NEPAL – ERSTE EINDRÜCKE VON BUDDHA, DSCHUNGEL UND HIMALAYA

9 02 2011

LUMBINI:
Wir waren sehr gespannt auf unsere ersten Eindrücke von Indien’s kleinem Nachbarn, nachdem wir wirklich ausnahmslos nur Schwärmereien über Nepal gehört haben. Die 12-stündige Busfahrt von Varanasi nach Sonauli, dem Grenzpunkt, verlief ohne nennenswerte Umstände (wir waren nur froh, dass wir uns im letzten Moment doch für eine Tagesfahrt entschieden hatten – Bus- und Straßenverhältnisse hätten uns sicherlich keine 2 Minuten schlafen lassen!). In Sonauli mussten wir kurz die Einreiseformalitäten abwickeln und schon konnten wir mit einem zunächst 30-tägigen Visum über die Grenze laufen! Von dort teilten wir uns nach einigem Hin-und-Her mit den nepalesischen Schleppern (haben sich viel von ihren indischen Kollegen abgeguckt!) mit einem Buddhisten aus Sri Lanka ein Taxi nach Lumbini – dem Geburtsort Buddhas. Dieses kleine, verschlafene Dörfchen liegt direkt neben einer riesigen Parkanlage, deren Zentrum der „Sacred Garden“ als tatsächlicher Geburtsort Buddhas sein soll. Um diesen Garten verteilen sich über 40 buddhistische Tempel und Klöster aus aller Welt (inklusive einem deutschen). Ein Bauende ist nicht abzusehen und beim Anblick der sich an Prunk teilweise nur so übertreffenden Bauten fanden wir die Beschreibung unseres Reiseführers als „Trend zum buddhistischen Disneyland“ echt zutreffend. Trotzdem ist es wirklich noch ein ruhiger und friedvoller Ort mit ausschließlich nepalesischen Straßenrestaurants und „Shop-Hütten“.

Die täglichen Stromausfälle in Indien, die längstens eine Stunde am Stück dauerten, sollten uns auf das noch Folgende in Nepal vorbereiten! Denn hier wird aus „politischen Gründen“ einfach mal für mindestens 12 Stunden am Tag (!!!) der Strom abgestellt. Entweder dann 12 Stunden durchgängig oder auch gerne mal im sechs Stundenrhythmus. Damit sind wir direkt in Lumbini nachts bei unserer Ankunft konfrontiert worden.

SAURAHA UND CHITWAN NATIONAL PARK:
Nach zwei Nächten haben wir uns über lokale Busverbindungen mit drei Zwischenstopps in Richtung Sauraha begeben. Sauraha gilt als das bekannteste Reiseziel, wenn man den Chitwan Nationalpark besuchen möchte, Heimat wilder Rhinozerosse, Elefanten, bengalischer Tiger, Bären, Krokodile und weniger gefährlicher Tiere wie Vögel, Affen und Hirsche.
Sauraha ist mit allem ausgestattet, was das Backpacker-Herz so begehrt, so dass man auch in der eigentlichen „Wildnis“ auf nichts verzichten muss. „Die Nepalesen sind auf uns vorbereitet“, das sollten wir hier zum ersten Mal feststellen! Unabhängig vom Tourismusandrang stach uns in Nepal übrigens der unheimlich hohe Alkoholkonsum ins Auge – an jeder Ecke gibt es Shops und auch leider relativ viele betrunkene Einheimische und das Ganze auch gerne bei Tageslicht. Das war nach dem nahezu alkoholfreien Indien schon quasi ein Kulturschock für uns. (Leider befinden wir uns aber noch in unserer Reiki-Meditationsphase, in der wir FREIWLLIG weiter auf Alkohol und Fleisch verzichten – aber die Tage sind gezählt 🙂 ).
Zurück zu Sauraha: Nachdem man die Wahl zwischen den unzähligen Hotels bzw. Gästehäusern getroffen hat, stehen direkt die nächsten Entscheidungen in Bezug auf die angebotenen Events bevor: Dschungeltour zu Fuß / mit Jeep / mit Kanu, eintägig oder mehrtägig, Elefantenritt, Elefantenbad, Kamelritte, Sonnenuntergänge am Fluss usw. Kristin hatte sich schon in Indien eine hartnäckige Erkältung eingefangen, die erstmal einige Tage ohne große Events bescherte. Aber auch so ergaben sich lustige Situationen: So gerieten wir zufällig in einen großen Aufruhr, verursacht durch einen Straßenhund, der seinen Kopf zu tief in eine große, leere Bonbondose gesteckt hatte und nicht mehr rauskam (erinnerte stark an „Michel in der Suppenschüssel“!). Nur leider blieb der Hund nicht so ruhig wie Michel, sondern kriegte verständlicherweise immer mehr Panik, erst recht, als er sich bei seinen Befreiungsversuchen halb in einem Stacheldraht verhedderte. Daraus befreit rannte er auf die Hauptstraße (also den Schotterweg), wo gerade 2 Kamele mit ihren Reitern vorbeikamen. Der Hund sieht nix, rennt in die Hinterbeine eines der Kamele, die beide duchgehen und buckelnd die Straße entlang galoppieren! Ein einmaliges Bild – wenn der Hund einem natürlich auch leid tun konnte. Ein Nepalese schaffte es aber dann zum Glück ihn einzufangen, die Dose festzuhalten und den armen Köter so gemeinsam durch Zerren und Ziehen zu befreien…

Wir machten einen Spaziergang zum Elefant Breeding Center, wo Elefanten zur Aufrechterhaltung der Art gezüchtet werden und die meisten von ihnen den ganzen Tag im Dschungel unterwegs sind. Vor Sonnenuntergang kommen sie dann zurück. Diese Tiere sind einfach beeindruckend!!! Am süßesten waren natürlich die beiden kleinen Zwillingselefanten mit ihren 27 Monaten. Die Altersentwicklung ist dem Menschen ähnlich. Mit 15 Jahren sind sie ausgewachsen, mit ca. 55 werden sie in Rente geschickt bis sie dann mit durchschnittlich 75 Jahren sterben.
Am nächsten Tag wurden wir überraschend Zeugen des Elefantenbades, wo die jeweiligen Guides (ein Mensch betreut immer einen Elefanten und das so lange bis einer von beiden stirbt) mit ihren Elefanten zum Fluss zum Baden gingen. Nach unserer Besichtigung der Aufzuchtstation hatten wir uns irgendwie gegen den normalen Elefantenritt im Dschungel entschieden, bei dem man zusammen mit anderen Touristen in einem Sattel, einem Käfig ähnlich, auf dem Tier sitzt. Aber dann sollte sich Kristins Wunsch, einmal auf einem Elefanten zu sitzen, doch ganz einfach erfüllen! Ein Guide kam aus dem Wasser und bot uns an, mit seinem Elefanten Fotos zu machen usw. Und schwups, auf einmal saß Kristin drauf – und zwar direkt hinter den Ohren ohne Sattel etc. und war mächtig stolz und noch stundenlang völlig high von dieser tollen Erfahrung :-). Am selben Nachmittag machten wir einen Spaziergang mit einem ganz bestimmten Ziel – Rhinozerosse entdeckten!!! Wir wussten von unserer Apartmentnachbarin, dass es anscheinend auch Rhinos außerhalb des eigentlichen National-Parkgeländes gibt, welches man nur mit Eintritt und Guide betreten darf. Also marschierten wir in die angegebene Richtung und dachten auch schnell, dass wir die gesuchten Tiere in der Ferne gesichtet hätten – diese entpuppten sich dann aber doch als ordinäre Kühe… Wir ließen uns nicht entmutigen und marschierten in eine andere Richtung weiter. Wieder sahen wir ein Tier – und diesmal war es tatsächlich ein Rhinozeros!!! Wir pirschten uns langsam und vorsichtig heran und kamen uns wie richtige Entdecker vor (hatten außerdem eine Menge Respekt). In angemessener Entfernung blieben wir stehen und beobachteten unser „selbst entdecktes“ Rhino. Dieser machte sich dann auf den Weg durch den Fluss auf die andere Seite, so dass wir noch näher ran konnten und auf einmal auch von einigen anderen Touristen umgeben waren – die allerdings alle einen Guide bei sich hatten.

Natürlich machten wir uns trotzdem noch auf in den eigentlichen Dschungel im Nationalpark und zwar bei einer halbtägigen Wanderung mit unserem Hotel-Guide Vishnu. Dieser hat über 20 Jahre Erfahrung und so vertrauten wir ihm komplett, als er uns vorbei an Tiger-, Bären- und Nashornspuren ins Dickicht führte. Zu Beginn mussten wir uns mit Kothaufen und wilden Pfauen begnügen, die wir zum ersten Mal fliegen sahen. Rechts abgebogen ins Dickicht sahen wir an verschiedenen Bäumen zum Teil wenige Tage alte Kratzspuren, durch die Tiger ihr Revier markieren. Da wurde einem in einer dicht bewaldeten Umgebung richtig schön warm. Später weiter auf dem Hauptweg sahen wir über uns in den Bäumen verschiedene Affen und die buntesten Vogelarten. Vishnu steuerte dann unseren Wendepunkt an. Am Flusslauf des „Rapti River“ sahen wir ein Krokodil ohne Regung auf einer kleinen Sanddüne ruhen, so dass wir ein paar Fotos aus sicherer Höhe vom Ufer machen konnten. Auf dem Weg zurück aus dem Park wurde uns fast schon ein bisschen langweilig, da wir das wiederkehrende Bild von Affen, Pfauen und weiteren Vögeln vor Augen hatten. Wie es uns Vishnu befohlen hatte trotteten wir in einer Reihe hintereinander hinter ihm her, abgesichert von Vishnu’s Assistent hinter uns. Ab und zu hielt er noch mal an, da er meinte etwas gehört zu haben, ging aber nach wenigen Sekunden immer wieder weiter. Dann 200 Meter vor Verlassen des Parks stoppte Vishnu wieder und entdeckte tatsächlich einen riesigen Rhinozerosbullen im Gebüsch. Bis auf ca. zehn Metern haben wir ihn im Gestrüpp beobachten können, mussten aber ganz leise sein, um uns nicht entdecken zu lassen. Vishnu wollte uns wohl noch einmal zeigen, was für ein toller Guide er ist und wollte uns zum Abschluss noch einen verärgertes Rhinozeros präsentieren. So pirschte er sich bis auf wenige Meter an den Bullen heran, um ihm einen Stein auf den Rücken zu werfen und dann direkt zu fliehen, da er Angst hatte angegriffen zu werden. Wir wissen bis heute nicht, ob wir ein aufgebrachtes Rhinozeros sehen wollten. Jedenfalls ist es nicht hinter Vishnu und damit hinter uns her, sondern hat sich in die andere Richtung tiefer ins Dickicht verzogen. Wir beide sind jedenfalls schon lange nicht mehr auf einen Baum geklettert und noch nie in Windeseile vor einem Rhino geflüchtet… Nichtsdestoweniger war das ein würdiger Abschluss für unsere Zeit in Sauraha und dem Chitwan National Park!

POKHARA – TREKVORBEREITUNGEN:
Am nächsten Tag sind wir dann nach Pokhara weiter westlich gefahren. Sie ist die zweitgrößte Stadt in Nepal und liegt wunderschön an einem großen See direkt südlich unterhalb des Annapurna Conservation Area mit ihren beeindruckenden Schneegipfeln. Nach Pokhara sind wir hauptsächlich hingefahren, um ein paar Tage in den Bergen zu trekken. Leider laboriert Kristin seit unserer Ankunft an dem Rückfall ihrer Grippe. Christian ist derweil für einen Tagesausflug an einen Aussichtspunkt oberhalb von Pokhara gewandert – Sarangkot. Zudem konnten wir bis auf die Vorbereitungen, die aber so gut wie abgeschlossen sind, in der vergangenen Woche uns nur noch um die leiblichen Köstlichkeiten der Stadt kümmern – da ist Pokhara aber auch genau der richtige Ort! Neben unzähligen Shoppingmöglichkeiten reiht sich ein Restaurant an das andere. Dabei haben wir aber ein kleines familienbetriebenes Teehaus mit 3 Tischen in einer Seitenstraße entdeckt, in dem wir uns zu jedem Frühstück und gelegentlich zum Abendessen einfinden. Die familiäre Atmosphäre teilen wir meist mit einem Spanier, der diese Familie bereits aus dem vergangenen Jahr kennt und einen Deckel bei ihnen hat, den er erst bei Abreise nach drei Monaten begleichen muss.

So wie es aussieht, werden wir in den kommenden 2-3 Tagen endlich zu unserem Trek aufbrechen können. Unser Trek führt uns ins Annapurna Sanctuary mit dem Ziel das Süd-Annapurna Basislager (4130m) zu erreichen. Der Annapurna I ist selbst über 8.000 Meter hoch (etwas zu hoch für uns…)! Mit einem Abstecher zu heißen Quellen als Abschlussbad werden wir geplant nach ca. 10 Tagen wieder in Pokhara sein. Bis dahin…



Aktionen

Informationen

2 Antworten zu “NEPAL – ERSTE EINDRÜCKE VON BUDDHA, DSCHUNGEL UND HIMALAYA”

  • Micha sagt:

    Coole Geschichte mit den Rhinos. Schade dass ihr keinen Tiger gesehen habt. Ein Basiscamp in 4.100 m Höhe hört sich schon krass an. Da wird die Luft langsam dünn…

    Viel Spaß euch weiterhin, lasst mal wieder was von euch hören (wenn ihr Strom habt)

    Micha + Antje

  • zottel sagt:

    Hallo Ihr Zwei,

    viele Grüsse aus Trier sendet Zottel. Bin schon ein bisschen erschlagen von Euren spannenden und lebhhaft geschilderten Eindrücken. Das müssen ja wahnsinnige Erfahrungen sein. Könnt Ihr das eigentlich alles noch richtig in Euch aufnehmen, ich meine, da geht man doch abends ins Bett (oder Liege;-) ) und hat den Kopf voll mit Bildern, die nur um einen rumschwirren,oder? So ging es mir auf jeden Fall in meinen 3 Wochen Nicaragua! Oder stumpft man nach so einer langen Zeit schon ein bisschen ab?
    Auf den Bildern macht Ihr ja einen ausgeglichenen Eindruck! Freu mich auf jeden Fall für Euch.
    Wie gehts Euch denn sonst so. Hier in Trier ist gerade Magen/Darm unterwegs. Mit solchen Sachen habt Ihr bestimmt nix zu tun!!;-)

    Schöne Grüsse auch von Caroline und Clemens.

    zottel

Schreib einen Kommentar

Du kannst diese Tags verwenden : <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>