TREKKING IM ANNAPURNA SANCTUARY & POON HILL – SCHNEE, YAKS UND NATUR PUR
21 02 20119 Tage Trek liegen hinter uns und wir sind immer noch völlig überwältigt / mitgenommen / verzaubert / geschafft von unseren Erlebnissen und Eindrücken.
Wir hatten uns für den angeblich meist bewanderten Rundwanderweg der Welt zum Annapurna Base Camp (4.200 m Höhe) entschieden mit anschließendem Abstecher zum Poon Hill, einem Aussichtspunkt in 3.200 m Höhe auf die umliegende Himalaya-Region.
Nach einem kräftigen Frühstück in unserem geliebten Asian Tea House ging es mit dem Bus nach Nayapul, von wo aus wir in knapp über 1.000 m Höhe los wanderten. Nach den ersten 2 sehr harmlosen Stunden über ebenes Gelände im Tal weg von der Zivilisation fingen die Schmerzen an – endlose, steile Stufen nach oben. Diese machten nicht nur uns zu schaffen, sondern brachten auch die tapferen, voll bepackten Sherpas (Träger) und Pferdchen, die die abgelegenen Orte mit Lebensmitteln, Gas und Zement, aber auch mit so „nützlichen“ Dingen wie Keramikkloschüsseln, Schaukelpferden und Waschmaschinen versorgen, gehörig zum Schwitzen. Hätten wir hier schon gewusst, wie viele Auf- und Abstiege wir noch hinter uns zu bringen hätten, wer weiß, ob wir weitergelaufen wären?!? 😉
Die ersten vier Tage verliefen nach einem ziemlich ähnlichen Muster: Gegen halb sieben morgens in aller Kälte (knapp über dem Gefrierpunkt) raus aus dem Schlafsack, mehr oder weniger Frühstück mit Keksen und einer Kanne Tee für den Weg, im Schnitt 7-8 Stunden Wanderung, dabei Überquerung unzähliger Pässe, Durchquerung etlicher Flusstäler, Stufen, Stufen und noch mehr Stufen, kleine Dörfer, Terrassenanbau, nette Einwohner, beeindruckende Landschaften. Mittags legten wir eine längere Pause ein, um durch unsere mitgeschleppten 2-Minuten-Terrinen und einem Omelette wieder zu Kräften zu kommen. Gegen Spätnachmittag erreichten wir dann unser jeweiliges Tagesziel, wo wir uns mit anderen Trekkern bei Dal Bhat (typisch nepalesisches Gericht) und Kerosinflamme unter dem Esstisch austauschten.
Mit diesem Ablauf erreichten wir Deurali auf 3.230 Höhenmetern – der zweitletzten Übernachtungsmöglichkeit vor dem Annapurna Base Camp. Beim letzten Anstieg nach Deurali haben wir noch die Anfänge eines Hagelschauers abbekommen und dabei den ersten Eindruck eines schnellen Wetterwechsels in den Himalaya mitbekommen. Im Gästehaus angekommen erholten wir uns erst mal von dem Hagelschock und der aufgekommenen eisigen Kälte sowie dichtem Nebel am Kerosinofen mit Tee. Dabei haben wir Helen und David aus England wieder getroffen, die wir am Abend zuvor kennen lernten und die unser Schicksal der kommenden Tage mit uns teilen sollten. Aufgewärmt und vollgefuttert verkrochen wir uns früh in unsere Schlafsäcke. In der Nacht fielen zehn Zentimeter Neuschnee. Nach längerer Beratung mit Helen und David und den Informationen der Einheimischen entschieden wir uns dann um neun Uhr für einen Aufstieg zum Machhapuchre Base Camp (MBC – 3.700m). Dort wollten wir dann entscheiden, ob wir bis zum ABC wie geplant weitergehen. Nachdem es zu Beginn aufgeklart war, gerieten wir nach etwa einer halben Stunde Trekken in einen andauernden Schneesturm. Nach weiteren zweieinhalb Stunden kamen wir ziemlich fertig am MBC an. Wir quartierten uns in eines der Gästehäuser ein und dachten mitnichten an einen weiteren Aufstieg zum ABC an diesem fünften Trekkingtag. Zudem rieten uns alle Einheimischen und andere Trekker auf dem Weg zuvor davon ab, da es aufgrund von Schneetiefe, Schneerutsche und schlechter Sicht gefährlich und unnötig sei. Trotzdem sahen wir ca. eine Stunde später eine koreanische Gruppe mit Führern den Aufstieg im weiter anhaltenden Schneesturm wagen. Den ganzen Nachmittag verbrachten wir mit heißen Getränken, Essen und Kartenspielen bevor wir uns um halb neun Uhr abends im aufgewärmten Speisesaal schlafen legten, während draußen der Wind bei Blitz und Donner pfiff. Im Laufe der Nacht schneite es weitere ca. 40 Zentimeter. Durch die zusätzlichen Verwehungen war der mittlerweile weit über einen halben Meter gefallene Schnee an manchen Stellen bis Hüfthöhe aufgestaut. Angeblich fielen diese Schneemassen zuletzt 1996 hier um diese Jahreszeit. Nach dem ersten Schock und einem Tee entschieden wir vier uns schnell für einen unmittelbaren Abstieg. Wir konnten uns zwei vorangehenden Sherpas anschließen, die aufgrund ihrer Arbeit auf einen Abstieg nicht verzichteten. Viel zu schnell für uns – wohl aufgrund ihres straffen Zeitrahmens – pflügten uns die Sherpas eine Schneise im Schnee frei, der wir bei anhaltendem Schneefall rutschend und stolpernd folgten. Nach ca. einer Stunde war auch nur noch diese zu sehen, nicht aber mehr die Sherpas. Wir vier wollten einfach nur noch wieder in Deurali ankommen, das wir einen Tag zuvor verlassen hatten. So hielten wir trotz knarrenden und grummelnden Geräuschen aus den schneebedeckten Hängen (Lawinen?!?) stur Kurs auf unserer Schneise. Diese stellte bei der weißen Schneelandschaft um uns herum den einzigen Wegweiser zur Zivilisation dar. Nach insgesamt eineinhalb Stunden kamen wir in Deurali an. Wir flößten uns kurz einen Tee ein, um dann – beflügelt vom raschen Vorwärtskommen – weiter nach unten zu gehen. Wir wollten einfach nur raus aus dem Schnee, von dem wir nach zwei Tagen mehr als genug hatten. Nach insgesamt sechs Stunden Abstieg über zum Teil vereiste, rutschige Pfade kamen wir in Bamboo an. Trotz aufgeklartem Nachthimmel wollten wir auf keinen Fall am nächsten Morgen noch mal zurück in Richtung ABC. Es hatte nur so ein kleines Stück zum Ziel gefehlt, aber wir waren in erster Linie froh, heile und gesund aus der Sache rausgekommen zu sein.
An den nächsten beiden Tagen trekkten wir vier in Richtung unseres zweiten Ziels – Poon Hill (3.210m). Mit strahlendstem Sonnenschein am Himmel, als wäre nix gewesen, ging es wieder in die Höhe auf teilweise komplett vereisten Pfaden und Stufen. Auf dem Weg überquerten wir den Deurali-Pass in 3.000 Metern Höhe. In einem kleinen Waldstück dahinter wurde Kristin von einem Yak in zehn Metern Entfernung quasi überrascht. Wie aus dem Nichts stand er vor ihr und als sie sich beide anschauten, bewegte sich das Yak nach heftigem Kopfschütteln zwei schnelle Schritte zum Angriff in Kristins Richtung. Wir alle vier verdrückten uns erstmal hinter ein paar Bäumen. Danach wurden Fotos geschossen, während sich der Yak wieder beruhigt zu seinem Kumpel in die Büsche verzog.
Unsere letzte Nacht verbrachten wir in Gorepani, dem Zielort für den Aufstieg nach Poon Hill. Um halb sechs Uhr machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum Sonnenaufgang nach Poon Hill. Oben nach einer Dreiviertelstunde angekommen erwarteten uns neben etwa 200 Menschen ein wunderschöner und klarer Ausblick auf das Annapurna-Massiv und die Dhaulagiri-Berge. Gefühlte 1.000 Fotos und 2 Tee später stiegen wir durchgefroren wieder nach Ghorepani ab. Wir packten schnell unsere Sachen und verließen Ghorepani in Richtung Birethanti. Nach endlosen Stufen an unserem letzten Trekkingtag durch das Bhurungdi Khola-Tal kamen wir nach dem Abstieg von 2.000 Höhenmetern nach sieben Stunden und insgesamt ca. 100km Trekking in Birethanti an. Mit Taxi fuhren wir dann zu viert nach Pokhara zurück in unsere Unterkünfte. Den Abend verbrachten wir hundemüde nach einer heißen Dusche mit Pizza und Bier in unserem Bett – die Zivilisation hat einfach doch auch ihre schönen Seiten. 🙂
Genießt die Fotos – und bei dieser Gelegenheit vielen lieben Dank an Helen und David, die ca. ein Drittel davon geschossen haben… Übrigens hat Christian gleich am nächsten Tag seinen Bart gestutzt, nachdem er sogar von Bergbewohnerinnen als „Osama Bin Laden“ betitelt wurde!
Dieses Yak´s sehen echt biestig aus. Da geht einem bestimmt der ….stift wenn man so nem Vieh gegenüber steht…