AUSTRALISCHER NORDOSTEN – PULVERSAND, BUSCHFEUER UND OUTBACK-FEELING

27 08 2011

CAPRICORN COAST UND MACKAY:
Von der Sunshine Coast ging es nach einigen Tagen weiter Richtung Norden bis zur Capricorn Coast. Dieser Küstenabschnitt Queenslands ist noch relativ unberührt, hat aber mit den Örtchen Emu Park und Yepoon alles zu bieten, was der Traveller so benötigt. Wir machten zunächst in Emu Park einen Stop bei einem Hostel, wo man mit seinem Camper doch glatt für 10$ pro Nacht übernachten konnte – inklusive Küchen- und Badnutzung sowie das nicht zu unterschätzende „Social Life“. Wir kümmerten uns um Wäsche und Internet und sammelten außerdem ein paar brauchbare Infos zur Bewerbung in Ozeanien. In Emu Park befindet sich außerdem das Singing Ship, ein Denkmal für Captain James Cook, das wirklich melodische Töne beim Blasen des Windes von sich gibt.
Auf der Strecke weiter nach Mackay gelangten wir immer weiter in das Australien, wie man es sich vorstellt: Unendliche Steppenlandschaften ohne jegliche Abwechslung über kilometerweite Sicht hinweg. Irgendwann hörten wir auch auf, die Känguru-Leichen am Straßenrand zu zählen und passten nur noch auf, dass uns nicht selbst eins vor das Auto sprang. Schließlich wechselte die Landschaft in der Nähe Mackays in ebenfalls unendliche Weiten – nun aber von Zuckerrohrfeldern! Es gibt sogar eine eigene Zuckerrohrschmalspurbahn, die die Felder als Transportstrecke verbindet.

AIRLIE BEACH UND WHITSUNDAY ISLANDS:
Unser Reiseführer verspricht: „Das Meer schimmert in einem unglaublich intensiven Türkis und Aquamarineblau und verlockt zum Segeln und Inselhüpfen.“ Und auch wenn wir denken, wir haben doch schon vieles gesehen, werden wir immer wieder positiv von Neuem überrascht! Diese Beschreibung versprach bei weitem nicht zu viel. Und so ließen auch wir uns von einem der unzähligen Angebote in Airlie Beach zu einer Bootstour verleiten. Ein Segeltörn war diesmal nicht drin, aber stattdessen konnten wir per Speedboot viele der insgesamt 74 Inseln vom Wasser aus bestaunen. Wir merkten doch mal wieder, dass trotz strahlend blauem Himmel eigentlich Winter ist – auf dem Wasser wurde es bei einiger Geschwindigkeit mächtig kalt und an unser Schnorchelerlebnis möchten wir lieber nicht zurück denken: Es war nichts von dem berühmten Great Barrier Reaf zu erahnen, die Korallen waren zum Großteil grau und tot (wahrscheinlich aufgrund des immensen Massentourismus) und das Wasser war unglaublich kalt. Dafür wurden wir aber bei unserem Aufenthalt am Whitehaven Beach auf der Whitsunday Island absolut entschädigt. Dieser Strand gehört absolut zu den schönsten Stränden, die wir bisher gesehen haben. Solch weichen und weißen Pulversand über grandiose 7 km konnten wir bisher noch nicht erleben und wir hätten es hier gut noch etwas länger als die zwei vorgesehenen Stunden ausgehalten. Auf dem Rückweg nach Airlie Beach hatten wir tatsächlich nochmals Glück und sahen aus der Ferne einige Wale blasen. Unser erstes Erlebnis am Byron Bay war allerdings nicht zu toppen.

CHARTERS TOWERS:
Leider blieben uns bei unseren 40 Tagen in Australien keine großen Sprünge ins Landesinnere. Um wenigstens einen kleinen Eindruck von den Weiten des Outback zu bekommen, entschieden wir uns für eine Fahrt ca. 120 km ins im Hinterland gelegene Charters Towers. Schon auf dem Weg von Airlie Beach abends an der Küste entlang erlebten wir einige größere Buschbrände. Am nächsten Morgen Richtung Westen konnten wir uns dann doch auch vorstellen, wie eine „richtige“ Outbackreise verlaufen muss: Meistens monoton, rot und langweilig – abgesehen von den schon beschriebenen Känguru-Hürden und den unglaublichen „Road-Trains“ (bis zu 50m lange Lkws mit bis zu 4 Anhängern)! Die Geschichte von Charters Towers geht bis in das Jahr 1871 zurück, als ein junger Aborigine Gold in einem Bach in der Nähe der heutigen Stadt fand. Der absolute Goldrausch setzte ein und die neue Stadt wurde über viele Jahre hinweg von ihren Bewohnern sehr bescheiden „The World“ genannt. Heute überwiegt die Landwirtschaft, aber seit Ende der 80er-Jahre wurden tatsächlich noch weitere Goldadern erschlossen und so erlebt Charters Towers nun einen zweiten Boom und gilt als Queenslands größter Goldproduzent. Wir waren total beeindruckt von den grandiosen Gebäuden und dem „Cowboy-Flair“, die einen tatsächlich um hundert Jahre zurück versetzen zu scheinen. Nur reiten die Jungs nicht mehr auf Pferden, sondern kommen zumeist mit dem Pick-up daher – aber dafür sitzt der Cowboyhut nach wie vor perfekt!
Charters Tower bittet zudem einen Aussichtspunkt auf einer Anhöhe. Von dort aus konnten wir kilometerweit ins steppige Outback blicken und den Sonnenuntergang genießen sowie vor uns am Abhang die herumspringen Rock-Wallabies beobachten.
Wir beide machten hier auch noch eine weitere Ersterfahrung: Das erste Mal im Autokino und dazu noch auf einer Sandpiste! Mitten im Outback mit nur 2 anderen Autos konnten wir endlich das lang ersehnte Finale von Harry Potter sehen… 🙂
Nach einer Nacht in der Wüstengegend mit 20 Grad Temperaturunterschied zum Tag waren wir dann doch auch froh, wieder an die Küste fahren zu können.

TOWNSVILLE UND WEITER RICHTUNG NORDEN:
Townsville ist als Knotenpunkt das Verwaltungs-, Wirtschafts- und Handelszentrum des Nordens. Besonders schön sind die Strandanlagen am „The Strand“ sowie der Aussichtspunkt am Castle Hill. Eine Übernachtungsmöglichkeit fanden wir an einem der zahlreichen Stellplätze am Highway, denen wir hier kurz Tribut zollen möchten: Die Australier tun wirklich etwas für das Campervolk! Auch wenn es an touristisch überladenen Plätzen wie Byron Bay und Airlie Beach schwierig bis unmöglich ist, einen Platz zum Wildcampen zu finden, gibt es an anderen Orten absolute Paradiese: Ruhige Parkanlagen mit sanitären Einrichtungen und BBQ-Plätzen sowie Wasserleitungen direkt zu den Stellplätzen umsonst für 48 Stunden Parkzeit pro Woche. Kein Wunder, dass diese Plätze oft heiß begehrt und voll sind.

MISSION BEACH:
Ca. 50km nördlich von Townsville ändert sich die Vegetation schlagartig.Die Steppenlandschaft geht über in feuchte und grüne Tropen. Am Mission Beach findet man die perfekte Mischung zwischen breiten, langen Sandstränden und dichtem Regenwald. Aufpassen muss man als Autofahrer auf die Kasuare – die zweitgrößte Vogelart nach dem Emu. Diese laufen hier frei herum. Wir sahen ganz zu Beginn ein Exemplar, waren aber zu perplex zum Foto schießen. Danach konnten wir diese großen Vögel nur noch auf Warn- und Werbeschildern bewundern… Die Nacht über blieben wir an einem Parkplatz mit ausdrücklicher Warnung vor Krokodilen. Der Norden Australiens ist wirklich abenteuerlich!

CAIRNS:
Cairns ist eine tropische, gemütliche Küstenstadt. Wir verbrachten unsere Zeit hier vor und nach dem Ausflug Richtung Cape Tribulation auf einem sehr netten Campingplatz. Wie in anderen Städten Australiens gingen wir hier wieder auf den Wochenendmarkt zum Einkaufen von frischem Gemüse und Obst. Auf unserem Weg in die Innenstadt und dann zum Markt ist uns aufgefallen, dass die Aboriginies hier viel stärker in das soziale Leben integriert zu sein scheinen. Weiter oben in Richtung Cape Tribulation wurden wir darin noch einmal bestätigt.

CAPE TRIBULATION:
Da wir noch einige Tage Puffer bis zu unserem Weiterflug hatten, erfüllten wir uns unseren Wunsch, bis ans nördliche Ende der asphaltierten Küstenstraße zu fahren. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch Port Douglas, das als Haupthafen des Hohen Nordens zu Zeiten des Goldrausches um 1870 bekannt war. Um nach Cape Tribulation zu gelangen mussten wir mit der Autofähre über den Daintree River. Danach ging es weiter vorbei an schönen Stränden und durch tiefsten Regenwald. An den für uns schönsten Fleckchen machten wir einen kurzen Stopp. Das Ende der asphaltierten Straße war eher unspektakulär indem es einfach hinter einer Kurve kurz nach Cape Tribulation in eine befestigte Schotterstraße übergeht, die noch gut ohne Allradantrieb zu befahrbar ist.
Am kommenden Tag, unserem letzten Reisetag mit dem Camper, bevor wir wieder zurück in Cairns auf dem Campingplatz landeten, fuhren wir noch etwas durch das Hinterland am Mount Molloy vorbei durch Mareeba, die mit 300 Tagen Sonnentag pro Jahr angeblich sonnenreichste Stadt Queenslands. Geregnet hat es bei unserer Durchfahrt jedenfalls nicht.

Am 20. August ging es weiter zu unserem nächsten (und vielleicht letzten?!?) Ziel Neuseeland. Nach einer kurzen Schocksekunde auf dem Weg zum Flughafen konnte es losgehen… Oder doch nicht?
Zunächst durften wir zwei Stunden zusätzlich wegen technischer Mängel im Wartebereich verbringen. Als wir dann glücklich im Flieger saßen, gab es weitere Probleme. Eine Stewardess war ausgefallen und auf drei Flugbegleiterinnen dürfen nur 150 Passagiere kommen – wir waren aber 151! Somit musste sich erst ein Passagier bereit erklären, auf seinen Flug zu verzichten, damit wir endlich mit fast dreistündiger Verspätung los konnten. Nach einer kurzen Nacht im Flieger erwartete uns bei den Einwanderungsbeamten die nächste böse Überraschung: Für schreckliche 10 Minuten sah es so aus, als wäre unser Working Holiday Visa nur noch einen Monat gültig und wir müssten Ende September schon wieder ausreisen! Aber glücklicherweise erwies sich das als Irrtum und somit ist es uns nun tatsächlich legal erlaubt, für ein Maximum von 12 Monaten in Neuseeland zu bleiben und zu arbeiten. Wir sind gespannt, ob diese Anfangsturbulenzen sich forsetzen!



AUSTRALIENS ZENTRALE OSTKÜSTE – WIEDERSEHENSFREUDE, WALFANG UND SONNENSTAAT

5 08 2011

NEWCASTLE:
Direkt an der Central Coast entlang fuhren wir von Sydney nach Newcastle. Dort trafen wir die Familie von Christians ehemaliger Mitbewohnerin Yolanda, die er seit seines fünfmonatigen Aufenthalts vor sechs Jahren nicht mehr gesehen hat. Wir wurden gleich super aufgenommen und waren trotz aller Camper-Lust froh in einem richtigen Bett liegen zu können. Wir erkundeten am nächsten Tag Newcastle mit seinem wirklich schönen Küstenbereich. Yolanda kam wegen ihres Jobs erst am zweiten Abend zu uns und wir freuten uns – insbesondere natürlich Christian – sie nach so langer Zeit wiederzusehen. Klar, dass viel über die vergangenen Zeiten geredet wurde! Bevor wir Newcastle tags darauf wieder verlassen mussten, fuhren wir mit Yolanda noch in den nahegelegenen Tierpark und machten nähere Bekanntschaft mit der heimischen Tierwelt, u. a. mit Koalas, Kängurus und Wallabies („kleinen“ Kängurus), Emus und vielen unterschiedlichen Papageien.

BYRON BAY UND GOLD COAST:
Auf dem bisherigen Trip hatten wir schon immer sehnsüchtig die vor allem an der Küste überall präsenten, öffentlich zugänglichen Barbequestellen bemerkt, die uns unheimliche Lust aufs Grillen machten. In Byron Bay war es soweit, das Wetter wurde langsam sonniger und wärmer und somit bereiteten wir alles für unser erstes Barbeque vor. Da Byron Bay ein beliebtes Urlaubsziel und Anziehungspunkt für Surfer und damit auch Camper-Reisende ist, war es unmöglich in Ortsnähe einen „freien“ Platz zum Übernachten zu finden. So grillten und übernachteten wir gleich erstmalig auf einem Campingplatz. Byron Bay stand früher für ein alternatives Flair, von dem heute noch vereinzelt etwas zu erkennen ist – ein trotz allem Tourismus sehr gemütlicher Ort, der zum Verweilen einlädt. Außerdem gelangt man hier – vorbei am bekannten Leuchtturm von Byron Bay – an den östlichsten Punkt Australiens. Von dort aus sahen wir auch nach langem „Hinterherreisen“ unsere ersten Buckelwale! Endlich konnten wir wie einst Käpt’n Ahab bei Moby Dick ausrufen: „Wal, da bläst er!“ 😉 Wirklich toll, die riesigen Meeressäuger von ca. 200-300 Metern Luftlinie zu beobachten.
Entlang der Gold Coast machten wir uns auf den Weg nach Brisbane und fuhren kurz vor Surfers Paradise über die Grenze in den Bundesstaat Queensland. Wir planten in Surfers Paradise zumindest einen richtigen Stopp einzulegen. Jedoch hat sich der Ort seit Christians letztem Aufenthalt vor sechs Jahren noch großstädtischer entwickelt und beeindruckte uns eher negativ mit seinen riesigen Hochhäusern und Hotelkomplexen. Wir ergriffen daher schnell die Flucht.

BRISBANE:
Brisbane, die sonnigste der australischen Metropolen mit ihren ca. 1,8 Mio. Einwohnern, machte bei unserem Besuch ihrem Ruf alle Ehre. Wir machten einen Tagesausflug mit unserem Camper mitten in die Hauptstadt Queenslands. Aufgrund des Sonntags war die Stadt relativ ruhig. Ausnahmen waren die Fußgängerzone in der Queen St Mall, in der die Geschäfte geöffnet hatten und die South Bank Parklands, in der die Einheimischen grillten, spazieren gingen oder sich im öffentlich zugänglichen Badebereich bereits abkühlten. Nach dem Shoppen in der Fußgängerzone machten wir uns auf einen Rundgang an Casino und City Hall vorbei auf die andere Seite des Brisbane Flusses zur South Bank und zurück. Die Spuren von Queenslands und damit auch Brisbanes Hochwasser am Jahresanfang sind dort noch deutlich zu sehen. Trotz dieses Rückschlages wird offensichtlich weiterhin gebaut und umstrukturiert – man merkt an jeder Ecke, dass es Australiens Wirtschaft gut geht! Bei unserer Fahrt aus der Stadt machten wir noch einen kurzen Stopp an der Story Bridge, die mit ihrem martialischen Stahlgebilde von 1940 der Stadt ein historisches und stolzes Flair verleiht.

GLASS HOUSE MOUNTAINS:

Weiter ging unser Weg über einen kleinen Abstecher in die Glass House Moutains, wo wir von einem Aussichtspunkt die getrennt stehenden, seltsam geformten Felsen – die Überreste ehemaliger Vulkane sind – bewunderten. Mount Beerwah ist mit 556 Metern der höchste von ihnen, wobei es insbesondere Kristin der nahezu alleinstehende Mt Coonowrin angetan hat. Nach einem kurzen Spaziergang auf einem Rundpfad ging es auch schon weiter in Richtung des nahegelegenen Australia Zoo. Dieser wurde von dem sog. Crocodile Hunter Steve Irwin gegründet. Seit seinem tödlichen Unfall mit einem Stachelrochen 2006, als er versuchte auf diesem durchs Meer zu reiten, wird der private Tierpark von seiner Frau und seinen beiden Kindern betrieben. Aufgrund des Eintrittspreises von 60$ p. P. entschieden wir uns gegen einen Besuch und machten vor dem Eingang wieder kehrt.

SUNSHINE COAST:
Ein paar Tage zum Relaxen planten wir nach den immer wechselnden Orten und Eindrücken der letzten Wochen an der Sunshine Coast. Da Christian an der hiesigen Universität vor sechs Jahren für ein Semester studierte, wollte gerade er ein paar Tage in der alten Heimat verbringen. Zuerst wollten wir aber die alte Wirkungsstätte besichtigen. Einige Veränderungen hatte Yolanda bereits angekündigt. Christian wunderte sich jedoch über die vielen Neubauten, insbesondere im Bereich Sport. Dazu gehören unzählige mit Flutlicht ausgestattete Sportfelder. Der alte Kern des Campus-Bereichs blieb von Umbaumaßnahmen weitestgehend unberührt. Für die wachsende Studentenzahl wurde ein zusätzlicher Kantinenbereich geschaffen sowie ein großer, drei geteilter Busbahnhof. Vor sechs Jahren gab es hier lediglich eine kleine Unterstellmöglichkeit für auf den Bus wartende Studenten. Die recht zahmen Kängurus, die früher auf dem Uni-Rasen herum sprangen, konnten wir an diesem Tag vereinzelt finden. Nach der Uni machten wir noch einen Abstecher zur nahegelegenen Unterkunft UniCentral, in der Christian wohnte. Hier schien die Zeit stehen geblieben zu sein – alles ist beim Alten und weiterhin in gutem Zustand, sodass es für Christian auch kein Problem war, sein altes Apartment Nr. 75 wiederzufinden.

Die kommenden zwei Tage verbrachten wir weiterhin an der Sunshine Coast, wo wir schöne Plätze zum BBQ fanden. Bei einem wollte uns doch glatt ein sog. Water Dragon (eine ca. 50cm große Echse) Gesellschaft leisten, als er wohl unsere bratenden Kartoffelspalten genauso appetitlich fand wie wir… Mit Marcoola und Peregian Beach hatten wir ruhige Orte zum Übernachten. In Marcoola verbrachten wir einige Stunden mit einem netten Australier russischer Abstammung, dessen Angebot einer heißen Dusche wir nach einigem Zögern dann doch gerne annahmen. 🙂



AUSTRALISCHER SÜDOSTEN – CAMPERLEBEN, NATURGEWALTEN UND METROPOLEN

30 07 2011

Kurz vorm Abflug aus Bali gab es für uns noch eine böse Überraschung: Unseren Anschlussflug aus Bali von Perth nach Melbourne hatten wir mit Tiger Airways gebucht. Nur leider hatten die aufgrund von Sicherheitsmängeln kurzfristig absolutes Flugverbot erteilt bekommen! Da unser Camper in Melbourne und der Anschlussflug aus Cairns nach Neuseeland 40 Tage später schon gebucht waren, blieb uns nichts anderes übrig, als noch einen neuen Flug von Perth nach Melbourne für das dreifache Geld zu buchen. Somit kamen wir dann schließlich doch wie geplant in Melbourne an. Nach einer kurzen und kalten Nacht im Hostel ging es direkt zur Autovermietung, wo schon unser Spaceship-Camper mit Namen Murgatroyd (kurz: Murgy) auf uns wartete. Dieser ist ein knallorangener umgebauter Familien-Van mit kleinem Kühlschrank, Wasserkanister, Gaskocher und Matratze – unser neues Heim für die nächsten Wochen! Wir freuten uns riesig auf unser neues Leben als Camper und damit Selbstversorger.

GREAT OCEAN ROAD:
Wir reisten zunächst zwei Tage weiter Richtung Süden entlang der Great Ocean Road und lernten ein Australien kennen, was eher schottisch aussieht mit grünen saftigen Hügeln und mächtigen Wolken. Vom roten Sandstein, den jeder mit Australien verbindet, und sonnigen Surferstränden sahen wir nur Ausläufer. Und auch das Wetter ist nicht „stereotypisch australisch“. Hier ist zur Zeit tiefster Winter, was im Südosten des Landes Temperaturen zwischen drei und zehn Grad bedeutet. Nichtsdestotrotz beeindruckten uns die Naturschauspiele an der Great Ocean Road mit wilden Küstenlandschaften, den 12 Aposteln und unzähligen Regenbögen sehr. Dank der Jahreszeit hatten wir viele Streckenabschnitte und Aussichtspunkte fast ganz für uns alleine.

MELBOURNE:
Zurück in Melbourne erkundeten wir die Stadt zu Fuß und waren begeistert von dem europäischen Flair gepaart mit der amerikanisch aussehenden Skyline und den vielen Parkanlagen. Hier könnte man sich tage- oder sogar wochenlang aufhalten, um kulturelle Einrichtungen, Shopping-Center, Cafés, Restaurants und Kneipen zu besuchen und vom Riesenangebot aus dem Vollen zu schöpfen. Leider ließen dies weder Zeit noch Geldbeutel zu und somit blieb es für uns bei langen Spaziergängen durch Innenstadt und den Birrarrung Marr Park, Coffee-to-go und Muffin am Federation Square und einem Aufenthalt im Immigration Museum. Außerdem waren wir fasziniert vom Queen Victoria Market mit seiner Auswahl an Klamotten, Souvenirs, frischem Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch, Delikatessen und Süßigkeiten, die zum Teil von lautstarken Marktschreiern angepriesen wurden. Abends ging es zurück mit der Metro zu unserem „Murgy“, der im Vorort Newport zur Übernachtung auf uns wartete.

VON MELBOURNE NACH SYDNEY:

Für die Fahrt von Melbourne nach Sydney benötigt man mindestens 2 Tage, kann sich aber besser mehr Zeit nehmen, um die schönen Strände, Wälder, Seen und Städtchen auf dem Weg genießen zu können. Ein sehr schönes Fleckchen war für uns Mallacoota, das letzte Dorf am Pazifik in Victoria vor der Grenze nach New South Wales. Der Meeresarm Mallacoota Inlet reicht etwa 20 km landeinwärts, hat aber wegen der weit verzweigten Verästelungen ein 320 km langes Ufer. Hier gibt es Unmengen von Wasservögeln und auch unsere ersten wilden (lebenden) Känguruhs konnten wir hier bestaunen! Weiter ging es über die Grenze nach New South Wales durch urige Bergdörfchen wie Central Tilba und weitere fast menschenleere Küstenlandschaften. Doch dann hatte unser relatives Glück mit dem Wetter ein Ende: Für die nächsten drei Tage sollte es non-stop durch regnen! Wie wir mittlerweile wissen, durften wir den regenreichsten Juli seit 60 Jahren miterleben – vielen Dank! Wir dachten, es hört niemals auf. Das schlechte Wetter brachte aber auch wieder Spannendes mit sich. Das Meer war total aufgewühlt und unheimlich, produzierte die heftigsten Wellen und Brandungen und sogar die Einwohner von Kiama sagten, dass sie ihr Blowhole (eine Wasserfontäne, die aus einem natürlichen Felstunnel durch die Brandung entsteht) noch nie so hoch erlebt hätten. Im Royal National Park kurz vor Sydney zwangen uns die Wassermassen dann sogar zum Umdrehen, da eine Straße komplett überspült und gesperrt war.

BLUE MOUNTAINS:

Wir entschlossen uns, Sydneys Innenstadt einige Tage später zu besuchen und zunächst in die ca. 100 km westlich gelegenen Blue Mountains zu fahren. Das Wetter besserte sich etwas und wir konnten die Berglandschaften aus Höhenrücken, Felsklippen und Schluchten bei einigen Wanderungen wie dem Grand Canyon Walk oder dem Three Sisters Walk richtig genießen. In das etwa 1000 m hohe Plateau haben zahlreiche Bäche im Laufe von Jahrmillionen ihr Bett eingekerbt und der weiche Sandstein wurde durch Wind und Wetter weiter geformt.

SYDNEY:
Bevor wir den Abstecher in die Blue Montains machten, streiften wir mit einigen Stopps den Sydney Harbour National Park. Wir durchfuhren nur South Head, dessen Klippen wieder mal mit mächtiger Brandung aufwartete. Aus dem Auto aussteigen konnten wir dank einer kleinen Regenpause nur an The Gap. Dessen Klippen und das dort wild aufschäumende Meer sind mit einem hohen Zaun über hunderte Meter weit abgesichert. Der Ort erlangte in ganz Australien durch zahlreiche Selbstmörder makabre Berühmtheit. Bondi Beach, einer der bekanntesten Strände Sydneys, liegt südlicher in einer weiten Bucht. Der als Partyhochburg im Sommer bekannte Backpacker-Strand war bei unserem Besuch trostlos und menschenleer.
Zurück aus den Blue Mountains wollten wir wie in Melbourne auch in Sydney einen Schlafplatz außerhalb der Stadt bei einer Metro-Station suchen, um dann tagsüber schnell in die Innenstadt zu gelangen. Leider gestaltete sich dies etwas schwieriger als in Melbourne. Nach über drei stündiger Suche zuerst in Innenstadtnähe und dann außerhalb fanden wir schließlich einen annehmbaren Platz in dem nördlich gelegenen Städtchen Hornsby. Von dort aus fuhren wir am nächsten Morgen mit dem Zug in die Metropole. Zu Fuß machten wir uns weiter auf Stadterkundung. Zuerst durchliefen wir das Studentenviertel Glebe. Auf dem Sydney Fish Market lief uns das Wasser nur so im Mund zusammen als wir die Riesenauswahl an frischem Fisch und frischen Meeresfrüchten sahen. Nach zwei Marktdurchläufen konnten wir nicht widerstehen und gönnten uns ein frisch zubereitetes Meeresfrüchte-Mix mit Pommes. Mmmmhhhhh, lecker! Über den verkehrsfreien Darling Harbour, Miller’s Point und Observatory Park näherten wir uns unserem ersten Wahrzeichen Sydneys, der Harbour Bridge. Die 1932 fertig gestellte Brücke verbindet die Innenstadt mit Nord-Sydney und kann per Auto, Bahn, zu Fuß oder mit dem Fahrrad überquert werden. Mittlerweile kann man sie auch mit einer geführten Gruppe erklimmen. Wir begingen sie bis zur Mitte zu Fuß. Von dort aus konnten wir mehrere Sehenswürdigkeiten gleichzeitig betrachten wie beispielsweise The Rocks, das als Herzstück des historischen Sydneys gilt. Der Circular Quay am Südende der Bucht ist nicht nur ein Knotenpunkt für den innerstädtischen Verkehr, sondern ist auch einer der Hauptanlegestellen für lokalen und internationalen Touristenverkehr auf dem Wasserweg. Von der Harbour Bridge aus konnten wir zudem das bekannteste Wahrzeichen Sydneys, das Opera House, sehen. Die neben dem Ayers Rock meistfotografierte Sehenswürdigkeit Australiens scheint quasi auf dem Wasser zu schwimmen.
Am kommenden Tag machten wir einen Stadtbummel. Eine Lieblingsbeschäftigung der Geschäftsleute in Sydney scheint das Joggen zu sein. Sie beanspruchen die Fußwege in der Mittagszeit insbesondere am Darling Harbour und in der Nähe des Hyde Parks quasi für sich alleine. In der breiten Fußgängerzone Pitt St Mall kann man sich beim Shoppen genauso austoben wie im Queen Victoria Building. Das über 100 Jahre alte prunkvolle Gebäude hat seinen alten Charme in keinster Weise verloren. Es besticht neben exklusiven Geschäften auch durch antike Flure, Treppenaufgänge, Deckenverzierungen und sogar Toiletten. Von der Town Hall aus fuhren wir mittags zurück zu unserem Camper und machten uns am gleichen Tag noch weiter Richtung Newcastle auf. Dort wollten wir Christians ehemalige australische Mitbewohnerin und dessen Familie besuchen.

Rückblickend auf die ersten beiden Wochen in Australien können wir erst jetzt so richtig begreifen, was sich alles für uns verändert hat. Es ist nicht nur der Länderwechsel bzw. der Wechsel nach acht Monaten von asiatischen Entwicklungsländern in eine absolut westliche Kultur, der einen gewissen Gewöhnungsprozess benötigt. Hinzu kommt unser absolut anderer Lebensstil. In Asien lebten wir in Hostels, aßen zweimal pro Tag in Restaurants und hatten einige längere Aufenthalte an Orten, an denen wir uns schon fast heimisch fühlten. Wir waren quasi ständig von Menschen umgeben. Aufgrund unseres westlichen Erscheinungsbildes fühlten wir uns oft wie „Celebrities“, denen meist die absolute Aufmerksamkeit der Einheimischen zufiel. In Australien fallen wir nur auf, wenn wir den nicht akzentfreien Mund aufmachen. 😉
Mit unserem Camper sind wir komplett auf uns selbst gestellt. Wir genießen es, einkaufen gehen und selbst kochen zu können. Aber wir leben dadurch auch sehr isoliert. Um 18 Uhr abends ist es stockdunkel. Bis dahin suchen wir meist einen abgeschiedenen und geschützten Platz zum Kochen und Übernachten. Wir sind dann froh, wenn im Camper die Türen zu sind, da es nachts zur Zeit im Süden noch sehr kalt wird. Auch die Regenphase hat dies nicht unbedingt einfacher gemacht. Es gibt also kein geselliges Zusammensein mit anderen. Bei den täglichen Zwischenstopps haben wir immer wieder Kontakt mit den freundlichen und interessierten Australiern, die sich gerne Zeit für einen Plausch nehmen. Insbesondere die Fischer geben gerne auch mal Seemannsgarn zum Besten, wie zum Beispiel die Geschichte vom Wal am Angelhaken, der direkt am Steg entlang schwamm.