ECUADOR – MILCHWAGENFAHRT, ÄQUATOR UND VIEHMARKT

29 03 2012

VILCABAMBA:
Nach unserem im letzten Artikel beschriebenen Grenzübergang von Peru nach Ecuador, der zu einem Reisemarathon ausartete, kamen wir ziemlich müde und geschafft in Vilcabamba an. Wie fast immer, hatten wir kein Hostel vorgebucht. Normalerweise ist dies auch kein Problem, nur leider ist Vilcabamba ein Erholungsort für gestresste Städter und es war Samstagabend. Somit mussten wir uns erstmal auf die etwas mühevolle Suche nach einem Bett machen. Schließlich fanden wir eine Unterkunft, die sogar mit Swimming-Pool ausgestattet war und einen tollen Blick über die bergige Landschaft bot (was wir natürlich erst am nächsten Tag im Hellen feststellten). Vilcabamba ist ein sogenanntes Aussteigerstädtchen. Viele „Gringos“, vor allem aus den USA – darunter einige Hippies –, haben sich hier niedergelassen, um entweder ihr Rentenalter zu verbringen oder sich mit einem Restaurant oder ähnlichem eine Existenz aufzubauen. Dementsprechend wird dem Touristen einiges an westlichen Gerichten geboten und wir ließen uns in den nächsten Tagen von den Reisestrapazen mit Pfannkuchen, Joghurt, frischen Säften, Kuchen und Pizza aufpeppeln.
Bekannt ist Vilcabamba vor allem wegen seiner langlebigen Bewohner. Man nennt es auch das „Tal der Hundertjährigen“. Zurückzuführen ist dies u.a. auf das ganzjährig gesunde Klima, die ausgewogene Ernährung und die ständige Bewegung der Bewohner.

CUENCA:
Nachdem wir uns erholt hatten, war unser nächstes Ziel die Stadt Cuenca, zwischen Vilcabamba und Quito gelegen. Als drittgrößte Stadt Ecuadors hat Cuenca einiges zu bieten und wir fühlten uns an den drei Tagen hier sehr wohl. Wir bestaunten den Plaza Calderón mit seinen Kathedralen und die vielen architektonischen Schmuckstücke in der Altstadt, die der Stadt zurecht den Spitznamen „Athen Ecuadors“ geben.

QUILOTOA-LOOP:
Nachdem wir in Peru quasi nur die attraktivsten Städte besucht hatten, wollten wir in Ecuador wieder etwas mehr Ursprünglichkeit erleben. Wir entschieden uns daher für den dreitägigen „Quilotoa-Loop“, einen Rundweg per Bus und zu Fuß durch verschiedene Andendörfer. Nach einer erneuten Nachtbusfahrt kamen wir frühmorgens um sechs Uhr in Latacunga an, dem Ausgangspunkt für den bevorstehenden Loop. Nach einem kurzen Stopp in einem Hostel, welches uns zum einen mit den nötigen Informationen versorgte und wo wir außerdem einen unserer großen Rucksäcke lassen konnten, saßen wir schon um acht Uhr morgens im Bus in Richtung Andenhochland und Quilotoa, das wir zwei Stunden später erreichten. Quilotoa hat ein Vulkankrater mit einer gleichnamigen Lagune auf 3.900 Höhenmetern. Wir genossen zunächst die schöne Aussicht auf den Krater und stiegen dann hinab zur von Mineralien gefärbten türkisblauen Lagune. Zum Glück waren wir so früh morgens da, denn ab mittags zog sich der Himmel zu und es wurde in Richtung null Grad ungemütlich kalt – kein Wunder bei der Höhe! Nach einem Mittagspäuschen und ein paar Fotos unten begaben wir uns auf den anstrengenden Wiederaufstieg zurück nach Quilotoa. Wir entschieden uns, den Nachmittag und die Nacht in dem Örtchen zu verbringen. Die wenigen Unterkunftsmöglichkeiten hier werden von indigenen Familien betrieben. Man konnte die Zeit eigentlich nur vor dem Holzofen im Aufenthaltsraum der Familie oder im Bett verbringen. Das kam uns aufgrund der vorangegangenen Nacht im Bus ganz gelegen und so lagen wir früh dick eingemummelt mit Mütze, Schal und dicken Socken im Bett. Am nächsten Morgen ging es früh los, denn wir hatten einiges vor. Wir hatten von einem anderen Traveller gehört, dass man in einem Tag bis zum Ort Isinlivi wandern könnte und so war dies unser Tagesziel. Wir wollten uns am oberen Rand der Lagune halten und dann durch ein Flußtal bis Chugchilan wandern. Zunächst bestand aber das Problem, den Weg zu finden, denn es war sehr neblig. Der Kratersee zeigte sich nur sporadisch. Glücklicherweise begegneten wir immer wieder Einheimischen, die Wegabschnitte unserer Route anscheinend täglich hinlegen und uns immer bereitwillig Auskünfte über die Richtung gaben. Einige Male fühlten wir uns an unseren Trek in Nepal erinnert – nicht zuletzt, weil die Zeitangaben der Einheimischen für die Streckenabschnitte immer viel zu positiv geschätzt waren… 🙂 Nach der halben Umrundung der Lagune machten wir uns auf den Weg abwärts bis zu einem kleinen Dorf. Von dort ging es weiter bis zu dem anvisierten Flusstal. Auf der anderen Seite sahen wir schon Chugchilan, nur leider lagen dazwischen einige hundert Höhenmeter, die wir erst runter und dann wieder hochkraxeln mussten… Trotzdem waren wir gut in der Zeit und machten uns nach einem Mittagessen in Chugchilan frohen Mutes auf den weiteren Weg nach Isinlivi. Schon nach einer halben Stunde stellten wir aber fest, warum alle Traveller immer von Schwierigkeiten gesprochen hatten, den Weg zu finden! Trotz einer guten Wegbeschreibung inklusive Karte mussten wir einige Male rätseln und auf gut Glück weiterwandern. Leider verließ uns einmal das Glück und wir stiegen ein beträchtliches Stück einen Berg umsonst hinab. Eine ältere Frau hatte uns anscheinend versucht zu warnen – doch leider sprach sie nur Quechua, wir verstanden kein Wort und interpretierten zudem das wilde Rumfuchteln mit ihren Händen einfach falsch. Es fing dann auch noch richtig an zu regnen und wir fragten uns, warum wir nicht doch in Chugchilan geblieben waren… Aber das Schlimmste stand uns noch bevor: Wir haben schon einige abenteuerliche Brücken auf unserer Reise überqueren müssen, nur an diesem Tag wurden alle getoppt! Vor uns tat sich ein Holzstamm auf, der über den ca. 20m breiten Fluss führte. In ca. 50cm Höhe über dem Stamm war ein Draht als Handlauf gespannt und sollte eine Stütze auf dem Stamm geben. Das gab uns jetzt nicht die absolute Sicherheit. Zudem hatte der Regen die Bedingungen nicht gerade verbessert. Aber es half ja nichts. Wenn wir weiter wollten, mussten wir uns an die Flussüberquerung auf diesem Wege begeben. Wir fassten schlussendlich unseren Mut und schafften es zwar mit Herzklopfen, aber unbeschadet. Leider lag Isinlivi nicht direkt an der anderen Flussseite, sondern wieder auf der Höhe und somit mussten unsere müden Beine nochmal einige Höhenmeter überwinden. Nach über neun Stunden hatten wir es dann endlich geschafft und erreichten todmüde das kleine Andendorf und damit unseren Schlafplatz. Hierbei handelte es sich um ein unheimlich gemütliches Hostel, welches nicht nur durch Holzwärme schön aufgeheizt war, sondern auch noch über richtig heiße Duschen und eine superleckere Verpflegung verfügte. Die Strapazen hatten sich also gelohnt, auch wenn wir im Hostel erfuhren, dass es nicht viele Verrückte gibt, die diese Wegstrecke an einem Tag zurücklegen… Kein Wunder, dass uns nachher für mehrere Tage alles weh tat und wir vom Trekken erstmal wieder genug hatten.
Am nächsten Morgen war das Abenteuer aber noch nicht vorbei. Da Isinlivi an das nächstgrößere Dorf Toacaso nur mit einem Bus pro Tag um drei Uhr morgens (!) angeschlossen ist, hatten wir uns für die Fahrt mit dem sogenannten Milk-Truck entschieden. Dieser fährt alle kleinen Bauernhöfe und Siedlungen auf dem Weg ab und sammelt die gefüllten Milcheimer von den frisch gemolkenen Kühen ein. Es werden dabei so zwischen fünf und dreißig Liter lauwarme Milch pro Stopp „aufgetankt“. Diese Milch wird auf sechs Plastiktonnen mit insgesamt 900 Liter Fassungsvermögen hinten auf der Pritsche jeden Morgen – es fahren auch noch andere Milchlaster – von diesem LKW aufgenommen. Außerdem dient er für die abgelegene Gegend als Taxi, um den einen oder anderen Anwohner wie auch Traveller mit nach Toacaso zu bringen. Die Fahrt war wirklich ein einmaliges Erlebnsi! Von Toacaso aus fuhren wir wieder zivilisiert mit dem Bus zurück nach Latacunga, holten unseren zurückgelassenen Rucksack ab und machten uns gleich weiter auf den Weg nach Quito.

QUITO & MITAD DEL MUNDO:
Die Hauptstadt und zweitgrößte Stadt des Landes empfing uns mit den stärksten Regengüssen, die wir seit Asien erlebt hatten. Vom Busbahnhof fuhren wir mit dem Linienbus weiter ins Touristenviertel La Mariscal. Hier gefiel es uns aber aufgrund der massenhaften Partyanlagen und überteuerten Hostels überhaupt nicht. Wir setzten uns also kurzerhand wieder in den Bus in die Altstadt und fanden auf Anhieb ein nettes Hostel, welches eher unserem Wohlbefinden und Reisebudget für Ecuador entsprach. Nach den vollgepackten vergangenen Tagen machten wir am Ankunftstag erstmal gar nichts mehr. Am folgenden Morgen machten wir einen Rundgang durch die Altstadt. Dabei gingen wir wie so oft in Südamerika über gepflegte Plätze und öffentliche Anlagen. Wir streiften den Präsidentenpalast und zahlreiche, unterschiedliche, aber durchweg prunkvolle katholische Kathedralen. Die Basilika besuchten wir zwei Mal, da an diesem Tag eine große Demonstration in Quito anstand und die Basilika an diesem Tag geschlossen war. Beim zweiten Besuch machten wir uns in das Innere und waren beeindruckt von den zahlreichen Altären, Vergoldungen und den Fenstern der Kirche, die einst von Papst Johannes Paul II. besucht und für den eine Statue hier errichtet wurde.
Zwischen den Stadtrundgängen stand außerdem ein Besuch am Äquator in San Antonio de Pichincha ca. 20 Kilometer nördlich von Quito an. 1736 markierte hier ein französischer Wissenschaftler als erster die angeblich genaue Position des Äquators, wie es heißt mit Hilfe einer Triangel. An diesem Punkt wurde vor knapp 30 Jahren ein 30 Meter hohes Monument mit einem Erdball aus Stein auf der Spitze sowie verschiedenen Gebäuden errichtet. Das umzäunte Gelände wird als Äquator-Dorf (Ciudad Mitad del Mundo) vermarktet und ist u. a. mit einem Planetarium eine riesige Touristenattraktion. Es informiert auch über Unterschiede in der Erdanziehung. Demzufolge ist jeder Mensch am Äquator im Vergleich zu einer der beiden Pole um vier Kilogramm leichter. Alle Informationen, die hier vermittelt werden, sind im Sinne des Äquators richtig. Jedoch musste man nach einer Überprüfung seit dem Zeitalter des GPS feststellen, dass der echte Äquator etwa 240 Meter weiter nördlich liegt.
Unglaublicherweise gibt es Überreste eines Bauwerkes aus der Präinkazeit, die beweisen, dass schon zu diesem Zeitalter die Position der Erdmitte richtig bestimmt wurde. Diese Überreste werden auf über 1000 Jahre alt geschätzt und werden nach Restaurierungen inklusive weiterer Nachbauten sowie Stiftungen aus anderen Ländern als Freilichtmuseum mit dem Namen „Inti-Nan“ heute zur Besichtigung frei gegeben. Bei unserem Besuch inklusive Führung erhielten wir zunächst einige Informationen zum ursprünglichen Amazonasleben und dessen Bewohnern. So gibt es heute noch etwa 2000 Menschen, die im Urwald fernab vom zivilisierten Leben, wie wir es kennen, leben. Sie gehören dem Volk der Wuaorani an. Ihr Leben beschränkt sich aufs Überleben durch Jagen und Sammeln und sie haben nur wenig Kontakt zu westlichen Menschen. Geschätzte 500 von ihnen leben auch heute noch völlig zurück gezogen im Urwald und sollen bis heute keinen Kontakt zur Außenwelt gehabt haben.
Nach diesen erstem Bereich ging es dann weiter zum eigentlichen Bestandteil der Führung. Der Äquator wurde vor rund 1000 Jahren aufgrund der Sternbilder sowie Sonne und Mond, die eine große Bedeutung bei den Ureinwohnervölkern darstellten, ermittelt. Verschiedene Phänomene wurden uns auf und rund um die Äquatorlinie gezeigt. Einen Tag vor unserem Besuch war die Herbstsonnenwende und somit stand die Sonne fast noch senkrecht über dem Äquator. Dieses Ereignis zeigt sich genau zwei Mal im Jahr – das eine Mal im Frühjahr und das andere Mal im Herbst. Wir machten Experimente mit der Richtung des Wasserabflusses auf der Süd- und auf der Nordhalbkugel. Zudem wurde gezeigt, dass ein rohes Ei auf der Äquatorlinie auf einem Nagel aufgestellt werden kann. Christian schaffte es und darf sich von nun an „zertifizierter Eggmaster“ nennen. ;-)Abschließend gingen wir in das originale Gebäude, dass bereits früher über einen Stall für Meerschweinchen verfügte, die nicht nur als Delikatesse, sondern auch als Erdbebenvorboten gehalten wurden.
Nach dem Besuch setzten wir uns wieder in einen Linienbus, der uns zurück nach Quito bringen sollte. Jedoch machten wir eine unfreiwillige Rundfahrt um Quito und bemerkten es kurz vor der Rückankunft am Äquator-Monument, dass wir fast komplett ein Mal die Linie durchgefahren waren – draußen regnete es sowieso, daher waren die zusätzlichen Stunden im Bus nicht weiter tragisch.

OTAVALO:
Wir hatten unsere Tage in Quito so abgepasst, dass wir auf dem Weg in den Norden zur kolumbianischen Grenze einen Besuch des Samstagmarktes in Otavalo einschieben konnten. Denn nachdem wir uns über 16 Monate beim Souvernirkauf extrem zurückgehalten hatten, wollten wir hier nun endlich durchstarten. Und was eignet sich dazu wohl besser, als einer der größten Artesania-Märkte des Kontinents?! Zunächst aber ging es morgens zum ebenfalls wöchentlich stattfindenden Viehmarkt. Hier kaufen und verkaufen die Otavalos und die Bewohner aus der umliegenden Provinz Nutzvieh und Haustiere. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht heraus und wussten oft nicht, wo wir zuerst hinschauen bzw. fotografieren sollten. Es war ein absolutes Gewusel aus Schweinen, Rindern, Schafen, Ziegen, Llamas, Hunden, Pferden, Enten, Hühnern, Kaninchen und Meerschweinchen (letztere auch hier nicht zum Verkauf als Haustiere, sondern als Delikatesse). Dazu kamen die stolzen Bewohner, besonders die Frauen in aufwendiger Kleidung und Schmuck. Aber nicht nur die Augen hatten was zu Staunen. Unvergesslich wird uns wohl das Quicken der verkauften Schweine bleiben, die auf die Hänger geschoben und gezogen werden mussten.
Nach vielen Eindrücken und den Schuhen voller Matsch gingen wir dann zum nächsten Event des Tages über und begutachteten die unzähligen Stände mit südamerikanischem Kunsthandwerk. Nach einem leckeren Mittagessen vom Markt, welches aus frisch gebratenem Schwein, Mais, Tortillas und Salat bestand, überfiel uns endlich der Kaufrausch!
Am nächsten Tag ging es direkt weiter mit Neuerwerbungen, denn wir machten uns auf ins 20 Minuten entfernte Cotacachi. Dieses Städtchen ist bekannt für seine Lederwaren. Auf einer eher unscheinbaren Straße tummeln sich die Ledergeschäfte, die uns direkt zum weiteren Kauf animierten.
Mit einigen Kilogramm schwererem Gepäck geht es nun weiter in unser vorletztes Reiseland Kolumbien. Ecuador verlassen wir mit vielen schönen Erinnerungen und behalten vor allem die Herzlichkeit und das immer offene und breite Lächeln der Einwohner im Gedächtnis.



PERU – MACHU PICCHU, GEBRATENES MEERSCHWEINCHEN UND REISEMARATHON

15 03 2012

Die Grenzüberquerung von Bolivien nach Peru einige Kilometer nördlich von Copacabana am Titicaca-See verlief völlig unproblematisch und nach einigen Minuten hatten wir unsere Aufenthaltsgenehmigung über 90 Tage in der Tasche. Da wussten wir noch nicht, wie schnell wir auch dieses Land durchreisen würden. Kurz vor dem Busbahnhof in Puno, an der nördlichen Seite des Titicaca-Sees, entschieden wir uns spontan, direkt in den nächsten Bus nach Cuzco einzusteigen.

CUZCO:
Cuzco ist eine sehr schöne und faszinierende Stadt in den Anden, die einmal die Hauptstadt des Inka-Reiches war. Sie ist wohl die meist besuchte Stadt Perus, da sie relativ nah an der Haupttouristenattraktion des Landes liegt, dem Machu Picchu. Zusätzlich befinden sich noch viele andere Inka-Ruinen in unmittelbarer Nähe.
Bevor wir uns aber um mögliche Ausflugsziele kümmerten, genossen wir zunächst einen ganz besonderen Luxus: Das erste eigene Badezimmer seit 7,5 Monaten! Wir konnten es selbst kaum glauben, aber nachdem wir einige Male hin und her gerechnet hatten, war es sicher: Auf Bali hatten wir im Juli vergangenen Jahres das letzte Mal diesen doch eigentlich sehr alltäglichen Komfort! So viel mal dazu, was ein Travellerherz erfreuen kann…
Cuzco selbst trug dann auch noch zu diesem Wohlgefühl bei. Die Stadt ist sehr gepflegt und sauber (zumindest im touristischen Teil) und hat unzählige, sehr gut erhaltene koloniale Bauten und Kirchen zu bieten. So verbrachten wir die erste Zeit mit Spaziergängen durch unser Wohnviertel San Blas und das historische Zentrum.
Natürlich stand fest, dass wir den Machu Picchu besuchen wollten. Wie und was wir dort erlebten, erzählen wir weiter unten in einem eigenen Abschnitt.
Nachdem wir von diesem Trip zurück in Cuzco waren, stand nach Ausschlafen eigentlich nur noch eine Mission aus: Die Suche nach der traditionellen Spezialität der Stadt – gebratenes Meerschweinchen. Cuzco ist als Hochburg dafür bekannt, aber bis zum letzten Tag merkten wir davon nicht viel. Trotz mehrfachem Nachfragen konnten wir einfach kein Restaurant ausmachen, in dem wir nicht das Gefühl hatten in eine der Touristenfallen zu tappen, die ein Meerschweinchen nicht nur überteuert, sondern auch anders zubereitet anboten. Kurz vor unserer Nachtbusfahrt zum nächsten Ziel Arequipa hatten wir diesen kulinarischen Genuss dann eigentlich schon abgeschrieben. Denn ein Touristenessen wollten wir auf keinen Fall. Ein Mann auf der Straße kriegte unsere Verzweiflung schließlich mit und konnte uns endlich einen brauchbaren Hinweis geben. Mit dem Bus fuhren wir an den oberen Stadtrand und tatsächlich: Auf einer völlig unscheinbaren Straße gab es mindestens drei „Cuyerías“! Und dazu waren diese rappelvoll mit Einheimischen und es gab nur zwei Gerichte auf der Speisekarte. Cuy (Meerschweinchen) in zwei Zubereitungsformen – einmal als quasi flach gebratenes Schnitzel und einmal als Ganzes, das dann so aussah wie ein Spanferkel, nur kleiner. Als einzige Touristen weit und breit fühlten wir uns richtig wohl und bestellten uns ein Cuy Chactado, gebratenes Meerschweinchen, welches uns platt auf dem Teller liegend mit Beilagen wie gefüllter Paprika und Kartoffeln serviert wurde. Zwar kostete es zunächst etwas Überwindung, das komplette Tierchen zu probieren, aber nachdem wir ein Beinchen abgeknabbert hatten, war die Scheu überwunden. Das Fleisch schmeckte wunderbar und auch, wenn nicht viel dran war, waren wir nach einer Portion zusammen pappsatt!

MACHU PICCHU:
Ob wir uns für den Besuch der „Verlorenen Stadt der Inka“ nun die richtige Jahreszeit ausgesucht hatten – naja. Der Februar ist der regenreichste Monat des Jahres in dieser Gegend und damit der schwächste an Touristenzahlen. Der berühmte Inka-Trail, auf dem man in 4 Tagen bis zum Machu Picchu laufen kann, war aufgrund von Überschwemmungen bis zum 8. März gesperrt. Und auch die mögliche Busfahrt zur Inka-Hochburg ist nicht sehr zu empfehlen, denn Straßensperren durch Erdrutsche sind an der Tagesordnung. Um kein Risiko einzugehen, entschieden wir uns für das komplette „Sorglosprogramm“. Wir buchten eine Pauschaltour über zwei Tage mit Transport, Hotelübernachtung, Eintritt und Guide und fühlten uns einige Male ganz ungewohnt. Hatten wir doch unsere bisherige Reise und die dazugehörigen Events bis auf wenige Ausnahmen immer selbst organisiert. Mit dem Bus ging es morgens über zwei Stunden bis nach Ollantayambo, von wo aus wir in den Zug der Perurail umstiegen. Und dieser war wirklich vom Feinsten: Polstersitze, Panoramafenster und dazu noch Snacks und Getränke. Zielort war Aguas Calientes (auch Machu Picchu Pueblo genannt), welches acht Kilometer vom Machu Picchu entfernt liegt und nur als Zweck der Touristenherberge dient. Bekannt wurde es auch im Jahr 2010 als es von Überschwemmungen und Erdrutschen aufgrund des vorbeifließenden Rio Vilcanota (auch Rio Urubamba oder zu Inka-Zeiten Willcamayu genannt) zu dieser Jahreszeit gezeichnet wurde. Er war auch in diesen Tagen unfassbar wild. Unser Hotel war neu und absolut schön. Während wir es uns nachmittags vor dem Flachbildfernseher bequem machten, regnete es draußen in Strömen. Der nächste Tag konnte ja heiter werden… Um halb fünf Uhr morgens rappelte der Wecker und um sechs machten wir uns – zum Glück im halbwegs Trockenen – auf zu unserem ersten Marsch. Zwar gibt es auch Busse, die die acht Kilometer Wegstrecke und 400 Höhenmeter komfortabler überwinden, doch wir entschieden uns für den steilen Hike. Nach 1,5 Stunden oben angekommen erwartete uns ein Nebelmeer. Die Inka-Stadt sowie die Umgebung waren nicht zu erkennen. Ein Guide führte uns in den nächsten zwei Stunden zu den wichtigsten Schauplätzen und fütterte uns mit Informationen über die Stadt, die etwa 1440 begonnen wurde zu bauen und dessen originaler Name nicht bekannt ist. Machu Picchu ist nur der Name des Berges, in den die Stadt quasi eingelassen wurde. Die Schätzungen auf den Baubeginn wurden aufgrund der Textilien getroffen, die 1911 bei der Wiederentdeckung gefunden wurden und auf diese Zeit zurück zu führen sind. Es hat den Anschein als sei die Stadt nie wirklich fertig gestellt worden, da unter anderem große Felsbrocken halbfertig bearbeitet herumliegen. Dies beruht auf der Annahme, dass die Stadt – entweder aufgrund eines nachgewiesenen Bürgerkriegs der Region um 1530 oder der Einnahme von Cuzco um 1535 und dem drohenden Vormarsch der Spanier in diese „heilige“ Stadt – verlassen wurde. Die Stadt ist damit nur zu circa 70 Prozent fertig gestellt. Nichtsdestotrotz konnten wir die tollen Bauten in verschiedenen Stadtteilen sehen. Sogenannte Qualitätsbauten, die sich im Mauerwerk mit fein-säuberlich geschliffenen Steinen wiederfinden, sind ebenso beeindruckend wie die astronomischen Bauten (astronomische Spiegel, Sonnenuhr, Südliche Kreuz). Zudem verfügte die Inka-Stadt über Schulen, Tempel, landwirtschaftliche Terrassen und über ein vom Wetter geschützteren Gewächshaus-Bereich sowie einen Hauptplatz, der im Echo stand und wo Volkskundgebungen stattgefunden haben müssen. Insgesamt beeindruckte uns die Komplexität mit der diese Stadt gebaute wurde und der Mythos, der ihr zugeschrieben wird. Die Stadt gilt aufgrund ihrer zahlreichen astronomischen sowie religiösen Bauten und sieben Zugangspfaden als zentrale Pilgerstätte der Inka-Zeit. Denn so unglaublich sich das anhört: Es liegt eine andere noch größere Inka-Stadt weiter nördlich im Urwald, die nur schwer zugänglich ist und der einfach nicht die gleiche mystische Bedeutung beigemessen wird wie Machu Picchu.
Nach unserer Führung hatten wir den Rest des Tages, um alles noch einmal selbst zu erkunden und den benachbarten Wayna Picchu zu besteigen. Jeden Tag dürfen auf diesen nur 400 Menschen hoch, da der Auf- bzw. Abstieg äußerst eng und an manchen Stellen sehr steil ist. Der höher liegende Wayna Picchu bot für den Machu Picchu eine Herberge für Gelehrte (möglicherweise Priester) und dessen Schüler. Inzwischen hatte sich das Wetter etwas gebessert und nach einem erneuten schweißtreibenden Aufstieg wurden wir zwischen den Wolkenfetzen mehrmals mit einem traumhaften Ausblick auf den Machu Picchu und die bergige Urwaldumgebung belohnt.
Am Nachmittag ging es zurück nach Aguas Calientes. Insgesamt hatten wir da 25-30km Fußmarsch und unzählige Stufen in den Knochen. Nach einem Abendessen traten wir den Rückweg nach Cuzco an und waren heilfroh, als wir gegen Mitternacht wieder in unserem Bett im Hostel lagen!

AREQUIPA:
Die Fahrt nach Arequipa war nicht ganz unkompliziert. Von Cuzco sollte es in 10 Stunden in einem Semi-Cama-Bus dorthin gehen. Dieser Bus hat Sitze, die ziemlich weit zurück geklappt werden können, mit größerer Beinfreiheit und somit komfortablerer Schlafmöglichkeit als normale Busse. Doch dieser Luxus war für uns nach einer Stunde Fahrt und einer weiteren Stunde Warten irgendwo im Nichts vorbei. Denn der Bus war kaputt und als Ersatz kam ein normaler Bus. Das Schlafen klappte nicht ganz so gut wie geplant und wir kamen ziemlich müde und verspätet in Arequipa an. Die zweitgrößte Stadt Perus konnte uns nicht so ganz überzeugen. Jedoch hat auch sie einen schönen Hauptplatz mit Kirchen zu bieten. Die Stadt haben wir dann quasi in zwei Rundgängen besichtigt, bei denen wir unter anderem den lokalen Markt besuchten und uns dort zwei Mal die Spezialitäten Papas Relleno (gefüllte Kartoffel wahlweise mit Fleisch oder Gemüse) und Salteña genüsslich einverleibten. Die Umgebung konnten wir aus dem Bus vor Ankunft und bei Abfahrt bewundern. Aber wir merkten spätestens hier, dass es für uns bald wieder Zeit für einen ruhigeren und vor allem kleineren Ort sein sollte.

LIMA:
Um in die Hauptstadt zu gelangen, nutzten wir erneut einen Nachtbus. In 16 Stunden ging es mit der Luxusbuslinie Cruz del Sur an die pazifische Küste. Merkwürdigerweise war diese auf der Strecke Arequipa – Lima preisgleich mit ihren Konkurrenten. Leider mussten wir aber insgesamt feststellen, dass das Reisen in Peru verhältnismäßig teuer ist, wenn man nicht über ganze Tage in den schlechtesten, langsamsten und leider auch unsichersten Bussen verbringen will. In Lima selbst hielten wir uns keine 30 Stunden auf. Trotzdem blieb genug Zeit, um die Hauptsehenswürdigkeiten mit dem Plaza San Martin und Plaza Mayor zu bewundern. Am Morgen vor unserer Weiterfahrt besuchten wir das Museo Municipal de Lima, welches in zwei Stunden Führung eine Vielzahl von Fakten und Eindrücken mittels Hightech-Visualisierungen und 3D-Filmchen über die Geschichte der Hauptstadt selbst und Peru vermittelte.

GRENZÜBERQUERUNG NACH ECUADOR:
Ursprünglich hatten wir geplant, von Lima nach Chachapoyas zu fahren, einer Stadt im Nordosten Perus, um von dort noch eine verlassene Inkastätte zu besuchen, um dann „durch die Hintertür“ nach Ecuador zu gelangen. Wir wollten für diesen Grenzübergang nicht den herkömmlichen Weg entlang der Küste nehmen, sondern mitten durch den Urwald fahren. Nachdem wir schon über 20 Stunden im Bus von Lima gesessen hatten und eigentlich noch zwei Stunden fahrt bis Chachapoyas vor uns hatten, bemerkten wir an einem Haltepunkt, dass wir schon an einer Station waren, die auf unserem Weg zur ecuadorianischen Grenze lag. Kurzerhand sprangen wir aus dem Bus, ließen unsere Rucksäcke aus den tiefsten Ecken des Gepäckraums suchen und ließen Chachapoyas sausen… Zur Erklärung, inzwischen steht unser Rückflug am 09.Mai aus Panama City fest und wir haben noch einiges vor (uns). Durch die schnelle Reise seit Ankunft in Südamerika sind wir auch etwas müde geworden und nicht mehr ganz aufnahmefähig. Fest stand daher für uns, dass wir unbedingt einige ruhige Tage benötigten, um dann hoffentlich gestärkt den Endspurt antreten zu können. Und diese Ruhephase wollten wir in Vilcabamba auf ecuadorianischer Seite einlegen. Somit war die spontane Aktion mit dem Busausstieg mit dem Hintergedanken begründet, einige Tage „zu sparen“. Dank dieser Entscheidung sollten die noch kommenden zwei Tage mit dem Tag seit Abfahrt aus Lima dann auch zum absoluten Reisemarathon werden. Von der Zwischenstation ging es mit dem Minibus weiter bis nach Jaén, mit der Motorradrikscha zum Busbahnhof und nochmal in drei Stunden weiter mit dem Minibus in das grenznahe San Ignacio, wo wir übernachteten. Wir durchfuhren absolut touristenfreies Gebiet mit kleinen Städtchen in der Wildnis und genossen trotz Müdigkeit den Hauch von Abenteuer. Nach einer kurzen Nacht ging es frühmorgens mit dem Taxi weiter zum Grenzdorf La Balsa. Nachdem wir sowohl die Polizei als auch den Grenzbeamten auf peruanischer Seite als auch die Polizei in Ecuador wecken mussten, um die erforderlichen Aus- und Einreisestempel zu bekommen, mussten wir erfahren, dass die ganze früh-morgendliche Aktion umsonst war und wir alle hätten länger schlafen können… Denn der Weitertransport aus La Balsa zur nächstgrößeren Stadt war erst um 12 Uhr mittags! So verbrachten wir fast vier Stunden hinter der Brücke, die als Grenzüberquerung dient, in einem kleinen „Restaurant“. Da es dort kein Frühstück nach unserem Verständnis gab, futterten wir um neun Uhr morgens eine ordentliche Portion Reis, Hühnchen, Ei und gebratene Banane. 🙂 Mit einem umgebauten LKW, in dem Holzbänke angebracht waren, ging es schließlich in äußerst schaukeligen 1,5 Stunden bis Zumba. Dort kamen wir gerade rechtzeitig an, um den Bus nach Vilcabamba zu erwischen, was nochmals über sechs Stunden Fahrt an steilen Hängen entlang, auf unbefestigten Straßen und matschigen Wegen bedeutete… Ein echter Reisemarathon, aber im Nachhinein sind wir froh, dass wir diesen Weg genommen haben. Somit haben wir wenigstens noch etwas vom unberührten Peru mitbekommen. Trotz achtmaligem Wechsel des Transportmittels seit Verlassen von Lima und über 50 Stunden Reisezeit mit einer kurzen Übernachtung hat doch alles relativ reibungslos geklappt und wir waren überrascht über die Freundlichkeit der Bewohner in diesen abgelegenen Landesteilen.