NORTHLAND – BAUMRIESEN, WÜSTENFEELING UND VEREINIGUNG DER MEERE

14 10 2011

Northland, der Teil Neuseelands nördlich von Auckland, hat sowohl historisch als auch natürlich einiges zu bieten. Er gilt als der Geburtsort Neuseelands, da Maoris aus Polynesien hier zuerst kolonisierten. Zudem entstanden im Northland erstmalig permanente europäische Siedlungen und im Jahr 1835 wurde Neuseeland hier als unabhängig erklärt. Bis heute weist der Bundesstaat die höchste Maori-Quote auf und die zweite neuseeländische Amtssprache, maorisch, ist am stärksten vertreten. Das zeigt sich darin, dass beispielsweise viele Schulen in maorisch unterrichten.

Wir ließen uns nach unserer ersten „Wiedereingliederung“ ins Arbeitsleben nach gut einem Jahr gebührend Zeit, um das Northland zu erkunden. Vor allem genossen wir zunächst einmal die Ruhe außerhalb der Großstadt und die Gewissheit wieder jeden Tag tun und lassen zu können, was wir wollen… Unsere Euphorie wurde höchstens vom Wetter gebremst, das nur in seiner Unbeständigkeit beständig war und von warmen Sonnenstunden schlagartig in Regengüsse mit Sturmböen und ungemütlichen Wolkentagen wechselte.
Die Spitze Neuseelands wird von zwei Meeren begrenzt, die sich ganz oben „treffen“: Das Tasmanische Meer im Westen und der Pazifik im Osten. Wir begannen unsere Rundreise an der tasmanischen Seite und machten unseren ersten bemerkenswerten Stopp am Baylys Beach, den man mit dem Auto befahren kann. Unserem Fibi wollten wir allerdings nicht zu viel Sand im Getriebe zumuten. Daher beließen wir es bei einem kleinen Dreher in der Nähe der Strandzufahrt. Als wir dort ausstiegen, um Meeresluft zu schnuppern, sahen wir ein zuerst undefinierbares Stück Strandgut, an dem sich die Möwen bereits zu schaffen machten. Beim näheren Hinsehen wurde es uns richtig gruselig, als wir den angespülten, halb zerfressenen Hai erkannten. Da wussten wir noch nicht, dass dies nicht der einzige außergewöhnliche Meeresbewohner sein sollte, den wir auf unserem Nordtrip antreffen sollten! Weiter ging es zu den Kauri-Wäldern. Wir bestaunten die größten Kauri-Bäume der Welt, die einem nicht nur durch ihren Umfang von bis zu 16 Metern Respekt einflößen, sondern auch durch das geschätzte Alter von bis zu 2000 Jahren.
Unser nächstes Ziel war der Ninety Mile Beach, der zwar nicht wirklich 90 Meilen lang ist, aber doch immerhin gute 90 Kilometer. Auch dieser ist befahrbar. Wir ließen aber doch lieber den Allradbussen mit Touriladungen den Vortritt und gingen zu Fuß. Die Landschaft hoch im Norden ist total abwechslungsreich mit Unmengen an Kühen und Schafen auf saftig grünen Hügeln (Ackerbau ist im Übrigen eigentlich gar nicht vorhanden aufgrund des durchgehend sandigen Bodens.). Auf die gigantischen Sanddünen von Te Paki kurz unter dem Cape Reinga waren wir aber doch nicht vorbereitet: Über 7 km² haben sich hier wahre Sandberge aufgetürmt, die quasi nur darauf warten, dass man in ihnen herumtollt und hoch und runter rennt!
Am Cape Reinga angelangt hatten wir glücklicherweise schönes Wetter und konnten den nördlichsten Punkt mit seinem Leuchtturm sowie das Ineinanderfließen des Tasmanischen Meers und Pazifiks richtig genießen. Hier fühlten wir uns wirklich wie am Ende der Welt und können gut verstehen, warum dieser Platz in der Maori-Kultur eine solch große Rolle spielt. Das Cape Reinga gilt als Platz des Absprungs für die Seelen zum spirituellen Heimatland.
Nachdem wir am Ninety Mile Beach eine andere traurige Bekanntschaft mit einem Meeresbewohner machten, einer toten angeschwemmten Robbe, waren wir richtig glücklich, doch noch den Beweis zu finden, dass es in diesem Land auch lebende Meerestiere gibt: Bei einem Strandspaziergang im Whangaruru Gebiet entdeckte Kristin in einer kleinen Bucht einen großen Mantarochen – in der einsamen Wildnis und völlig unvorbereitet war das echt eine überraschende Entdeckung!
An der östlichen Seite unterhalb des Cape Reinga liegt Russell. Dieser heute touristische kleine Ort ist bekannt als erste europäische Siedlung, die Anfang des 19. Jahrhunderts entstand. Wir versprachen uns einiges von der im Reiseführer genannten ersten christlichen Kirche Neuseelands, die hier zu finden ist. Am interessantesten war aber doch der vorgelagerte Friedhof – bei der Kirche handelte es sich nur um ein schmuckloses, weißes Holzgebäude.

Angesteckt von den unzähligen Anglern entschied sich Christian in Whangarei für den Kauf einer Angel. Sowohl in verschiedenen Läden als auch von anderen Travellern hat er sich Tipps und Tricks einholen können und hat sich nun für eine Strand- und Felsrute entschieden. Bei einer Klippenwanderung in Mangawhai, die wunderschöne Ausblicke oberhalb der Klippen und der Strände bei Mangawhai Heads zu bieten hat, sprach Christian einen „Anglerkollegen“ an, um zu fragen, was es denn so an der Ostseite im Pazifik zu fangen gebe. Während der alte Kiwi sein Anglerlatein der letzten Wochen erzählte, biss nach weniger als zwei Minuten bereits ein Fisch an. Er hatte einen Kahawai an der Angel. Frisch gefangen und am Meer ausgenommen bot er uns den Fisch gleich zum Mitnehmen an. Quasi als Geschenk unter Kollegen konnten wir diesen Prachtfisch nicht ausschlagen. Christian machte sich gleich ans entschuppen und filetieren. Unser erster Kahawai war die reinste Gaumenfreude und von nun an wird Christian auch öfters mal sein Glück mit der Angel versuchen!



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