SÜDEN DER SÜDINSEL – SPRACHLOS, FJORDE UND PINGUINE

22 12 2011

HAAST PASS:
Nachdem wir uns von der Westküste abgewandt hatten und Richtung Osten fuhren, änderte sich die Landschaft erneut schlagartig. Auf manchmal schon fast unheimlichen Schlengelstraßen ging es durch die Southern Alps über den Haast Pass 145 km in Richtung Wanaka, vorbei an Flüssen und Seen.

WANAKA:

Wanaka ist auf dem besten Wege zum zweiten Queenstown – momentan nur noch etwas gediegener. Oft überlegen wir Fotos von den Städten zu machen, nur es hier bis auf die umliegende Natur rein gar nichts zu fotografieren. Das soll heißen: Wanaka ist ein gutes Beispiel für eine Touristenstadt, die nur aufgrund der Nachfrage gewachsen ist und sich voll und ganz auf die Bedürfnisse der Touristen eingestellt hat. Kulturell und historisch wird allerdings wenig bis nichts geboten. Dafür ist die Umgebung wie gesagt wunderschön, gelegen am Lake Wanaka und umringt von schneebedeckten Bergen. Wir fuhren einige Kilometer in den westlich gelegenen Mount Aspiring National Park, wo Kristin eine Wanderung auf den Rocky Mountain mit tollen Ausblicken auf den See und die abwechslungsreiche Berglandschaft machte.

QUEENSTOWN UND UMGEBUNG:
Auf der Fahrt von Wanaka nach Queenstown über die Crown Range waren wir tatsächlich einfach sprachlos von der Schönheit der Umgebung. Es war wirklich so, dass wir stellenweise nicht mehr hingucken konnten, da wir so überwältigt und vollgepumpt von immer neuen Eindrücken waren! Queenstown ist bekannt als der Touristenanziehungspunkt der Südinsel. Unzählige Bars und Restaurants, Hotels und Adrenalinkick-versprechende Angebote wie Bungee Sprünge, Paragliding etc. begeistern die Reisenden vor einer atemberaubenden Kulisse. Wir ließen das ganze Highlife der Stadt auf uns wirken, zogen es aber dann doch vor, zwei Tage im nahe gelegenen Glenorchy auf einem abgelegenen Campingplatz zu verbringen. Bei der Fahrt durch Glenorchy konnten wir noch einmal das angebliche urige Queenstown erleben, denn so verschlafen und abgelegen soll Queenstown vor seiner großen touristischen Erschließung gewesen sein. Die Zeit auf dem Campingplatz nutzten wir für eine Tageswanderung des Routeburn-Treks. Den für bis zu vier Tage angelegten Trek betrampelten wir bis zur ersten Übernachtungsmöglichkeit in einer abgelegenen Hütte, um dann nach einer kurzen Mittagspause wieder kehrt zu machen. Der Trek führte uns meist durch mit viel Farn bewachsenen Wald über Hängebrücken und Lichtungen, die ein Mal mehr die Schönheit der hiesigen Natur zeigte. Auch wenn es vielleicht langweilig klingen mag, aber das zusammenhängende Bild von einem von Bäumen umwachsenen Fluss mit am Horizont zu erkennenden schneebehangenen Bergen ist immer wieder wunderschön. Unter dem Campingplatz darf man sich nicht mehr vorstellen, als eine unbewachte Wiese am Bach mit einer Kompost-Toilette, auf der man für wenige Dollar legal übernachten darf. Wir wagten uns hier erstmalig, nach einigen Seebadegängen, an eine „Kochtopfdusche“ im Gletscherfluss heran. Nach anfänglichem Zögern und ein paar Schockschreien schafften wir es, uns das eisige, kristallklare Wasser mit dem Kochtopf über den Kopf zu gießen. Einmal angefangen, ist es sogar richtig angenehm und von nun an eine unserer bevorzugten Duschvarianten!
Um den nimmer-satten Sandfliegen wenigstens morgens zu entgehen entschieden wir uns für eine kurze Fahrt nach Glenorchy, um dort am See und in der sandfliegenfreien Zone zu frühstücken. Bei der Weiterfahrt fuhr uns noch im Ort ein ausparkender Taiwanese mit seinen Studentenkollegen mit deren Leihwagen in unseren Campervan. Uns ist nichts passiert, aber unser Fibi hat seitdem eine (zusätzliche) dicke Beule und Kratzer zwischen Hinterrad und Stoßstange mit einer freigelegten Roststelle. Mit den Nachwehen des Unfalls haben wir weiterhin zu kämpfen, da wir bis jetzt noch auf Schadenersatz warten und fast täglich hinter der Verleihfirma und deren Versicherung hinterher telefonieren.

TE ANAU / MILFORD SOUND:
Te Anau ist ein süßes Städtchen am gleichnamigen See gelegen und Ausgangspunkt für einen Besuch der berühmten Milford Sound. Hierbei handelt es sich um einen Fjord, der durch die Gletscherbewegungen der Eiszeiten entstand. Er erstreckt sich 15 Kilometer vom Tasmanischen Meer ins Land und wird von bis zu 1200 Meter hohen Felswänden umgeben. Durch Steigungsregen an den direkt anschließenden Southern Alps gehört der Milford Sound zu den regenreichsten Gebieten der Erde. Jährlich fallen hier bis zu 8000 mm Niederschlag.
Wir durchfuhren die 120km „Einbahnstraße“ von Te Anau nach Milford. Die Landschaft gefiel uns so gut und das Wetter spielte auch mit, so dass wir uns zu einer Bootstour entschlossen, um noch mehr von dem Sound zu sehen. Wir wurden nicht enttäuscht! Neben herrlichen Ausblicken auf Wasser, Felsen und sich sonnende Robben gab es eine Gratis-Abkühlung unter den Stirling Falls.
Nach unserer Rückkehr nach Te Anau verbrachten wir hier noch einige Tage, um die vielfältigen Eindrücke der letzten Wochen zu verarbeiten und uns mit unserem Autounfall zu beschäftigen.

SOUTHLAND / THE CATLINS:

Die Südseite der Südinsel erinnerte uns mit ihren grünen Hügeln und Küstenlandschaften teilweise sehr an die Nordinsel. Aber es gibt hier eine Besonderheit: Wilde Pinguine! Wir konnten uns glücklich schätzen oder besser: Wir waren zur rechten Zeit am rechten Ort und sahen ein Pinguinpärchen, welches von einem Fangtag im Meer zurück zum Strand und zum Nest watschelte, um dort die Küken zu versorgen. Einmalig und ein absolutes Highlight, wie diese süßen Tiere über Steine und Sand hüpfen! 🙂

DUNEDIN:
Dunedin im Südosten erinnert uns auf den ersten Blick aufgrund seiner Attraktionen an Köln: Schokoladenmuseum, Bierbrauerei, Kirche, Großstadt – mit knapp über hunderttausend Einwohnern zumindest für neuseeländische Verhältnisse eine große Stadt…
Zwei Nächte verbrachten wir direkt an einem der Surferstrände, dessen Wellengänge sich sehen lassen können. Nicht nur unter Kiwis gilt Dunedin sicherlich als Surfgeheimtipp. Wir fuhren zur in der Nähe gelegenen Halbinselgruppe Otago Peninsula. Entlang der Küstenstraße konnten wir uns vor Möwen kaum retten. Am Taiaroa Head sahen wir dann den Grund dafür: Unzählige Möwen waren hier damit beschäftigt, ihre Nester und Küken zu versorgen. Im Übrigen leben hier auch Royal Albatrosse, die wir leider aber von der Seite bei einem Blick auf die Klippen nicht entdecken konnten. Auf der Fahrt zurück in die Stadt hatten über die Highcliff Road noch einmal schöne Aussichten auf die gesamte Peninsula.

Vorräte noch einmal auffrischen und dann geht es in nördlicher Richtung auf zum Lake Tekapo und Mount Cook, um dort die Feiertage zu verbringen – Frohe Weihnachten, guten Rutsch und bis zum nächsten Jahr!



NORDWESTEN DER SÜDINSEL – GEGENSÄTZE, GLETSCHER UND SANDFLIEGEN

6 12 2011

Nach unserer Ankunft auf der Südinsel in Picton reisten wir gegen den Uhrzeigersinn Richtung Westen weiter. Wir kamen im Laufe der nächsten Wochen durch einige der bekanntesten Nationalparks Neuseelands und unsere Zeit war überwiegend bestimmt von Wanderungen und Bewältigung verschiedenster Natureindrücke.

MARLBOROUGH SOUNDS:

Kennzeichen der Marlborough Sounds sind weitläufige Meeresarme, die unzählige schöne Buchten und grüne Wälder aufweisen. Sicherlich könnte man hier einige schöne Tage verbringen, wir wollten jedoch weiter in Richtung Nordwesten und beließen es bei mehr oder weniger einer Durchfahrt.

ABEL TASMAN NATIONALPARK:
Der Abel Tasman Nationalpark ist der meist besuchte Nationalpark Neuseelands. Hauptgrund für einen Besuch ist ein drei- bis fünftägige Trek entlang der Golden Bay, der einen durch Buschlandschaft vorbei an goldgelben Stränden und türkisblauem Meer führt. Da wir weder Schlafsäcke noch Zelt haben und wir zudem keine Nacht ohne unseren Fibi verbringen möchten 😉 , kommen für uns mehrtägige Treks nicht wirklich infrage. Im nördlichen Teil des Parks bot sich aber die Gelegenheit für einen circa 20 km langen Rundweg über den Gibbs Hill. Bei bestem Wetter kostete dieser Tag uns zwar einige Schweißperlen und müde Beine, jedoch die herrliche Umgebung machte das alles wieder mehr als wett.

FAREWELL SPIT:
Den nördlichsten Punkt der Südinsel bildet mit Farewell Spit ein 35 km langer Sandarm. Dieser ist nur über die ersten vier Kilometer ohne Führung begehbar. Dort und am nahe gelegenen Wharakiri Beach erlebten wir Sandverwehungen bei orkanartigen Verhältnissen.

TE WAIKOROPUPU SPRINGS:
Die Straße durch den Abel Tasman Park zum Farewell Spit ist eine Sackgasse. Auf dem Rückweg machten wir einen Stopp bei den sogenannten Pupu Springs. Hierbei handelt es sich um die größten Frischwasserquellen Neuseelands und angeblich die klarsten Quellen der Welt. Zunächst dachten wir, dass unser Reiseführer übertreibt. Nachdem wir das Wasser aber auf gelegten Stegen und eingebauten Unterwasserspiegeln aus nächster Nähe begutachten konnten, hatten auch wir keine wirklichen Zweifel mehr.

NELSON LAKE NATIONALPARK / MOUNT ROBERT CIRCUIT:
Vor der Weiterfahrt zur Westküste machten wir einen kurzen Abstecher in den im Landesinneren gelegenen Nelson Lake Nationalpark. Das Wanderfieber hatte uns gepackt und so wagten wir uns an den Mount Robert Circuit Trek, der über dem Lake Rotoiti startet und über den genannten Berg führt. Entweder sind wir inzwischen deutlich fitter geworden oder der Zeitmesser war sehr langsam unterwegs – wir brauchten statt der angegebenen fünf nur zweieinhalb Stunden und hatten trotzdem noch Zeit die herrliche Aussicht zu genießen. Vielleicht hätten wir es oben länger ausgehalten, hätte nicht solch ein eisiger Wind gefegt und wir waren einmal mehr froh um unsere Windjacken.

WEST COAST:
An der Westküste der Südinsel leben 1% der neuseeländischen Bevölkerung auf 9% der Landesfläche – kein Wunder also, dass auch hier die Natur die Hauptrolle spielt! Nirgendwo auf der Welt sind Gletscher näher am Meer als hier und somit ist der Mix der Lebensräume Ozean, Regenwald und Alpinenregion einzigartig. Diese Besonderheit hat Auswirkungen auf das Wetter: Bei vergleichbaren Sonnenstunden zur restlichen Südinsel beträgt die jährliche Regenmenge fünf Kubikmeter.
Ein eigenes Kapitel widmen wir den beiden Hauptattraktionen Franz Josef und Fox Glacier in den Southern Alps, die weiter im Süden der Westküste liegen. Doch dazu unten mehr…

Einstieg in die West Coast war für uns Westport, von wo aus wir einen Abstecher zur Tauranga Bay machten, wo wir nochmals freilebende Seehunde sahen. Richtung Süden entlang der Küstenstraße fuhren wir weiter und passierten die Pancake Rocks. Die horizontal übereinander gelappten Felsen erinnern wirklich an einen Teller voller Pfannkuchen – nur eben ohne Teller. Die Erosion hat über Jahrtausende nicht nur diese Felsformationen, sondern auch an einer Stelle ein Blowhole gebildet. Das Wasser spritzte an diesem Tag jedoch bei Weitem nicht so deutlich in die Höhe wie das in Australien, das wir bei stürmischem Wetter mit meterhohen Fontänen erleben durften. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, dass wir weder zum Abendessen noch zum darauf folgenden Frühstück Pfannkuchen aßen. Vielmehr passten wir uns der neuseeländischen Jahreszeit des Lammens der Schafe an und verleibten uns zum Abendessen traumhaft würzige Lammbratwurst mit selbstgemachtem Kartoffelpüree, gebratenen Champignons und kühlem Bier ein.

FRANZ JOSEF UND FOX GLACIER:
Beide Gletscher sind am Fuße absolut touristisch präpariert. Bis auf einen bis zwei Kilometer kann man an die Gletscher heranfahren. Dem Franz Josef Glacier näherten wir uns bis 200 Meter zu Fuß. Von der Absperrung aus konnten wir in den Gletschertunnel deutlich hinein sehen. Trotz dass das Wasser dort hinaus geschossen kommt, befindet sich der Gletscher seit 1985 in einer Wachstumsphase. Es wird geschätzt, dass er seitdem um die 70 cm pro Tag wächst. Für tags darauf waren die Wetterprognosen gut und so entschieden wir uns für den anspruchsvollen Alex-Knob-Hike, der uns vorbei an drei Aussichtspunkten mit Blick von oben auf den Franz Josef Glacier bringen sollte. Morgens um kurz vor sechs Uhr ging der Wecker und wir machten uns hoch motiviert trotz morgendlichen Nebels auf die 3,5 Stunden lange Besteigung. Einen Kilometer später senkrecht nach oben und nach einer Wegstrecke von fast neun Kilometern hatte es sich allerdings richtig zugezogen – und so mussten wir es unserer Phantasie überlassen, die Gletscher und Berge auf der einen Seite und das Tasmanische Meer auf der anderen Seite bewundern zu können. 🙁

Nach einer weiteren Übernachtung am Lake Mapourika ging es am nächsten Tag ausgeschlafen in Richtung Fox Glacier. Ihm konnten wir uns zu Fuß auf bis zu 80 Metern nähern, wenngleich der Gletschertunnel nicht ganz so deutlich zu erkennen war wie der des Franz Josef Glaciers. Der Fox Glacier kam uns aber jedoch größer und irgendwie mächtiger vor. Hier konnten wir die Gletscherspalten und riesigen Eisfelsen viel deutlicher erkennen. Beim letzten Besuch vor sechs Jahren wagte sich Christian auch hinter die Absperrung in den Bereich der geführten Gruppen zur Gletscherbegehung. Dieses Mal ließen wir uns auch von den aufgestellten Warnschildern zurück halten, die noch auf einen Unfall vom Jahr 2009 hinwiesen, als zwei ungeführte Touristen in der Nähe des Gletschertunnels von herunter brechenden Eismassen erschlagen wurden. Wir verließen die Gletscher beeindruckt von der Kraft und Macht, die das ewige Eis und die dazugehörigen, rauschenden Gletscherflüsse ausstrahlen.

WEST COAST II:
Nach den Tagen an den Gletschern blieben wir ein paar Nächte am Gillespies Beach hängen, der direkt an der Tasmanischen See liegt. Von dort aus konnten wir bei guter Sicht den Mount Fox und dessen Gletscher sowie andere Berge der Schnee behangenen Southern Alps sehen. Das Meeresrauschen im Ohr zu haben und dabei Gletscher anschauen zu können, gab uns beiden ein befremdliches aber einzigartiges Gefühl. Von unserer vorübergehenden Bleibe aus machten wir zudem einen Halbtagestrek. Vorbei an einer schön gelegenen Lagune und an einem alten Minentunnel aus der Goldgräberzeit mit Meeresblick wühlten wir uns nahezu durch den Morast und kletterten über umgestürzte Bäume, um zu einem anderen Strand mit einer Seehundekolonie zu gelangen. Mit nassen Füßen und müden Beinen fanden wir dann natürlich keine Robben vor… Wir sahen es einfach sportlich. 🙂
Ausgeruht und nach einer größeren Handwaschaktion wieder präpariert für die Weiterreise machten wir uns nach drei Nächten auf zum nahegelegenen Lake Matheson. Von dort soll man einen der schönsten Blicke auf die Southern Alps bekommen, die sich dann zum Teil im See spiegeln. Wir fanden einen entspannten Seerundweg vor mit verschiedenen Aussichtsplattformen, von denen einer sogar „View of Views“ heißt. Jedoch war von den Bergen keine Spur. Wir sahen nichts als Wolken und Nebel, kauften uns aber Postkarten mit dem „Spiegelsee“ als Trostpflaster…
Weiter ging es zum Lake Paringa, in dem wir ein eiskaltes Bad nahmen, vorbei an verschiedenen Aussichtspunkten der Westküste zur Jackson Bay. Die westlich abgelegene Jackson Bay gab uns zum ersten Mal die Möglichkeit, das Meer in Verbindung mit den schneebedeckten Gipfeln auf Fotos zu bekommen. Dieses Ziel erreicht, verließen wir die Westküste, um ins Landesinnere durch die Southern Alps in Richtung der Touristenhochburg Queenstown weiter zu fahren. Damit wünschten wir uns auch die wirklich unglaublich bissigen Sandfliegen loszuwerden – bis heute vergebens… Diese kleinen Tiere, die unseren heimischen Fruchtfliegen nur vom Aussehen sehr ähneln, verfolgen uns seit knapp zwei Wochen gnadenlos. Der einzige halbwegs wirksame Schutz ist Kleidung – dies bedeutet, dass wir auch noch so heiße Sonnentage mit Socken und langen Hosen statt Bikini und Badehose verbringen müssen. Aber jeder vermiedene Biss dieser kleinen Mistviehcher ist dieses Opfer Wert!