NORDWESTEN DER SÜDINSEL – GEGENSÄTZE, GLETSCHER UND SANDFLIEGEN

6 12 2011

Nach unserer Ankunft auf der Südinsel in Picton reisten wir gegen den Uhrzeigersinn Richtung Westen weiter. Wir kamen im Laufe der nächsten Wochen durch einige der bekanntesten Nationalparks Neuseelands und unsere Zeit war überwiegend bestimmt von Wanderungen und Bewältigung verschiedenster Natureindrücke.

MARLBOROUGH SOUNDS:

Kennzeichen der Marlborough Sounds sind weitläufige Meeresarme, die unzählige schöne Buchten und grüne Wälder aufweisen. Sicherlich könnte man hier einige schöne Tage verbringen, wir wollten jedoch weiter in Richtung Nordwesten und beließen es bei mehr oder weniger einer Durchfahrt.

ABEL TASMAN NATIONALPARK:
Der Abel Tasman Nationalpark ist der meist besuchte Nationalpark Neuseelands. Hauptgrund für einen Besuch ist ein drei- bis fünftägige Trek entlang der Golden Bay, der einen durch Buschlandschaft vorbei an goldgelben Stränden und türkisblauem Meer führt. Da wir weder Schlafsäcke noch Zelt haben und wir zudem keine Nacht ohne unseren Fibi verbringen möchten 😉 , kommen für uns mehrtägige Treks nicht wirklich infrage. Im nördlichen Teil des Parks bot sich aber die Gelegenheit für einen circa 20 km langen Rundweg über den Gibbs Hill. Bei bestem Wetter kostete dieser Tag uns zwar einige Schweißperlen und müde Beine, jedoch die herrliche Umgebung machte das alles wieder mehr als wett.

FAREWELL SPIT:
Den nördlichsten Punkt der Südinsel bildet mit Farewell Spit ein 35 km langer Sandarm. Dieser ist nur über die ersten vier Kilometer ohne Führung begehbar. Dort und am nahe gelegenen Wharakiri Beach erlebten wir Sandverwehungen bei orkanartigen Verhältnissen.

TE WAIKOROPUPU SPRINGS:
Die Straße durch den Abel Tasman Park zum Farewell Spit ist eine Sackgasse. Auf dem Rückweg machten wir einen Stopp bei den sogenannten Pupu Springs. Hierbei handelt es sich um die größten Frischwasserquellen Neuseelands und angeblich die klarsten Quellen der Welt. Zunächst dachten wir, dass unser Reiseführer übertreibt. Nachdem wir das Wasser aber auf gelegten Stegen und eingebauten Unterwasserspiegeln aus nächster Nähe begutachten konnten, hatten auch wir keine wirklichen Zweifel mehr.

NELSON LAKE NATIONALPARK / MOUNT ROBERT CIRCUIT:
Vor der Weiterfahrt zur Westküste machten wir einen kurzen Abstecher in den im Landesinneren gelegenen Nelson Lake Nationalpark. Das Wanderfieber hatte uns gepackt und so wagten wir uns an den Mount Robert Circuit Trek, der über dem Lake Rotoiti startet und über den genannten Berg führt. Entweder sind wir inzwischen deutlich fitter geworden oder der Zeitmesser war sehr langsam unterwegs – wir brauchten statt der angegebenen fünf nur zweieinhalb Stunden und hatten trotzdem noch Zeit die herrliche Aussicht zu genießen. Vielleicht hätten wir es oben länger ausgehalten, hätte nicht solch ein eisiger Wind gefegt und wir waren einmal mehr froh um unsere Windjacken.

WEST COAST:
An der Westküste der Südinsel leben 1% der neuseeländischen Bevölkerung auf 9% der Landesfläche – kein Wunder also, dass auch hier die Natur die Hauptrolle spielt! Nirgendwo auf der Welt sind Gletscher näher am Meer als hier und somit ist der Mix der Lebensräume Ozean, Regenwald und Alpinenregion einzigartig. Diese Besonderheit hat Auswirkungen auf das Wetter: Bei vergleichbaren Sonnenstunden zur restlichen Südinsel beträgt die jährliche Regenmenge fünf Kubikmeter.
Ein eigenes Kapitel widmen wir den beiden Hauptattraktionen Franz Josef und Fox Glacier in den Southern Alps, die weiter im Süden der Westküste liegen. Doch dazu unten mehr…

Einstieg in die West Coast war für uns Westport, von wo aus wir einen Abstecher zur Tauranga Bay machten, wo wir nochmals freilebende Seehunde sahen. Richtung Süden entlang der Küstenstraße fuhren wir weiter und passierten die Pancake Rocks. Die horizontal übereinander gelappten Felsen erinnern wirklich an einen Teller voller Pfannkuchen – nur eben ohne Teller. Die Erosion hat über Jahrtausende nicht nur diese Felsformationen, sondern auch an einer Stelle ein Blowhole gebildet. Das Wasser spritzte an diesem Tag jedoch bei Weitem nicht so deutlich in die Höhe wie das in Australien, das wir bei stürmischem Wetter mit meterhohen Fontänen erleben durften. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, dass wir weder zum Abendessen noch zum darauf folgenden Frühstück Pfannkuchen aßen. Vielmehr passten wir uns der neuseeländischen Jahreszeit des Lammens der Schafe an und verleibten uns zum Abendessen traumhaft würzige Lammbratwurst mit selbstgemachtem Kartoffelpüree, gebratenen Champignons und kühlem Bier ein.

FRANZ JOSEF UND FOX GLACIER:
Beide Gletscher sind am Fuße absolut touristisch präpariert. Bis auf einen bis zwei Kilometer kann man an die Gletscher heranfahren. Dem Franz Josef Glacier näherten wir uns bis 200 Meter zu Fuß. Von der Absperrung aus konnten wir in den Gletschertunnel deutlich hinein sehen. Trotz dass das Wasser dort hinaus geschossen kommt, befindet sich der Gletscher seit 1985 in einer Wachstumsphase. Es wird geschätzt, dass er seitdem um die 70 cm pro Tag wächst. Für tags darauf waren die Wetterprognosen gut und so entschieden wir uns für den anspruchsvollen Alex-Knob-Hike, der uns vorbei an drei Aussichtspunkten mit Blick von oben auf den Franz Josef Glacier bringen sollte. Morgens um kurz vor sechs Uhr ging der Wecker und wir machten uns hoch motiviert trotz morgendlichen Nebels auf die 3,5 Stunden lange Besteigung. Einen Kilometer später senkrecht nach oben und nach einer Wegstrecke von fast neun Kilometern hatte es sich allerdings richtig zugezogen – und so mussten wir es unserer Phantasie überlassen, die Gletscher und Berge auf der einen Seite und das Tasmanische Meer auf der anderen Seite bewundern zu können. 🙁

Nach einer weiteren Übernachtung am Lake Mapourika ging es am nächsten Tag ausgeschlafen in Richtung Fox Glacier. Ihm konnten wir uns zu Fuß auf bis zu 80 Metern nähern, wenngleich der Gletschertunnel nicht ganz so deutlich zu erkennen war wie der des Franz Josef Glaciers. Der Fox Glacier kam uns aber jedoch größer und irgendwie mächtiger vor. Hier konnten wir die Gletscherspalten und riesigen Eisfelsen viel deutlicher erkennen. Beim letzten Besuch vor sechs Jahren wagte sich Christian auch hinter die Absperrung in den Bereich der geführten Gruppen zur Gletscherbegehung. Dieses Mal ließen wir uns auch von den aufgestellten Warnschildern zurück halten, die noch auf einen Unfall vom Jahr 2009 hinwiesen, als zwei ungeführte Touristen in der Nähe des Gletschertunnels von herunter brechenden Eismassen erschlagen wurden. Wir verließen die Gletscher beeindruckt von der Kraft und Macht, die das ewige Eis und die dazugehörigen, rauschenden Gletscherflüsse ausstrahlen.

WEST COAST II:
Nach den Tagen an den Gletschern blieben wir ein paar Nächte am Gillespies Beach hängen, der direkt an der Tasmanischen See liegt. Von dort aus konnten wir bei guter Sicht den Mount Fox und dessen Gletscher sowie andere Berge der Schnee behangenen Southern Alps sehen. Das Meeresrauschen im Ohr zu haben und dabei Gletscher anschauen zu können, gab uns beiden ein befremdliches aber einzigartiges Gefühl. Von unserer vorübergehenden Bleibe aus machten wir zudem einen Halbtagestrek. Vorbei an einer schön gelegenen Lagune und an einem alten Minentunnel aus der Goldgräberzeit mit Meeresblick wühlten wir uns nahezu durch den Morast und kletterten über umgestürzte Bäume, um zu einem anderen Strand mit einer Seehundekolonie zu gelangen. Mit nassen Füßen und müden Beinen fanden wir dann natürlich keine Robben vor… Wir sahen es einfach sportlich. 🙂
Ausgeruht und nach einer größeren Handwaschaktion wieder präpariert für die Weiterreise machten wir uns nach drei Nächten auf zum nahegelegenen Lake Matheson. Von dort soll man einen der schönsten Blicke auf die Southern Alps bekommen, die sich dann zum Teil im See spiegeln. Wir fanden einen entspannten Seerundweg vor mit verschiedenen Aussichtsplattformen, von denen einer sogar „View of Views“ heißt. Jedoch war von den Bergen keine Spur. Wir sahen nichts als Wolken und Nebel, kauften uns aber Postkarten mit dem „Spiegelsee“ als Trostpflaster…
Weiter ging es zum Lake Paringa, in dem wir ein eiskaltes Bad nahmen, vorbei an verschiedenen Aussichtspunkten der Westküste zur Jackson Bay. Die westlich abgelegene Jackson Bay gab uns zum ersten Mal die Möglichkeit, das Meer in Verbindung mit den schneebedeckten Gipfeln auf Fotos zu bekommen. Dieses Ziel erreicht, verließen wir die Westküste, um ins Landesinnere durch die Southern Alps in Richtung der Touristenhochburg Queenstown weiter zu fahren. Damit wünschten wir uns auch die wirklich unglaublich bissigen Sandfliegen loszuwerden – bis heute vergebens… Diese kleinen Tiere, die unseren heimischen Fruchtfliegen nur vom Aussehen sehr ähneln, verfolgen uns seit knapp zwei Wochen gnadenlos. Der einzige halbwegs wirksame Schutz ist Kleidung – dies bedeutet, dass wir auch noch so heiße Sonnentage mit Socken und langen Hosen statt Bikini und Badehose verbringen müssen. Aber jeder vermiedene Biss dieser kleinen Mistviehcher ist dieses Opfer Wert!



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1 Antwort zu “NORDWESTEN DER SÜDINSEL – GEGENSÄTZE, GLETSCHER UND SANDFLIEGEN”

  • Michael sagt:

    Hallo Ihr Lieben,

    die letzte Stunde im alten Jahr ist angebrochen in der ich Euch noch einmal schreiben. Wuensche Euch alles Gute und einen guten Start ins Neue Jahr 2012.

    Liebe Gruesse aus Bonn
    Michael + Judith + Kinder

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