich fertig am MBC an. Wir quartierten uns in eines der Gästehäuser ein und dachten mitnichten an einen weiteren Aufstieg zum ABC an diesem fünften Trekkingtag. Zudem rieten uns alle Einheimischen und andere Trekker auf dem Weg zuvor davon ab, da es aufgrund von Schneetiefe, Schneerutsche und schlechter Sicht gefährlich und unnötig sei. Trotzdem sahen wir ca. eine Stunde später eine koreanische Gruppe mit Führern den Aufstieg im weiter anhaltenden Schneesturm wagen. Den ganzen Nachmittag verbrachten wir mit heißen Getränken, Essen und Kartenspielen bevor wir uns um halb neun Uhr abends im aufgewärmten Speisesaal schlafen legten, während draußen der Wind bei Blitz und Donner pfiff. Im Laufe der Nacht schneite es weitere ca. 40 Zentimeter. Durch die zusätzlichen Verwehungen war der mittlerweile weit über einen halben Meter gefallene Schnee an manchen Stellen bis Hüfthöhe aufgestaut. Angeblich fielen diese Schneemassen zuletzt 1996 hier um diese Jahreszeit. Nach dem ersten Schock und einem Tee entschieden wir vier uns schnell für einen unmittelbaren Abstieg. Wir konnten uns zwei vorangehenden Sherpas anschließen, die aufgrund ihrer Arbeit auf einen Abstieg nicht verzichteten. Viel zu schnell für uns – wohl aufgrund ihres straffen Zeitrahmens – pflügten uns die Sherpas eine Schneise im Schnee frei, der wir bei anhaltendem Schneefall rutschend und stolpernd folgten. Nach ca. einer Stunde war auch nur noch diese zu sehen, nicht aber mehr die Sherpas. Wir vier wollten einfach nur noch wieder in Deurali ankommen, das wir einen Tag zuvor verlassen hatten. So hielten wir trotz knarrenden und grummelnden Geräuschen aus den schneebedeckten Hängen (Lawinen?!?) stur Kurs auf unserer Schneise. Diese stellte bei der weißen Schneelandschaft um uns herum den einzigen Wegweiser zur Zivilisation dar. Nach insgesamt eineinhalb Stunden kamen wir in Deurali an. Wir flößten uns kurz einen Tee ein, um dann – beflügelt vom raschen Vorwärtskommen – weiter nach unten zu gehen. Wir wollten einfach nur raus aus dem Schnee, von dem wir nach zwei Tagen mehr als genug hatten. Nach insgesamt sechs Stunden Abstieg über zum Teil vereiste, rutschige Pfade kamen wir in Bamboo an. Trotz aufgeklartem Nachthimmel wollten wir auf keinen Fall am nächsten Morgen noch mal zurück in Richtung ABC. Es hatte nur so ein kleines Stück zum Ziel gefehlt, aber wir waren in erster Linie froh, heile und gesund aus der Sache rausgekommen zu sein.

An den nächsten beiden Tagen trekkten wir vier in Richtung unseres zweiten Ziels – Poon Hill (3.210m). Mit strahlendstem Sonnenschein am Himmel, als wäre nix gewesen, ging es wieder in die Höhe auf teilweise komplett vereisten Pfaden und Stufen. Auf dem Weg überquerten wir den Deurali-Pass in 3.000 Metern Höhe. In einem kleinen Waldstück dahinter wurde Kristin von einem Yak in zehn Metern Entfernung quasi überrascht. Wie aus dem Nichts stand er vor ihr und als sie sich beide anschauten, bewegte sich das Yak nach heftigem Kopfschütteln zwei schnelle Schritte zum Angriff in Kristins Richtung. Wir alle vier verdrückten uns erstmal hinter ein paar Bäumen. Danach wurden Fotos geschossen, während sich der Yak wieder beruhigt zu seinem Kumpel in die Büsche verzog.
Unsere letzte Nacht verbrachten wir in Gorepani, dem Zielort für den Aufstieg nach Poon Hill. Um halb sechs Uhr machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum Sonnenaufgang nach Poon Hill. Oben nach einer Dreiviertelstunde angekommen erwarteten uns neben etwa 200 Menschen ein wunderschöner und klarer Ausblick auf das Annapurna-Massiv und die Dhaulagiri-Berge. Gefühlte 1.000 Fotos und 2 Tee später stiegen wir durchgefroren wieder nach Ghorepani ab. Wir packten schnell unsere Sachen und verließen Ghorepani in Richtung Birethanti. Nach endlosen Stufen an unserem letzten Trekkingtag durch das Bhurungdi Khola-Tal kamen wir nach dem Abstieg von 2.000 Höhenmetern nach sieben Stunden und insgesamt ca. 100km Trekking in Birethanti an. Mit Taxi fuhren wir dann zu viert nach Pokhara zurück in unsere Unterkünfte. Den Abend verbrachten wir hundemüde nach einer heißen Dusche mit Pizza und Bier in unserem Bett – die Zivilisation hat einfach doch auch ihre schönen Seiten. 🙂

Genießt die Fotos – und bei dieser Gelegenheit vielen lieben Dank an Helen und David, die ca. ein Drittel davon geschossen haben… Übrigens hat Christian gleich am nächsten Tag seinen Bart gestutzt, nachdem er sogar von Bergbewohnerinnen als „Osama Bin Laden“ betitelt wurde!



NEPAL – ERSTE EINDRÜCKE VON BUDDHA, DSCHUNGEL UND HIMALAYA

9 02 2011

LUMBINI:
Wir waren sehr gespannt auf unsere ersten Eindrücke von Indien’s kleinem Nachbarn, nachdem wir wirklich ausnahmslos nur Schwärmereien über Nepal gehört haben. Die 12-stündige Busfahrt von Varanasi nach Sonauli, dem Grenzpunkt, verlief ohne nennenswerte Umstände (wir waren nur froh, dass wir uns im letzten Moment doch für eine Tagesfahrt entschieden hatten – Bus- und Straßenverhältnisse hätten uns sicherlich keine 2 Minuten schlafen lassen!). In Sonauli mussten wir kurz die Einreiseformalitäten abwickeln und schon konnten wir mit einem zunächst 30-tägigen Visum über die Grenze laufen! Von dort teilten wir uns nach einigem Hin-und-Her mit den nepalesischen Schleppern (haben sich viel von ihren indischen Kollegen abgeguckt!) mit einem Buddhisten aus Sri Lanka ein Taxi nach Lumbini – dem Geburtsort Buddhas. Dieses kleine, verschlafene Dörfchen liegt direkt neben einer riesigen Parkanlage, deren Zentrum der „Sacred Garden“ als tatsächlicher Geburtsort Buddhas sein soll. Um diesen Garten verteilen sich über 40 buddhistische Tempel und Klöster aus aller Welt (inklusive einem deutschen). Ein Bauende ist nicht abzusehen und beim Anblick der sich an Prunk teilweise nur so übertreffenden Bauten fanden wir die Beschreibung unseres Reiseführers als „Trend zum buddhistischen Disneyland“ echt zutreffend. Trotzdem ist es wirklich noch ein ruhiger und friedvoller Ort mit ausschließlich nepalesischen Straßenrestaurants und „Shop-Hütten“.

Die täglichen Stromausfälle in Indien, die längstens eine Stunde am Stück dauerten, sollten uns auf das noch Folgende in Nepal vorbereiten! Denn hier wird aus „politischen Gründen“ einfach mal für mindestens 12 Stunden am Tag (!!!) der Strom abgestellt. Entweder dann 12 Stunden durchgängig oder auch gerne mal im sechs Stundenrhythmus. Damit sind wir direkt in Lumbini nachts bei unserer Ankunft konfrontiert worden.

SAURAHA UND CHITWAN NATIONAL PARK:
Nach zwei Nächten haben wir uns über lokale Busverbindungen mit drei Zwischenstopps in Richtung Sauraha begeben. Sauraha gilt als das bekannteste Reiseziel, wenn man den Chitwan Nationalpark besuchen möchte, Heimat wilder Rhinozerosse, Elefanten, bengalischer Tiger, Bären, Krokodile und weniger gefährlicher Tiere wie Vögel, Affen und Hirsche.
Sauraha ist mit allem ausgestattet, was das Backpacker-Herz so begehrt, so dass man auch in der eigentlichen „Wildnis“ auf nichts verzichten muss. „Die Nepalesen sind auf uns vorbereitet“, das sollten wir hier zum ersten Mal feststellen! Unabhängig vom Tourismusandrang stach uns in Nepal übrigens der unheimlich hohe Alkoholkonsum ins Auge – an jeder Ecke gibt es Shops und auch leider relativ viele betrunkene Einheimische und das Ganze auch gerne bei Tageslicht. Das war nach dem nahezu alkoholfreien Indien schon quasi ein Kulturschock für uns. (Leider befinden wir uns aber noch in unserer Reiki-Meditationsphase, in der wir FREIWLLIG weiter auf Alkohol und Fleisch verzichten – aber die Tage sind gezählt 🙂 ).
Zurück zu Sauraha: Nachdem man die Wahl zwischen den unzähligen Hotels bzw. Gästehäusern getroffen hat, stehen direkt die nächsten Entscheidungen in Bezug auf die angebotenen Events bevor: Dschungeltour zu Fuß / mit Jeep / mit Kanu, eintägig oder mehrtägig, Elefantenritt, Elefantenbad, Kamelritte, Sonnenuntergänge am Fluss usw. Kristin hatte sich schon in Indien eine hartnäckige Erkältung eingefangen, die erstmal einige Tage ohne große Events bescherte. Aber auch so ergaben sich lustige Situationen: So gerieten wir zufällig in einen großen Aufruhr, verursacht durch einen Straßenhund, der seinen Kopf zu tief in eine große, leere Bonbondose gesteckt hatte und nicht mehr rauskam (erinnerte stark an „Michel in der Suppenschüssel“!). Nur leider blieb der Hund nicht so ruhig wie Michel, sondern kriegte verständlicherweise immer mehr Panik, erst recht, als er sich bei seinen Befreiungsversuchen halb in einem Stacheldraht verhedderte. Daraus befreit rannte er auf die Hauptstraße (also den Schotterweg), wo gerade 2 Kamele mit ihren Reitern vorbeikamen. Der Hund sieht nix, rennt in die Hinterbeine eines der Kamele, die beide duchgehen und buckelnd die Straße entlang galoppieren! Ein einmaliges Bild – wenn der Hund einem natürlich auch leid tun konnte. Ein Nepalese schaffte es aber dann zum Glück ihn einzufangen, die Dose festzuhalten und den armen Köter so gemeinsam durch Zerren und Ziehen zu befreien…

Wir machten einen Spaziergang zum Elefant Breeding Center, wo Elefanten zur Aufrechterhaltung der Art gezüchtet werden und die meisten von ihnen den ganzen Tag im Dschungel unterwegs sind. Vor Sonnenuntergang kommen sie dann zurück. Diese Tiere sind einfach beeindruckend!!! Am süßesten waren natürlich die beiden kleinen Zwillingselefanten mit ihren 27 Monaten. Die Altersentwicklung ist dem Menschen ähnlich. Mit 15 Jahren sind sie ausgewachsen, mit ca. 55 werden sie in Rente geschickt bis sie dann mit durchschnittlich 75 Jahren sterben.
Am nächsten Tag wurden wir überraschend Zeugen des Elefantenbades, wo die jeweiligen Guides (ein Mensch betreut immer einen Elefanten und das so lange bis einer von beiden stirbt) mit ihren Elefanten zum Fluss zum Baden gingen. Nach unserer Besichtigung der Aufzuchtstation hatten wir uns irgendwie gegen den normalen Elefantenritt im Dschungel entschieden, bei dem man zusammen mit anderen Touristen in einem Sattel, einem Käfig ähnlich, auf dem Tier sitzt. Aber dann sollte sich Kristins Wunsch, einmal auf einem Elefanten zu sitzen, doch ganz einfach erfüllen! Ein Guide kam aus dem Wasser und bot uns an, mit seinem Elefanten Fotos zu machen usw. Und schwups, auf einmal saß Kristin drauf – und zwar direkt hinter den Ohren ohne Sattel etc. und war mächtig stolz und noch stundenlang völlig high von dieser tollen Erfahrung :-). Am selben Nachmittag machten wir einen Spaziergang mit einem ganz bestimmten Ziel – Rhinozerosse entdeckten!!! Wir wussten von unserer Apartmentnachbarin, dass es anscheinend auch Rhinos außerhalb des eigentlichen National-Parkgeländes gibt, welches man nur mit Eintritt und Guide betreten darf. Also marschierten wir in die angegebene Richtung und dachten auch schnell, dass wir die gesuchten Tiere in der Ferne gesichtet hätten – diese entpuppten sich dann aber doch als ordinäre Kühe… Wir ließen uns nicht entmutigen und marschierten in eine andere Richtung weiter. Wieder sahen wir ein Tier – und diesmal war es tatsächlich ein Rhinozeros!!! Wir pirschten uns langsam und vorsichtig heran und kamen uns wie richtige Entdecker vor (hatten außerdem eine Menge Respekt). In angemessener Entfernung blieben wir stehen und beobachteten unser „selbst entdecktes“ Rhino. Dieser machte sich dann auf den Weg durch den Fluss auf die andere Seite, so dass wir noch näher ran konnten und auf einmal auch von einigen anderen Touristen umgeben waren – die allerdings alle einen Guide bei sich hatten.

Natürlich machten wir uns trotzdem noch auf in den eigentlichen Dschungel im Nationalpark und zwar bei einer halbtägigen Wanderung mit unserem Hotel-Guide Vishnu. Dieser hat über 20 Jahre Erfahrung und so vertrauten wir ihm komplett, als er uns vorbei an Tiger-, Bären- und Nashornspuren ins Dickicht führte. Zu Beginn mussten wir uns mit Kothaufen und wilden Pfauen begnügen, die wir zum ersten Mal fliegen sahen. Rechts abgebogen ins Dickicht sahen wir an verschiedenen Bäumen zum Teil wenige Tage alte Kratzspuren, durch die Tiger ihr Revier markieren. Da wurde einem in einer dicht bewaldeten Umgebung richtig schön warm. Später weiter auf dem Hauptweg sahen wir über uns in den Bäumen verschiedene Affen und die buntesten Vogelarten. Vishnu steuerte dann unseren Wendepunkt an. Am Flusslauf des „Rapti River“ sahen wir ein Krokodil ohne Regung auf einer kleinen Sanddüne ruhen, so dass wir ein paar Fotos aus sicherer Höhe vom Ufer machen konnten. Auf dem Weg zurück aus dem Park wurde uns fast schon ein bisschen langweilig, da wir das wiederkehrende Bild von Affen, Pfauen und weiteren Vögeln vor Augen hatten. Wie es uns Vishnu befohlen hatte trotteten wir in einer Reihe hintereinander hinter ihm her, abgesichert von Vishnu’s Assistent hinter uns. Ab und zu hielt er noch mal an, da er meinte etwas gehört zu haben, ging aber nach wenigen Sekunden immer wieder weiter. Dann 200 Meter vor Verlassen des Parks stoppte Vishnu wieder und entdeckte tatsächlich einen riesigen Rhinozerosbullen im Gebüsch. Bis auf ca. zehn Metern haben wir ihn im Gestrüpp beobachten können, mussten aber ganz leise sein, um uns nicht entdecken zu lassen. Vishnu wollte uns wohl noch einmal zeigen, was für ein toller Guide er ist und wollte uns zum Abschluss noch einen verärgertes Rhinozeros präsentieren. So pirschte er sich bis auf wenige Meter an den Bullen heran, um ihm einen Stein auf den Rücken zu werfen und dann direkt zu fliehen, da er Angst hatte angegriffen zu werden. Wir wissen bis heute nicht, ob wir ein aufgebrachtes Rhinozeros sehen wollten. Jedenfalls ist es nicht hinter Vishnu und damit hinter uns her, sondern hat sich in die andere Richtung tiefer ins Dickicht verzogen. Wir beide sind jedenfalls schon lange nicht mehr auf einen Baum geklettert und noch nie in Windeseile vor einem Rhino geflüchtet… Nichtsdestoweniger war das ein würdiger Abschluss für unsere Zeit in Sauraha und dem Chitwan National Park!

POKHARA – TREKVORBEREITUNGEN:
Am nächsten Tag sind wir dann nach Pokhara weiter westlich gefahren. Sie ist die zweitgrößte Stadt in Nepal und liegt wunderschön an einem großen See direkt südlich unterhalb des Annapurna Conservation Area mit ihren beeindruckenden Schneegipfeln. Nach Pokhara sind wir hauptsächlich hingefahren, um ein paar Tage in den Bergen zu trekken. Leider laboriert Kristin seit unserer Ankunft an dem Rückfall ihrer Grippe. Christian ist derweil für einen Tagesausflug an einen Aussichtspunkt oberhalb von Pokhara gewandert – Sarangkot. Zudem konnten wir bis auf die Vorbereitungen, die aber so gut wie abgeschlossen sind, in der vergangenen Woche uns nur noch um die leiblichen Köstlichkeiten der Stadt kümmern – da ist Pokhara aber auch genau der richtige Ort! Neben unzähligen Shoppingmöglichkeiten reiht sich ein Restaurant an das andere. Dabei haben wir aber ein kleines familienbetriebenes Teehaus mit 3 Tischen in einer Seitenstraße entdeckt, in dem wir uns zu jedem Frühstück und gelegentlich zum Abendessen einfinden. Die familiäre Atmosphäre teilen wir meist mit einem Spanier, der diese Familie bereits aus dem vergangenen Jahr kennt und einen Deckel bei ihnen hat, den er erst bei Abreise nach drei Monaten begleichen muss.

So wie es aussieht, werden wir in den kommenden 2-3 Tagen endlich zu unserem Trek aufbrechen können. Unser Trek führt uns ins Annapurna Sanctuary mit dem Ziel das Süd-Annapurna Basislager (4130m) zu erreichen. Der Annapurna I ist selbst über 8.000 Meter hoch (etwas zu hoch für uns…)! Mit einem Abstecher zu heißen Quellen als Abschlussbad werden wir geplant nach ca. 10 Tagen wieder in Pokhara sein. Bis dahin…