OTAGO & CANTERBURY – FEIERTAGE, CAMPERVERKAUF UND ERDBEBEN

22 01 2012

LAKE TEKAPO:
Auf dem Weg von der Ostküste südlich von Christchurch zum höchsten Berg Neuseelands, dem Mount Cook, passierten wir den Lake Tekapo. Hier hatten wir uns mit Melanie und Marco verabredet, unserem befreundeten deutschen Pärchen, um gemeinsam die Weihnachtsfeiertage zu verbringen. Die beiden hatten einen äußerst netten Platz am Ufer des Sees gefunden, an dem wir unsere Camper und uns ungestört ausbreiten konnten. Es gab unglaublicherweise sogar eine Toilette: Jemand hatte ein Campingklo in die Wildnis gesetzt und zu einem einfachen WC mit Bodenloch umfunktioniert – eine Plane davor und fertig ist der Komfort! 🙂
Der Lake Tekapo sowie seine umliegenden Nachbarn zeichnen sich durch eine Besonderheit aus: Bei Sonnenschein haben sie eine einzigartig türkise Farbe. Dies kommt durch das herein strömende Gletscherwasser im Zusammenhang mit dem feingeschliffenem Felsenuntergrund zustande. Umgeben von den Ausläufern der Southern Alps feierten wir hier Weihnachten mit schönem Wetter, richtigem Weihnachtsschmuck, gutem Essen, dem ersten Sekt seit über einem Jahr, jeder Menge anderer leckerer Getränke und sogar einer kleinen Bescherung: Wir beide waren nach spannenden Würfelspielminuten stolze Besitzer einer Dose Bohnen sowie einer Tüte Chips, die dann mit der Schokolade und der Rolle Klopapier der beiden anderen geteilt wurde… 🙂 Eine ganz richtige Weihnachtsstimmung kam nicht auf, dafür fehlen dann doch zu viele Traditionen, der Winter und natürlich die Familien. Aber zum Glück hatten wir guten Handyempfang und konnten somit wenigstens kurz live an den Feierlichkeiten zu Hause teilhaben!
Zudem nahm Christian mit Unterstützung von Marco die Aufarbeitung des Unfalls auf. Nachdem wir noch immer kein Geld der Vermietungsfirma des anderen Fahrzeugs sahen und auch keine Lösung in Aussicht stand, entschieden wir uns unseren Camper ohne Werkstatt verkaufsfertig zu machen. Nach Entrostung – soweit möglich -, Spachteln und Abschleifen folgte der Anstrich. Dabei nahm sich Christian die anderen rostigen und farblosen Stellen des Campers gleich mit vor…

MOUNT COOK:
Unser nächstes Ziel nach Weihnachten war der Mount Cook. Die Fahrt dorthin war eigentlich das Beste, denn der Berg präsentierte sich mit seinen kleineren Geschwistern bei schönstem Sonnenschein aus der Ferne und ab und zu sogar gespiegelt in den türkisen Seen. Auf einer kleinen Wanderung näherten wir uns dem Mount Cook. Dabei konnten wir auch das martialische Donnern einer abbrechenden Eiswand hören, leider aber nicht sehen. Nach einer weiteren kurzen Wanderung mit Ausblick auf Gletscher, Gletscherfluss und Berge an einem See, machten wir uns dann aber weiter auf den Weg Richtung Südosten.

OMARAMA RODEO & SILVESTER:

Auf dem Weg kamen wir an dem kleinen Ort Omarama vorbei und hatten Glück an einem in anderen Städten öfters schon beworbenen Event teilnehmen zu können: Genau an diesem Tag fand hier das große jährliche Rodeofest statt! Wir fieberten beim Tonnen reiten, Kälber fangen – per Hand vom Pferd wie auch mit Lasso – und beim absoluten Highlight, dem Bullenreiten, mit. Nicht nur einmal war es wirklich knapp und die riesigen Bullen hätten ihren Reiter sowie die umherlaufenden „Lockvögel“ umgerammt oder aufgespießt.
Auf einem ruhigen Campingplatz in der Nähe von Oamaru verbrachten wir mit Melanie und Marco Silvester. Wir hatten uns eine ganz besondere Beschäftigung ausgedacht, um die Zeit am Silvestertag zu überbrücken: Es gab Lammbraten, der auf unserem Campingkocher in einer selbst gebastelten Pfanne aus Alufolie fünf Stunden vor sich hinköchelte, bis er vom Knochen fiel. Dazu Bruscetta als Vorspeise und eine Gemüsepfanne, leckere Bowle sowie Bier und die Zutaten für einen schönen Abend waren komplett! Der Lammbraten ist übrigens äußerst gut gelungen und ist bereits in den TOP 10 der Reise-Mahlzeiten bei „BEST OF / WORST OF“ aufgenommen :-). Um kurz nach zwölf Uhr gab es dann mangels Blei noch Wachsgießen, um zu sehen, was uns das Jahr 2012 so bringen wird.

OAMARU:
Oamaru an der Ostküste zwischen Dunedin und Christchurch hat für neuseeländische Verhältnisse überraschend viele schöne und alte Bauwerke aufzuweisen. Im Künstlerviertel gib es zudem unzählige Galerien und Ausstellungen, in denen man sich bestens den Tag vertreiben kann. Einen spontanen Besuch legten wir bei einer Whiskeybrennerei ein – genau das richtige für Melanie und Christian, die eine Whiskeyprobe mit vier verschiedenen Sorten machen konnten. Außerhalb Oamarus befinden sich die Moeraki Boulders. Dabei handelt es sich um murmelartige Steinformationen, die bei Ebbe am Strand sichtbar werden.
Nach zehn gemeinsamen Tagen trennten sich dann unser Weg von Melanie und Marco. Für uns ging es nun Richtung Christchurch und wir bereiteten uns so langsam auf die letzten Campertage vor.

BANKS PENINSULA:

Einen letzten Abstecher machten wir noch zur Banks Peninsula, einer über tausend Quadratkilometer großen Halbinsel östlich von Christchurch im Staat Canterbury. Es führt nur eine Hauptstraße über den Ort Little River dorthin. Danach fuhren wir, um die Halbinsel komplett zu sehen ,über eine höher gelegene Straße weiter. Leider hatten wir auf der Höhe kein Glück und hatten bei trübem Wetter und überwiegend Nebel keine Chance die grüne, hügelige Landschaft mit den einzelnen Buchten in ihrer Ganzheit betrachten zu können. Im größten Ort Akaroa hielten wir uns zwei Tage auf. Dieses Städtchen ist geprägt durch den Einfluss der ersten französischen Einwanderer in Neuseeland. Die Straßen sind gesäumt von französischen Flaggen, kleinen Häuschen und bunten Blumengärten.

CHRISTCHURCH:
Bei der ersten Fahrt durch Christchurch herrschte bedrückende Stimmung: Überall sind die Spuren der starken Erdbeben des letzten Jahres sichtbar. Steilhänge mit wunderschönen Wohnsiedlungen sind nicht mehr bewohnbar, die Häuser teilweise komplett abgestürzt. Ganze Stadtviertel sind verlassen und wie leer gefegt. Manche Straßen inner- und außerhalb der Stadt sind einzige Wellenfahrten auf provisorisch geflickten Asphaltteppichen. Das gesamte Stadtzentrum inklusive der „Christchurch“ ist über circa einen Quadratkilometer nicht zugänglich. Und ein Ende ist nicht in Sicht, wenngleich es Meldungen gibt, dass an einer weiteren Freigabe der gesperrten „Roten Zone“ gearbeitet wird. Alle paar Monate gibt es ein neues schweres Beben und dazu täglich durchschnittlich zehn kleinere (d.h. unter fünf auf der Richterskala). Wer mehr wissen möchte, kann einen Blick auf die folgene, äußerst informative Homepage werfen:
www.christchurchquakemap.co.nz
Bewundernswert sind die Bewohner, die das beste aus der tragischen Lage der Stadt machen. Da die komplette Einkaufszone der Innenstadt zerstört ist, wurde vor längerem bereits kurzerhand ein neues Shopping-Zentrum mit dem vielversprechenden Namen „Re:Start“ geschaffen – bestehend aus Läden und Cafés in umfunktionierten Schiffscontainern. Neue Stadtpläne mit der sogenannten „Roten Zone“ gibt es auch.
Die fast täglichen Beben, die wir in unserem Hostel in New Brighton am Stadtrand von Christchurch miterlebten, verglich Christian mit einem an seinem Elternhaus vorbeifahrenden Güterzug – zumindest bei Beben bis vier auf der Richterskala. Das Knacken im Haus, das vorausgeht und das Gefühl, dass hier etwas wirklich Mächtiges am Werke ist, machte allerdings den gewaltigen Unterschied in unserer Gefühlslage zu einem harmlosen Güterzug. Unser heftigstes Beben eines Nachts hatte 5,1 und wir sind froh, nicht noch stärkere miterlebt zu haben. Die Zeit in dieser einst sicherlich sehr attraktiven Stadt mit seiner schönen Umgebung gestaltete sich für uns eher unheimlich.

Unser Aufenthalt in Christchurch war anfangs natürlich von dem Camperverkauf bestimmt. Denn dies sollte unsere letzte Station vor dem Flug nach Chile sein. Glücklicherweise hatten wir die Zeit zum Verkauf ganz gut abgepasst. Es ist Sommer und Hauptsaison auf der Südinsel. Viele Langzeitreisende treffen täglich aus Europa hier ein und haben vor allem eins im Kopf: Autokauf, um das Land möglichst unabhängig bereisen sowie schnellstmöglich Christchurch verlassen zu können! Auf unsere Internetanzeige meldeten sich einige Interessenten und gleich das zweite Pärchen verliebte sich auf den ersten Blick in unseren Fibi. Sie waren sogar so Hin und Weg, dass sie das Verhandeln anscheinend vergaßen und wir unseren Fibi zwar schweren Herzens und schneller als erwartet, aber dafür mit reichen Taschen verließen… 🙂 Zu allem Glück konnten wir auch eine Einigung beim Unfall finden und die Autoverleihfirma überwies uns einen Abschlag des Unfallschadens.
Nach dem Verkauf blieben uns bis zum Abflug noch 12 Tage. Ein näheres Vorverlegen des Fluges war nicht möglich. So verbrachten wir diese Zeit in New Brighton, einem ruhigen und gemütlichen Vorort von Christchurch direkt am Strand gelegen. Hier fand am letzten Wochenende ein Sandburgenbauwettbewerb statt, bei dem tolle Skulpturen wie z.B. Zeus, Seehunde, eine Schildkröte und eine Burg mit Drachen aus bloßem Strandsand geformt wurden.
Im Hostel genossen wir den Luxus der täglichen Dusche (und zwar mit heißem Wasser!), dem „Besitz“ eines Backofens sowie Kühlschranks, eines großen Zimmers sowie perfektem Internetzugang in der Bücherei mit direktem Blick aufs Meer und konnten uns so in Ruhe auf den bevorstehenden Kontinentalwechsel vorbereiten.

ABSCHIED:
Nach ziemlich genau fünf Monaten in Neuseeland steigen wir nun also in den Flieger nach Südamerika. Dieses kleine Land hat eine große Bedeutung auf unserer Reise eingenommen. So hatten wir einfach eine tolle und unabhängige Zeit in unserem Fibi-Camper und konnten zudem dank unserer Working-Holiday-Visa Arbeitsluft schnuppern. Wir sahen so viele einmalige Naturschauspiele, dass wir oft gar nicht aus dem Staunen herauskamen. Außerdem war auch kein Land mit so viel persönlicher Aufregung verbunden: Wir landeten in Auckland und alles war voll Fragezeichen: Was machen wir? Liegt unser Fokus hier auf der Arbeit oder beim Reisen? Bleiben wir im Hostel, kaufen uns einen Camper oder suchen uns sogar eine Wohnung? Wie lange bleiben wir hier? Und was kommt dann – die Heim- oder Weiterreise? …??? Am Ende jedes Ereignisses war das Glück auf unserer Seite und wir sind absolut froh mit dem Verlauf unseres Neuseelandaufenthaltes. Die Jobs zu Beginn füllten die Reisekasse wieder auf, so dass wir beschlossen, die Zeit hier nur noch durch Reisen zu genießen und nicht durch weitere Arbeit in die Länge zu ziehen. Über die Zeit in unserem Fibi haben wir wohl schon genug geschwärmt – einfach unvergesslich und für immer ein besonderer Platz in unserem Herzen!!! 🙂 Aus diesem Grund widmen wir ihm auch ein eigenes Fotoalbum.
Und irgendwann war dann auch klar: Das hier war noch nicht das Ende, sondern wir möchten die Runde auf dem Erdball voll machen und einige Monate in Südamerika verbringen. Besonders freuen wir uns nun wieder auf die Andersartigkeit in Bezug auf die Kulturen und das Leben an sich. Denn auch wenn Neuseeland aufgrund seiner Lage und Natur einzigartig ist – es ist kulturell doch europäisch geprägt und wir sind nochmal bereit für „echte“ Abenteuer! 😉



SÜDEN DER SÜDINSEL – SPRACHLOS, FJORDE UND PINGUINE

22 12 2011

HAAST PASS:
Nachdem wir uns von der Westküste abgewandt hatten und Richtung Osten fuhren, änderte sich die Landschaft erneut schlagartig. Auf manchmal schon fast unheimlichen Schlengelstraßen ging es durch die Southern Alps über den Haast Pass 145 km in Richtung Wanaka, vorbei an Flüssen und Seen.

WANAKA:

Wanaka ist auf dem besten Wege zum zweiten Queenstown – momentan nur noch etwas gediegener. Oft überlegen wir Fotos von den Städten zu machen, nur es hier bis auf die umliegende Natur rein gar nichts zu fotografieren. Das soll heißen: Wanaka ist ein gutes Beispiel für eine Touristenstadt, die nur aufgrund der Nachfrage gewachsen ist und sich voll und ganz auf die Bedürfnisse der Touristen eingestellt hat. Kulturell und historisch wird allerdings wenig bis nichts geboten. Dafür ist die Umgebung wie gesagt wunderschön, gelegen am Lake Wanaka und umringt von schneebedeckten Bergen. Wir fuhren einige Kilometer in den westlich gelegenen Mount Aspiring National Park, wo Kristin eine Wanderung auf den Rocky Mountain mit tollen Ausblicken auf den See und die abwechslungsreiche Berglandschaft machte.

QUEENSTOWN UND UMGEBUNG:
Auf der Fahrt von Wanaka nach Queenstown über die Crown Range waren wir tatsächlich einfach sprachlos von der Schönheit der Umgebung. Es war wirklich so, dass wir stellenweise nicht mehr hingucken konnten, da wir so überwältigt und vollgepumpt von immer neuen Eindrücken waren! Queenstown ist bekannt als der Touristenanziehungspunkt der Südinsel. Unzählige Bars und Restaurants, Hotels und Adrenalinkick-versprechende Angebote wie Bungee Sprünge, Paragliding etc. begeistern die Reisenden vor einer atemberaubenden Kulisse. Wir ließen das ganze Highlife der Stadt auf uns wirken, zogen es aber dann doch vor, zwei Tage im nahe gelegenen Glenorchy auf einem abgelegenen Campingplatz zu verbringen. Bei der Fahrt durch Glenorchy konnten wir noch einmal das angebliche urige Queenstown erleben, denn so verschlafen und abgelegen soll Queenstown vor seiner großen touristischen Erschließung gewesen sein. Die Zeit auf dem Campingplatz nutzten wir für eine Tageswanderung des Routeburn-Treks. Den für bis zu vier Tage angelegten Trek betrampelten wir bis zur ersten Übernachtungsmöglichkeit in einer abgelegenen Hütte, um dann nach einer kurzen Mittagspause wieder kehrt zu machen. Der Trek führte uns meist durch mit viel Farn bewachsenen Wald über Hängebrücken und Lichtungen, die ein Mal mehr die Schönheit der hiesigen Natur zeigte. Auch wenn es vielleicht langweilig klingen mag, aber das zusammenhängende Bild von einem von Bäumen umwachsenen Fluss mit am Horizont zu erkennenden schneebehangenen Bergen ist immer wieder wunderschön. Unter dem Campingplatz darf man sich nicht mehr vorstellen, als eine unbewachte Wiese am Bach mit einer Kompost-Toilette, auf der man für wenige Dollar legal übernachten darf. Wir wagten uns hier erstmalig, nach einigen Seebadegängen, an eine „Kochtopfdusche“ im Gletscherfluss heran. Nach anfänglichem Zögern und ein paar Schockschreien schafften wir es, uns das eisige, kristallklare Wasser mit dem Kochtopf über den Kopf zu gießen. Einmal angefangen, ist es sogar richtig angenehm und von nun an eine unserer bevorzugten Duschvarianten!
Um den nimmer-satten Sandfliegen wenigstens morgens zu entgehen entschieden wir uns für eine kurze Fahrt nach Glenorchy, um dort am See und in der sandfliegenfreien Zone zu frühstücken. Bei der Weiterfahrt fuhr uns noch im Ort ein ausparkender Taiwanese mit seinen Studentenkollegen mit deren Leihwagen in unseren Campervan. Uns ist nichts passiert, aber unser Fibi hat seitdem eine (zusätzliche) dicke Beule und Kratzer zwischen Hinterrad und Stoßstange mit einer freigelegten Roststelle. Mit den Nachwehen des Unfalls haben wir weiterhin zu kämpfen, da wir bis jetzt noch auf Schadenersatz warten und fast täglich hinter der Verleihfirma und deren Versicherung hinterher telefonieren.

TE ANAU / MILFORD SOUND:
Te Anau ist ein süßes Städtchen am gleichnamigen See gelegen und Ausgangspunkt für einen Besuch der berühmten Milford Sound. Hierbei handelt es sich um einen Fjord, der durch die Gletscherbewegungen der Eiszeiten entstand. Er erstreckt sich 15 Kilometer vom Tasmanischen Meer ins Land und wird von bis zu 1200 Meter hohen Felswänden umgeben. Durch Steigungsregen an den direkt anschließenden Southern Alps gehört der Milford Sound zu den regenreichsten Gebieten der Erde. Jährlich fallen hier bis zu 8000 mm Niederschlag.
Wir durchfuhren die 120km „Einbahnstraße“ von Te Anau nach Milford. Die Landschaft gefiel uns so gut und das Wetter spielte auch mit, so dass wir uns zu einer Bootstour entschlossen, um noch mehr von dem Sound zu sehen. Wir wurden nicht enttäuscht! Neben herrlichen Ausblicken auf Wasser, Felsen und sich sonnende Robben gab es eine Gratis-Abkühlung unter den Stirling Falls.
Nach unserer Rückkehr nach Te Anau verbrachten wir hier noch einige Tage, um die vielfältigen Eindrücke der letzten Wochen zu verarbeiten und uns mit unserem Autounfall zu beschäftigen.

SOUTHLAND / THE CATLINS:

Die Südseite der Südinsel erinnerte uns mit ihren grünen Hügeln und Küstenlandschaften teilweise sehr an die Nordinsel. Aber es gibt hier eine Besonderheit: Wilde Pinguine! Wir konnten uns glücklich schätzen oder besser: Wir waren zur rechten Zeit am rechten Ort und sahen ein Pinguinpärchen, welches von einem Fangtag im Meer zurück zum Strand und zum Nest watschelte, um dort die Küken zu versorgen. Einmalig und ein absolutes Highlight, wie diese süßen Tiere über Steine und Sand hüpfen! 🙂

DUNEDIN:
Dunedin im Südosten erinnert uns auf den ersten Blick aufgrund seiner Attraktionen an Köln: Schokoladenmuseum, Bierbrauerei, Kirche, Großstadt – mit knapp über hunderttausend Einwohnern zumindest für neuseeländische Verhältnisse eine große Stadt…
Zwei Nächte verbrachten wir direkt an einem der Surferstrände, dessen Wellengänge sich sehen lassen können. Nicht nur unter Kiwis gilt Dunedin sicherlich als Surfgeheimtipp. Wir fuhren zur in der Nähe gelegenen Halbinselgruppe Otago Peninsula. Entlang der Küstenstraße konnten wir uns vor Möwen kaum retten. Am Taiaroa Head sahen wir dann den Grund dafür: Unzählige Möwen waren hier damit beschäftigt, ihre Nester und Küken zu versorgen. Im Übrigen leben hier auch Royal Albatrosse, die wir leider aber von der Seite bei einem Blick auf die Klippen nicht entdecken konnten. Auf der Fahrt zurück in die Stadt hatten über die Highcliff Road noch einmal schöne Aussichten auf die gesamte Peninsula.

Vorräte noch einmal auffrischen und dann geht es in nördlicher Richtung auf zum Lake Tekapo und Mount Cook, um dort die Feiertage zu verbringen – Frohe Weihnachten, guten Rutsch und bis zum nächsten Jahr!



NORDWESTEN DER SÜDINSEL – GEGENSÄTZE, GLETSCHER UND SANDFLIEGEN

6 12 2011

Nach unserer Ankunft auf der Südinsel in Picton reisten wir gegen den Uhrzeigersinn Richtung Westen weiter. Wir kamen im Laufe der nächsten Wochen durch einige der bekanntesten Nationalparks Neuseelands und unsere Zeit war überwiegend bestimmt von Wanderungen und Bewältigung verschiedenster Natureindrücke.

MARLBOROUGH SOUNDS:

Kennzeichen der Marlborough Sounds sind weitläufige Meeresarme, die unzählige schöne Buchten und grüne Wälder aufweisen. Sicherlich könnte man hier einige schöne Tage verbringen, wir wollten jedoch weiter in Richtung Nordwesten und beließen es bei mehr oder weniger einer Durchfahrt.

ABEL TASMAN NATIONALPARK:
Der Abel Tasman Nationalpark ist der meist besuchte Nationalpark Neuseelands. Hauptgrund für einen Besuch ist ein drei- bis fünftägige Trek entlang der Golden Bay, der einen durch Buschlandschaft vorbei an goldgelben Stränden und türkisblauem Meer führt. Da wir weder Schlafsäcke noch Zelt haben und wir zudem keine Nacht ohne unseren Fibi verbringen möchten 😉 , kommen für uns mehrtägige Treks nicht wirklich infrage. Im nördlichen Teil des Parks bot sich aber die Gelegenheit für einen circa 20 km langen Rundweg über den Gibbs Hill. Bei bestem Wetter kostete dieser Tag uns zwar einige Schweißperlen und müde Beine, jedoch die herrliche Umgebung machte das alles wieder mehr als wett.

FAREWELL SPIT:
Den nördlichsten Punkt der Südinsel bildet mit Farewell Spit ein 35 km langer Sandarm. Dieser ist nur über die ersten vier Kilometer ohne Führung begehbar. Dort und am nahe gelegenen Wharakiri Beach erlebten wir Sandverwehungen bei orkanartigen Verhältnissen.

TE WAIKOROPUPU SPRINGS:
Die Straße durch den Abel Tasman Park zum Farewell Spit ist eine Sackgasse. Auf dem Rückweg machten wir einen Stopp bei den sogenannten Pupu Springs. Hierbei handelt es sich um die größten Frischwasserquellen Neuseelands und angeblich die klarsten Quellen der Welt. Zunächst dachten wir, dass unser Reiseführer übertreibt. Nachdem wir das Wasser aber auf gelegten Stegen und eingebauten Unterwasserspiegeln aus nächster Nähe begutachten konnten, hatten auch wir keine wirklichen Zweifel mehr.

NELSON LAKE NATIONALPARK / MOUNT ROBERT CIRCUIT:
Vor der Weiterfahrt zur Westküste machten wir einen kurzen Abstecher in den im Landesinneren gelegenen Nelson Lake Nationalpark. Das Wanderfieber hatte uns gepackt und so wagten wir uns an den Mount Robert Circuit Trek, der über dem Lake Rotoiti startet und über den genannten Berg führt. Entweder sind wir inzwischen deutlich fitter geworden oder der Zeitmesser war sehr langsam unterwegs – wir brauchten statt der angegebenen fünf nur zweieinhalb Stunden und hatten trotzdem noch Zeit die herrliche Aussicht zu genießen. Vielleicht hätten wir es oben länger ausgehalten, hätte nicht solch ein eisiger Wind gefegt und wir waren einmal mehr froh um unsere Windjacken.

WEST COAST:
An der Westküste der Südinsel leben 1% der neuseeländischen Bevölkerung auf 9% der Landesfläche – kein Wunder also, dass auch hier die Natur die Hauptrolle spielt! Nirgendwo auf der Welt sind Gletscher näher am Meer als hier und somit ist der Mix der Lebensräume Ozean, Regenwald und Alpinenregion einzigartig. Diese Besonderheit hat Auswirkungen auf das Wetter: Bei vergleichbaren Sonnenstunden zur restlichen Südinsel beträgt die jährliche Regenmenge fünf Kubikmeter.
Ein eigenes Kapitel widmen wir den beiden Hauptattraktionen Franz Josef und Fox Glacier in den Southern Alps, die weiter im Süden der Westküste liegen. Doch dazu unten mehr…

Einstieg in die West Coast war für uns Westport, von wo aus wir einen Abstecher zur Tauranga Bay machten, wo wir nochmals freilebende Seehunde sahen. Richtung Süden entlang der Küstenstraße fuhren wir weiter und passierten die Pancake Rocks. Die horizontal übereinander gelappten Felsen erinnern wirklich an einen Teller voller Pfannkuchen – nur eben ohne Teller. Die Erosion hat über Jahrtausende nicht nur diese Felsformationen, sondern auch an einer Stelle ein Blowhole gebildet. Das Wasser spritzte an diesem Tag jedoch bei Weitem nicht so deutlich in die Höhe wie das in Australien, das wir bei stürmischem Wetter mit meterhohen Fontänen erleben durften. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, dass wir weder zum Abendessen noch zum darauf folgenden Frühstück Pfannkuchen aßen. Vielmehr passten wir uns der neuseeländischen Jahreszeit des Lammens der Schafe an und verleibten uns zum Abendessen traumhaft würzige Lammbratwurst mit selbstgemachtem Kartoffelpüree, gebratenen Champignons und kühlem Bier ein.

FRANZ JOSEF UND FOX GLACIER:
Beide Gletscher sind am Fuße absolut touristisch präpariert. Bis auf einen bis zwei Kilometer kann man an die Gletscher heranfahren. Dem Franz Josef Glacier näherten wir uns bis 200 Meter zu Fuß. Von der Absperrung aus konnten wir in den Gletschertunnel deutlich hinein sehen. Trotz dass das Wasser dort hinaus geschossen kommt, befindet sich der Gletscher seit 1985 in einer Wachstumsphase. Es wird geschätzt, dass er seitdem um die 70 cm pro Tag wächst. Für tags darauf waren die Wetterprognosen gut und so entschieden wir uns für den anspruchsvollen Alex-Knob-Hike, der uns vorbei an drei Aussichtspunkten mit Blick von oben auf den Franz Josef Glacier bringen sollte. Morgens um kurz vor sechs Uhr ging der Wecker und wir machten uns hoch motiviert trotz morgendlichen Nebels auf die 3,5 Stunden lange Besteigung. Einen Kilometer später senkrecht nach oben und nach einer Wegstrecke von fast neun Kilometern hatte es sich allerdings richtig zugezogen – und so mussten wir es unserer Phantasie überlassen, die Gletscher und Berge auf der einen Seite und das Tasmanische Meer auf der anderen Seite bewundern zu können. 🙁

Nach einer weiteren Übernachtung am Lake Mapourika ging es am nächsten Tag ausgeschlafen in Richtung Fox Glacier. Ihm konnten wir uns zu Fuß auf bis zu 80 Metern nähern, wenngleich der Gletschertunnel nicht ganz so deutlich zu erkennen war wie der des Franz Josef Glaciers. Der Fox Glacier kam uns aber jedoch größer und irgendwie mächtiger vor. Hier konnten wir die Gletscherspalten und riesigen Eisfelsen viel deutlicher erkennen. Beim letzten Besuch vor sechs Jahren wagte sich Christian auch hinter die Absperrung in den Bereich der geführten Gruppen zur Gletscherbegehung. Dieses Mal ließen wir uns auch von den aufgestellten Warnschildern zurück halten, die noch auf einen Unfall vom Jahr 2009 hinwiesen, als zwei ungeführte Touristen in der Nähe des Gletschertunnels von herunter brechenden Eismassen erschlagen wurden. Wir verließen die Gletscher beeindruckt von der Kraft und Macht, die das ewige Eis und die dazugehörigen, rauschenden Gletscherflüsse ausstrahlen.

WEST COAST II:
Nach den Tagen an den Gletschern blieben wir ein paar Nächte am Gillespies Beach hängen, der direkt an der Tasmanischen See liegt. Von dort aus konnten wir bei guter Sicht den Mount Fox und dessen Gletscher sowie andere Berge der Schnee behangenen Southern Alps sehen. Das Meeresrauschen im Ohr zu haben und dabei Gletscher anschauen zu können, gab uns beiden ein befremdliches aber einzigartiges Gefühl. Von unserer vorübergehenden Bleibe aus machten wir zudem einen Halbtagestrek. Vorbei an einer schön gelegenen Lagune und an einem alten Minentunnel aus der Goldgräberzeit mit Meeresblick wühlten wir uns nahezu durch den Morast und kletterten über umgestürzte Bäume, um zu einem anderen Strand mit einer Seehundekolonie zu gelangen. Mit nassen Füßen und müden Beinen fanden wir dann natürlich keine Robben vor… Wir sahen es einfach sportlich. 🙂
Ausgeruht und nach einer größeren Handwaschaktion wieder präpariert für die Weiterreise machten wir uns nach drei Nächten auf zum nahegelegenen Lake Matheson. Von dort soll man einen der schönsten Blicke auf die Southern Alps bekommen, die sich dann zum Teil im See spiegeln. Wir fanden einen entspannten Seerundweg vor mit verschiedenen Aussichtsplattformen, von denen einer sogar „View of Views“ heißt. Jedoch war von den Bergen keine Spur. Wir sahen nichts als Wolken und Nebel, kauften uns aber Postkarten mit dem „Spiegelsee“ als Trostpflaster…
Weiter ging es zum Lake Paringa, in dem wir ein eiskaltes Bad nahmen, vorbei an verschiedenen Aussichtspunkten der Westküste zur Jackson Bay. Die westlich abgelegene Jackson Bay gab uns zum ersten Mal die Möglichkeit, das Meer in Verbindung mit den schneebedeckten Gipfeln auf Fotos zu bekommen. Dieses Ziel erreicht, verließen wir die Westküste, um ins Landesinnere durch die Southern Alps in Richtung der Touristenhochburg Queenstown weiter zu fahren. Damit wünschten wir uns auch die wirklich unglaublich bissigen Sandfliegen loszuwerden – bis heute vergebens… Diese kleinen Tiere, die unseren heimischen Fruchtfliegen nur vom Aussehen sehr ähneln, verfolgen uns seit knapp zwei Wochen gnadenlos. Der einzige halbwegs wirksame Schutz ist Kleidung – dies bedeutet, dass wir auch noch so heiße Sonnentage mit Socken und langen Hosen statt Bikini und Badehose verbringen müssen. Aber jeder vermiedene Biss dieser kleinen Mistviehcher ist dieses Opfer Wert!



REGION WELLINGTON – FISCHERFESTMAHL, HAUPTSTADT UND ÜBERFAHRT

18 11 2011

WAIRARAPA:
Vor unserer letzten Station auf der Nordinsel in Wellington machten wir kurzentschlossen einen Abstecher in die Wairarapa-Region, die im Südosten liegt und mit Cape Palliser den südlichsten Punkt der Nordinsel bildet. Die Fahrt über verlassene, kurvige Straßen lohnte sich einmal mehr und brachte uns schließlich nach Ngawi, wo wir an einem freien Campingplatz einige schöne Tage verbrachten. Der Ort selbst hat zwar nicht mal einen Tante-Emma-Laden zu bieten, zu erleben gibt es aber einiges… Bei der Ortseinfahrt fielen uns direkt die vielen Bulldozer auf, die die Fischerboote auf ihren zum Teil übergroßen Anhängern über den steinigen Strand ins Wasser ein- und auslassen. Nachdem das Wetter aufgeklart hatte, machten wir einen Ausflug zum Cape Palliser. Neben einem Leuchtturm, der nach 250 Stufen einen herrlichen Ausblick bietet, gibt es hier eine große Robbenkolonie. Es strahlt wirklich Ruhe aus, diese gemütlichen Tiere herzhaft gähnend bei ihrem Sonnenbad auf den Felsen oder beim Wasserspiel zu beobachten. Am Nachmittag packte Christian die Angel aus und war gleich zweimal erfolgreich. Neben einem kleineren Fisch hatte er einen großen Red Rock Cod an der Angel!
In Ngawi trafen wir zum zweiten Mal Kevin mit seiner Frau, die wie viele Neuseeländer ihr eigenes Land mit einem umgebauten Bus bereisen. Der Bus der beiden mit dem ansprechenden Namen „Trash Can“ ist inzwischen 60 Jahre alt und erkundet mit Kevin seit 35 Jahren immer wieder das Land. Vor seiner Heirat lebte Kevin sogar in dem Bus. Dementsprechend gut ist dieser auch ausgestattet und wir konnten unter anderem die Annehmlichkeiten eines Kaminofens an zwei kühlen Abenden in der Trash Can genießen. Am zweiten Abend gab es ein richtiges Festmahl, für das wir im Restaurant mehrere hundert Dollar bezahlen müssten: Kevin war morgens mit einem befreundeten Fischer rausgefahren und brachte Hummer und einen großen Fisch mit. An der Küste von Ngawi gibt es die sogenannten Pawas oder Abalones zu finden, die pro Kilo alleine hundert Dollar Wert sind. Der Fischer hatte hieraus leckere Frikadellen gezaubert, die wir uns zusammen mit Hummer, unserem Red Cock Rod und den zwei anderen Fischen richtig schmecken ließen!

Auf der Weiterfahrt in Richtung Wellington machten wir noch einen Stopp bei den beeindruckenden Putangirua Pinnacles. Diese aufgrund einer dünnen Erosionsschicht fragilen Felsformationen konnten wir bei einer Wanderung bestaunen und hatten dank des klaren Wetters auch den ersten Blick über den Ozean auf die schneebedeckten Berge der Südinsel.

WELLINGTON:
„Windy“ Wellington ist eine der kleinsten Hauptstädte der Welt und außerdem bekannt für sein windiges und oft schlechtes Wetter. Bei unserem Aufenthalt schien – wir können es selbst kaum fassen – schon wieder die Sonne und so zeigte sich die Stadt mit ihrem sympathischen Zentrum und dem großen Hafengebiet von ihrer besten Seite. Unser Fibi musste den ein oder anderen Berg erklimmen, denn Wellington liegt in einem hügeligen, grünen Gebiet. Vom Mount Victoria Lookout hatten wir einen tollen Ausblick auf die Umgebung und die Küstenroute über 30km ließ uns dann zu echten Fans dieser Stadt werden – vorausgesetzt wird natürlich das schöne Wetter, das wir hatten ;-). Ein weiteres Highlight für uns war die heiße, unbegrenzte und kostenlose Dusche am Hafen, die wir zufällig entdeckten!
Am letzten Abend besuchten wir das Te Papa Nationalmuseum, das einige interessante Ausstellungen bietet: Der Bereich „Naturgewalten“ hatte ein Erdbebensimulationshaus, in dem es ordentlich wackelte und bei den „Meeresbewohnern“ bestaunten wir einen 4,5 m großen und 490kg schweren, konservierten Tintenfisch, der 2007 von einem großen Fischerboot nahe Neuseeland gefangen wurde. Er hatte einen großen Fisch in seinen Fängen, der gerade den Köder am Haken fraß.

ÜBERFAHRT SÜDINSEL:
Nach fast drei Monaten auf der Nordinsel ging es dann mit der Fähre rüber auf die Südinsel nach Picton. Morgens um 6 Uhr rappelte der Wecker. Von der Fähre aus konnten wir die letzten Bilder von und um Wellington einfangen. Nach zuerst beinahe Windstille für Wellingtoner Verhältnisse, wurden wir auf offener See beinahe vom Deck geblasen. Im Meeresarm vor Picton bekamen wir einen ersten viel versprechenden Eindruck der bergigen Landschaft der Südinsel.
Unsere Weiterreise von Picton aus geht „zurück in den Norden“ in die Marlborough Sounds.