DEUTSCHLAND – RÜCKKEHR, 18 EINZIGARTIGE MONATE UND LETZTER ARTIKEL

23 05 2012

Am 09. Mai 2012 bestiegen wir den Flieger von Panama City über San Juan, Puerto Rico nach Frankfurt. Es war ein komisches und oft nicht greifbares Gefühl, dass Deutschland nach 18 Monaten Abwesenheit nun so nahe liegt. Der Flug in einer Condor-Maschine ab San Juan brachte uns aber schon einen unverhofft frühen Geschmack auf unser Heimatland. Deutsche Flugbegleiter begrüßten uns mit einem fröhlichen „Hallo“ und schockten uns mit der deutschen Sprache genauso wie die ausgelegten Tageszeitungen, auf die wir uns dann nach langer Zeit stürzten. Die Aufregung stieg merklich nach der Landung. Am 10. Mai mit zwei Stunden Verspätung war es um 11.45 Uhr dann soweit. Die beiden Eltern und Kristins Schwester mit ihrem Freund empfingen uns am Gepäckausgang und machten uns eine riesige Freude. Einem Sektchen zur Begrüßung folgte ein kurzer Aufenthalt in einem Flughafenrestaurant, bei dem das Gefühl in dieser Runde zu sitzen schon fast zu normal war.
Die nächsten Tage bestanden aus Wiedersehensfreude, langen Gesprächen und ein wenig Feiern. Besonders bei Alltagsbegegnungen wie dem Einkauf im Supermarkt mussten wir uns erst wieder an die allgegenwärtige deutsche Sprache gewöhnen. Unsere Besuchsrunde ist noch nicht abgeschlossen und wird auch noch einige Zeit anhalten. Parallel konzentrieren wir uns nun weiter auf insbesondere unsere berufliche Zukunft.
Abschließend wollen wir nicht zu sentimental werden, doch Folgendes möchten wir kurz festhalten: Wir sind unheimlich dankbar, dass wir die letzten 18 Monate (d.h. 547 Tage verteilt auf 14 Länder) gemeinsam erleben durften. Reisen war unser Alltag und manchmal war die ständige Umstellung auf eine neue Umgebung und Kultur eine echte Herausforderung, aber immer spannend. Wir vergaßen nie, was für Glückspilze wir sind und werden viele einzigartige Erlebnisse, Begegnungen und Geschichten immer in Erinnerung behalten. Wir haben viel über andere Menschen und Kulturen, aber auch uns selbst lernen dürfen. Über das Langzeitreisen haben wir eines gelernt: Es ist Luxus und Verzicht zugleich!
Uns ist außerdem bewusst geworden, in welch schönes Land wir nun zurückkehren und wir freuen uns riesig auf die Zukunft. Verabschieden möchten wir uns von der Reise, unserem Blog und den treuen Lesern mit einem Zitat von Mark Twain:

“Twenty years from now you will be more disappointed by the things you didn’t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines, sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.” (Mark Twain)



PANAMA – SEGELTRIP, INSELTRÄUME UND PANAMA-KANAL

11 05 2012

SEGELTRIP VON KOLUMBIEN ÜBER SAN BLAS NACH PANAMA:
Eine Woche vor unserem Rückflug nach Frankfurt starteten wir von Cartagena in unser letztes Abenteuer. Für sechs Tage und fünf Nächte wurden wir zu Seeleuten auf der „El Gitano del Mar“, einem Catamaran mit Platz für 20 Personen. Nach einem herrlichen Sonnenuntergang im Hafen von Cartagena begann die ca. 36-stündige Fahrt über das offene Meer der Karibik bis zu den San Blas Inseln von Panama. Die Besatzung bestand aus 18 Touristen, dem Kapitän Jepi, seinen zwei Helfern Roberto und Wesley sowie dem Schiffshund Mystico. Wir hatten das Glück, uns eine der vier Privatkabinen sichern zu können. Die Passagiere außerhalb der Kabinen knubbelten sich in den Aufenthaltsbereichen. Trotz relativ ruhiger See genügten uns die 36 Stunden völlig. Es war doch eine Umstellung für uns Landratten. Der Seegang war für Eingefleischte relativ ruhig, jedoch war es für uns wie auch einige andere ein Auf und Ab des körperlichen Befindens. 😉 Vor allem nachts gab es dazu starke Gewitter, die einem so manche unsichere Gedanken auf einem Gefährt brachten, das außer ein paar wackeligen Quadratmetern nur Wasser rundherum bot, so weit der Horizont reichte. Daher waren wir froh, als endlich Land in Sicht war und wir auf die Inselgruppe San Blas zusteuerten. Diese besteht aus 305 zum Teil winzigen Inseln, die über ein großes Gebiet aus türkisblauem Wasser herausragen und manchmal nur für eine Palme Platz bieten. Vereinzelt sind die Inseln durch die ansässigen Kuna-Indianer bewohnt, eine teil-autonome Urbevölkerungsgruppe Panamas. Aufgrund des weiterhin bestehenden Hoheitsgebietes der Kuna, die beispielsweise auch nicht über polizeiliche Überwachung durch Panama verfügen, gelten die San Blas-Inseln auch als „Drogenparadies“, welches von Drogenschmugglern aus Kolumbien als Zwischenstation genutzt werden soll.
Die nächsten Tage bestanden für uns – zwischen einigen heftigen Regenschauern – aus Sonnenbaden, Schwimmen, Inselerkundungen und Schnorcheln. Letzteres verbanden wir und Roberto mit Harpunieren. Dabei fing Roberto ein paar Hummer und Megamuscheln, die wir uns abends in einer leckeren Soße schmecken ließen. Wir wechselten zweimal täglich den Ort und fuhren unterschiedliche Inseln an. Am vorletzten Tag kümmerte sich Jepi auf der Hauptinsel Porvenir um die Immigration nach Panama, während wir die ebenfalls stärker bewohnte Nachbarinsel erkundeten. Abends grillten wir frischen Thunfisch über Palmenholz und verbrachten einige Zeit aufgrund eines heftigen Regengusses in einer Kuna-Hütte. Es war faszinierend, die Einheimischen und ihre gewohnte Umgebung aus nächster Nähe kennenzulernen. Auf der einen Seite sind diese Menschen aus unserer Sicht immer noch sehr rückständig. Sie sprechen nur einige Brocken spanisch, die Kinder gehen nicht zur Schule und das Umfeld besteht aus den angrenzenden Inseln. Zudem verfügt die Hütte nur über einen einzigen Raum, indem die gesamte Familie lebt. Verwunderlicherweise fanden wir neben den Bananenstauden und Hängematten auch einen Flachbildschirm und ein Handy in der Hütte, die übrigens sowohl durch das Dach als auch unter der Tür mit Regenwasser „versorgt“ wird. Wie schon des Öfteren bei solchen Begegnungen stellten wir uns die Frage: Ist der Fortschritt nun Fluch oder Segen?!
Am fünften Tag stand nochmal eine längere Bootstour auf dem Programm, die uns bis nach Portolindo brachte. Von hier betraten wir nach sechs Tagen den ersten wirklich festen Boden – aber das Wackeln auf dem Wasser bekamen wir die nächsten Tage gefühlt immer noch nicht los! 🙂 Mit dem Taxi ging es bis Portobelo und anschließend mit Bussen über Colon bis nach Panama City.

PANAMA CITY:
Die Hauptsehenswürdigkeiten in der Altstadt Casco Viejo kannten wir schon von unserem letzten Aufenthalt vor zwei Jahren. Somit beschränkten wir uns in den zwei Resttagen vor Ort aufs Shoppen in der riesigen Albrook Mall und den erneuten Besuch des Panama-Kanals. Dieser hatte uns beim letzten Mal so fasziniert, dass wir das schöne Wetter an unserem letzten Tag vor Ort nutzten und erneut zu den Miraflores Locks fuhren. Von der Aussichtsplattform hat man einen guten Blick auf die drei Schleusen kurz vor dem Pazifik. Wir hatten Glück und konnten nach einigen kleineren Booten zwei große Containerschiffe beobachten, die mittels Kanallotsen auf der Brücke und schweren, an Stahlseilen verbundene Lokomotiven unter enormen logistischem Aufwand durch die Schleusen in Richtung Pazifik geführt werden. Im Übrigen sollen die Schiffe mit der maximalen Größe, die im Panamakanal erlaubt ist, bis zu einer halben Million US-Dollar für die Durchfahrt hinblättern. Dafür sparen sie sich die tausende Kilometer lange, Zeit und Sprit fressende Fahrt um Patagonien im Süden Lateinamerikas herum und nehmen die etwa 80 Kilometer lange „Verbindungsstraße“ von Karibischem Meer und Pazifischem Ozean.



KOLUMBIEN II – KARIBIK, TAUCHEN UND SCHLAMMVULKAN

2 05 2012

TAGANGA:
Nach zwei Tagen in Cartagena fuhren wir nach Taganga, einem kleinen Fischerörtchen an der Karibikküste bei Santa Marta. Fischer gibt es immer noch und zusätzlich jede Menge Touristen und Unterkünfte – zum Glück aber keine Betonklötze. Der Ort ist noch immer recht gemütlich und wir konnten uns hier in den folgenden drei Wochen gut erholen. Zunächst hieß es aber die Ostertage überstehen! Anscheinend war halb Kolumbien in dieses Dörfchen gekommen, um ordentlich zu feiern. Den Strand mit Meer mieden wir trotz unglaublicher Hitze und Schwüle in den ersten Tagen weitestgehend, da weder an Land noch im Wasser auch nur ein kleines Fleckchen unbesetzt war. Wir hatten uns für ein Hostel entschieden, welches etwas abseits vom Trubel auf einer Anhöhe lag. Wir verfluchten zwar so manches Mal den steilen Anstieg, hatten dafür aber eine herrliche Aussicht und fühlten uns in dem Hostel mit Küche, Hängemattenbereich und Fernsehecke (für die vielen wichtigen Fußballspiele in dieser Zeit 🙂 ) sehr wohl. Neben Strandgängen zum etwas entfernter liegenden Playa Grande, der in einer halbstündigen Wanderung zu erreichen war, machten wir alle paar Tage Ausflüge nach Santa Marta, um uns dort auf dem lokalen Markt mit frischen Früchten und anderen Lebensmitteln einzudecken. Kochen machte hier wirklich Spaß, zumal es am Strand von Taganga fangfrischen Fisch direkt von den Fischern zu kaufen gab! So aßen wir uns durch Lachs, Thunfisch, Snapper und andere, unbekannte Fischarten. Nach der relativ schnellen Durchreise seit Chile und den vielen Ortswechseln sowie kurz vor unserer Rückkehr nach Deutschland genossen wir die ruhigen Tage in Taganga sehr, in denen schon so was wie Alltag bei uns einkehrte. Auch brachten wir unsere Bewerbungsunterlagen auf den aktuellen Stand und bereiteten uns so wie auch mit anderen organisatorischen Dingen schon auf die Heimat vor.
Ein Highlight war noch der Besuch des Tayrona Nationalparks, den wir bei einem Tagesausflug mit zwei Tauchgängen besuchten. Die Hinfahrt in einem kleinen Boot war ziemlich wackelig und wir waren pitschnass bevor wir auch nur einen Fuß ins Meer gesetzt hatten. Die schöne Bucht Bahía Gayraca war es aber wert! Weißer Strand und klares Wasser warteten auf uns zwischen den Tauchgängen. Bei diesen war leider die Sicht nicht sonderlich gut. Die Korallen waren dafür groß, bunt und vielfältig und wir konnten Moränen und kleinere Fische entdecken. Der Tag wird uns eine bleibende Erinnerung sein…

CARTAGENA II:
Zurück in Cartagena, von wo aus unser Segelboot Richtung Panama starten sollte, machten wir einen Ausflug zum 50km nordöstlich der Stadt liegenden „Volcán del Totumo“. Bei der Lagune Ciénaga gibt es hier eine besondere Attraktion: Einen ca. 25m hohen Vulkan bzw. besser einen Minivulkan, denn er ist nicht nur klein, sondern hat auch nur einen Kraterdurchmesser von 15m. Statt Lava spuckt der Vulkan aufgrund von Gasdruck im Untergrund Schlamm aus. In diesem Schlamm kann man „baden“ oder eigentlich liegt man eher darauf, denn er ist so zäh und dickflüssig, dass ein Untergehen fast unmöglich ist. Es machte einen Riesenspaß, sich in diesem Vulkanschlamm zu suhlen! Zum Glück kann man für ein Trinkgeld seine Kamera an bereitstehende Männer abgeben, die Fotos schießen, denn selber anfassen sollte man nichts mehr. Unsere Badekleidung war hinterher total ruiniert und das anschließende Bad in der Lagune machte auch nicht wirklich sauber. Trotzdem war es ein tolles Erlebnis!
Zwei Tage vor Abfahrt mit dem Boot, welches wir uns für den 30. April ausgesucht hatten und das uns in fünf Tagen nach Panama bringen sollte, gab es noch eine böse Überraschung. Wegen Fehlinformationen, die uns das Hostel, über welches wir die Tour gebucht hatten, gegeben hatte, sollten auf einmal noch 100 US-Dollar zusätzlich auf den ohnehin schon happigen Preis kommen! Wir waren sehr verärgert, hatten wir doch extra schon bei unserem ersten Aufenthalt in Cartagena in mehreren Gesprächen alles abgeklärt und gebucht. Auf unserer gesamten Reise sind wir stets einem Prinzip treu geblieben: Wer uns veräppeln will, der kann das Geschäft mit uns vergessen! 😉 Somit stornierten wir kurzerhand unseren Trip. Dafür hatten wir dann Zeit, Christians 32. Geburtstag zu feiern. Unter anderem verbrachten wir den Nachmittag am Strand von Cartagena, wo Christian zum ersten Mal seit Abreise Fußball mit einigen einheimischen Jungs spielen konnte.
Parallel informierten wir uns über Flüge nach Panama und suchten weitere Hostels auf, die Boote vermittelten. Zum Glück fährt diese Strecke am 2. Mai ein Catamaran, der zudem noch viel luxuriöser ausgestattet ist als das erste Boot. Wir sind schon gespannt, was uns auf diesem letzten großen Abenteuer unserer Reise erwartet!