AGRA UND VARANASI – INDIEN’S HOTSPOTS ZUM SCHLUSS

28 01 2011

AGRA:
Agra = Taj Mahal. Das kann man eigentlich schon so stehen lassen, denn bis auf dieses imposante Bauwerk ist Agra ziemlich uninteressant. Manche sehen in dem Agra-Fort noch eine „Sehenswürdigkeit“, wir nicht als wir davor standen. Sogar das Essen schmeckte fad, und das ist wirklich selten in Indien. Dafür ist das Taj Mahal um so beeindruckender! Ein Poet nannte es „eine Träne im Antlitz der Ewigkeit“. Auf denselben Ausdruck wären wir nun nicht gekommen, aber dieses strahlend weiße, mit Schattierungen und Blumenmustern versehene und absolut synchron erbaute Grabmal verdient seine Berühmtheit zurecht! Und dazu auch noch die romantische Geschichte der Erbauung, nach der der Herrscher Shah Jahan das Grabmal im 17. Jahrhundert für seine Lieblingsfrau erbauen ließ, die nach der Geburt des 14. Kindes starb… Kein Wunder, dass hier sogar westliche Frauen in Brautkleidern hinfahren, um mit ihrem frisch Vermählten DAS Foto schlechthin zu schießen!

AGRA NACH VARANASI:
Als mittlerweile alte Hasen im indischen Bahnfahren sollte diese letzte Nachtfahrt eigentlich ein Kinderspiel für uns werden. Wir stellten uns also auf gemütliche 14 Stunden in der mittleren gehobenen Klasse (zum Schlafen) ein. Aber Indien wäre nicht Indien, wenn es nicht immer anders kommen würde, als man denkt… Wobei es diesmal wirklich unser Fehler war, denn wir verpassten unseren Anschlusszug in Mathura, standen mitten in der Nacht in einem unbekannten Provinzstädtchen am Bahnhof und sahen uns schon in einer üblen Kaschemme die Nacht verbringen. Spontanes Weiterreisen ist eigentlich nicht sooo einfach. Als wollten die Inder sich nochmal von ihrer besten Seite zeigen, tat sich auf einmal eine Option auf zur direkten Weiterfahrt. Binnen zehn Minuten konnten wir unsere alte Karte mit 50%igem Rückgeld (Gruß an die Deutsche Bahn!) in eine neue Fahrkarte „verwandeln“ wobei gleich fünf indische Bahnmitarbeiter involviert wurden. Wir konnten einen anderen Nachtzug in der gewünschten Klasse zu einem nächsten Zwischenziel nehmen. Bei der Weiterfahrt nach Varanasi setzte uns der Schaffner sogar mit einem General Ticket (unterste aller untersten Bahnklassen) in die normale Klasse ohne Aufpreis! Nach 10 Wochen Indien war dieses Entgegenkommen wirklich noch eine Überraschung.

VARANASI:
Der nahende Abschied von Indien wird uns immer bewusster und auch wenn wir uns unheimlich auf unsere nächsten Ziele freuen, ist es doch ein komisches Gefühl, dieses verrückte Land, das uns mit all seinen Skurrilitäten doch sehr ans Herz gewachsen ist, bald durchreist zu haben. Varanasi als heiligste Stadt in der hinduistischen Glaubenswelt und dazu auch noch eine der ältesten ununterbrochen bewohnten Städte der Welt sollte ein würdiger Abschluss werden und wurde es auch! Der Ganges ist hier kilometerweit von Ghats gesäumt, an denen sich bis zu Tausende von Pilgern täglich reinigen, ihre Wäsche waschen und den ein oder anderen Schluck Flusswasser trinken oder mitnehmen, da der Ganges den Lebenden Reinheit und den Toten Erlösung bringen soll. Von „rein“ kann allerdings nicht die Rede sein – stark verschmutzt von Abwässern und Schwermetallen ist der Fluss hier mittlerweile und hat nichts mehr von seiner wirklichen Schönheit und Reinheit, die wir in Rishikesh hautnah beim Rafting auf dem frischen Gletscherwasser erleben durften… Tja, und den Toten Erlösung bringen – damit wären wir bei einem der bisher unglaublichsten Erlebnisse… Jeder, der in Varanasi stirbt und im Ganges „beerdigt“ wird, erlangt sofort Erlösung und so kommen viele ältere Menschen nur zum Sterben hierher. Die „Glücklichen“, die hier sterben dürfen, werden direkt am Fluss eingeäschert. Und jeder kann zusehen. Wir standen also 5-10 Meter entfernt von insgesamt über 20 kleinen Scheiterhaufen, die ständig in Betrieb waren. Die Toten werden von Totenwächtern und den Angehörigen ordentlich aufgebahrt und geschmückt runter zum Ganges getragen, einmal unter Gangeswasser getunkt, um sie zu segnen und dann auf die vorbereitete Feuerstelle zu legen. Ein letztes Foto mit den Angehörigen ist auch gestattet (für Touristen ist Fotografieren streng verboten!). Der Scheiterhaufen wird angezündet und brennt so lange, bis hoffentlich alle Holz- und Leichenteile verkohlt und zu Asche zerfallen sind. Die Totenwärter helfen dabei mit langen Bambusstöcken immer wieder nach. Damit gehen sie ihrer in unseren Augen ungewöhnlichen Arbeit nach. Wenn man möchte, sieht man wirklich alles bis ins letzte Detail. Auf genauere Beschreibungen verzichten wir hier. Die Asche kommt dann auf einen großen Sammelhaufen (der dann im Ganges landet) und der Prozess wiederholt sich ununterbrochen. Die Bestattung ist ein richtiges Geschäft. Wenn die Angehörigen etwas mehr ausgeben, bekommt der Leichnam eine eigene neu vorbereitete Feuerstelle mit gut brennendem Holz. Wenn sie weniger zahlen, wird der Leichnam auf ein bereits brennendes Feuer hinzugelegt. Das Ganze an über 20 Stellen verursacht natürlich ein ziemliches Durcheinander, dazu riesige Holzstapel, Holzträger, Kühe, Hunde und Kinder, die mit ihren Drachen spielen. Beim Schreiben merken wir, wie irreal das ganze eigentlich war. Einfach nicht vereinbar mit unseren westlichen Vorstellungen – etwas, was höchstens in irgendwelchen Horrorszenarien Wirklichkeit werden könnte. Und doch ist es so faszinierend, fast schon hypnotisierend und so natürlich gewesen, dass wir fast eine Stunde dem Treiben zuschauen mussten. Die ganze „Andersartigkeit“ Indiens im Vergleich zu unserer Kultur hat an diesem Ort für uns ihren Höhepunkt gefunden.

Einen kleinen Ausflug unternahmen wir nach Sarnath, ein buddhistischer Wallfahrtsort, in dem Buddha fünf Wochen nach seiner Erleuchtung im Jahr 530 v.Chr. seine erste Predigt abgehalten haben soll. Außerdem steht hier ein Ableger des Bodhi-Baums aus Bodhgaya, in dem Buddha die Erleuchtung zuteil wurde. Neben unseren ersten buddhistischen Tempeln waren für uns vor allem die buddhistischen Pilger und Mönche in ihren typischen rot-orangenen Gewändern beeindruckend.

Irgendwie kamen wir in Varanasi dann noch drauf, einen Reiki-Kurs zu besuchen. Dabei handelt es sich um eine japanisch-indische Heilmethode, die alleine durch Energiefluss bzw. Handauflegen funktioniert. Wer mehr wissen möchte, kann bei Wikipedia nachlesen. 🙂 Wir sind nun stolze Absolventen des 1. Reiki-Grades und befinden uns nun in unserer 21-tägigen Meditationsphase, in der wir jeden Tag ca. eine halbe Stunde eine „Selbstanwendung“ machen. Dem ein oder anderen mag das komisch vorkommen – uns auch 🙂

Und das war’s nun mit Indien – weiter geht’s nach Nepal, unserem 2. Reiseland!!!



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2 Antworten zu “AGRA UND VARANASI – INDIEN’S HOTSPOTS ZUM SCHLUSS”

  • Giadda sagt:

    Hallo Ihr Zwei,
    vielen Dank für den tollen Bericht! Habe wieder ganz begeistert gelesen! Wünsche Euch einen guten Start in Nepal – und bin schon sehr gespannt auf Eure nächsten Impressionen.
    Passt gut auf Euch auf und habt weitherin ganz viel Spaß!
    Liebe Grüße aus dem kalten Deutschland
    Giadda

  • horst sagt:

    Gratuliere zum Indienabschluss.. Das ihr nicht „leicht“ geht ist doch ein Zeichen das nahezu alles funktioniert hat… Und neue Dinge erfordern leider einen Abschied. Daher viel Spass in Nepal. Die Leute dort, obwohl sie es noch nicht wissen, warten mit offenen Armen auf euch!
    Alles Gute aus Seoul

    Passt auf euch auf
    Horst

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