AUSTRALISCHER NORDOSTEN – PULVERSAND, BUSCHFEUER UND OUTBACK-FEELING
27 08 2011CAPRICORN COAST UND MACKAY:
Von der Sunshine Coast ging es nach einigen Tagen weiter Richtung Norden bis zur Capricorn Coast. Dieser Küstenabschnitt Queenslands ist noch relativ unberührt, hat aber mit den Örtchen Emu Park und Yepoon alles zu bieten, was der Traveller so benötigt. Wir machten zunächst in Emu Park einen Stop bei einem Hostel, wo man mit seinem Camper doch glatt für 10$ pro Nacht übernachten konnte – inklusive Küchen- und Badnutzung sowie das nicht zu unterschätzende „Social Life“. Wir kümmerten uns um Wäsche und Internet und sammelten außerdem ein paar brauchbare Infos zur Bewerbung in Ozeanien. In Emu Park befindet sich außerdem das Singing Ship, ein Denkmal für Captain James Cook, das wirklich melodische Töne beim Blasen des Windes von sich gibt.
Auf der Strecke weiter nach Mackay gelangten wir immer weiter in das Australien, wie man es sich vorstellt: Unendliche Steppenlandschaften ohne jegliche Abwechslung über kilometerweite Sicht hinweg. Irgendwann hörten wir auch auf, die Känguru-Leichen am Straßenrand zu zählen und passten nur noch auf, dass uns nicht selbst eins vor das Auto sprang. Schließlich wechselte die Landschaft in der Nähe Mackays in ebenfalls unendliche Weiten – nun aber von Zuckerrohrfeldern! Es gibt sogar eine eigene Zuckerrohrschmalspurbahn, die die Felder als Transportstrecke verbindet.
AIRLIE BEACH UND WHITSUNDAY ISLANDS:
Unser Reiseführer verspricht: „Das Meer schimmert in einem unglaublich intensiven Türkis und Aquamarineblau und verlockt zum Segeln und Inselhüpfen.“ Und auch wenn wir denken, wir haben doch schon vieles gesehen, werden wir immer wieder positiv von Neuem überrascht! Diese Beschreibung versprach bei weitem nicht zu viel. Und so ließen auch wir uns von einem der unzähligen Angebote in Airlie Beach zu einer Bootstour verleiten. Ein Segeltörn war diesmal nicht drin, aber stattdessen konnten wir per Speedboot viele der insgesamt 74 Inseln vom Wasser aus bestaunen. Wir merkten doch mal wieder, dass trotz strahlend blauem Himmel eigentlich Winter ist – auf dem Wasser wurde es bei einiger Geschwindigkeit mächtig kalt und an unser Schnorchelerlebnis möchten wir lieber nicht zurück denken: Es war nichts von dem berühmten Great Barrier Reaf zu erahnen, die Korallen waren zum Großteil grau und tot (wahrscheinlich aufgrund des immensen Massentourismus) und das Wasser war unglaublich kalt. Dafür wurden wir aber bei unserem Aufenthalt am Whitehaven Beach auf der Whitsunday Island absolut entschädigt. Dieser Strand gehört absolut zu den schönsten Stränden, die wir bisher gesehen haben. Solch weichen und weißen Pulversand über grandiose 7 km konnten wir bisher noch nicht erleben und wir hätten es hier gut noch etwas länger als die zwei vorgesehenen Stunden ausgehalten. Auf dem Rückweg nach Airlie Beach hatten wir tatsächlich nochmals Glück und sahen aus der Ferne einige Wale blasen. Unser erstes Erlebnis am Byron Bay war allerdings nicht zu toppen.
CHARTERS TOWERS:
Leider blieben uns bei unseren 40 Tagen in Australien keine großen Sprünge ins Landesinnere. Um wenigstens einen kleinen Eindruck von den Weiten des Outback zu bekommen, entschieden wir uns für eine Fahrt ca. 120 km ins im Hinterland gelegene Charters Towers. Schon auf dem Weg von Airlie Beach abends an der Küste entlang erlebten wir einige größere Buschbrände. Am nächsten Morgen Richtung Westen konnten wir uns dann doch auch vorstellen, wie eine „richtige“ Outbackreise verlaufen muss: Meistens monoton, rot und langweilig – abgesehen von den schon beschriebenen Känguru-Hürden und den unglaublichen „Road-Trains“ (bis zu 50m lange Lkws mit bis zu 4 Anhängern)! Die Geschichte von Charters Towers geht bis in das Jahr 1871 zurück, als ein junger Aborigine Gold in einem Bach in der Nähe der heutigen Stadt fand. Der absolute Goldrausch setzte ein und die neue Stadt wurde über viele Jahre hinweg von ihren Bewohnern sehr bescheiden „The World“ genannt. Heute überwiegt die Landwirtschaft, aber seit Ende der 80er-Jahre wurden tatsächlich noch weitere Goldadern erschlossen und so erlebt Charters Towers nun einen zweiten Boom und gilt als Queenslands größter Goldproduzent. Wir waren total beeindruckt von den grandiosen Gebäuden und dem „Cowboy-Flair“, die einen tatsächlich um hundert Jahre zurück versetzen zu scheinen. Nur reiten die Jungs nicht mehr auf Pferden, sondern kommen zumeist mit dem Pick-up daher – aber dafür sitzt der Cowboyhut nach wie vor perfekt!
Charters Tower bittet zudem einen Aussichtspunkt auf einer Anhöhe. Von dort aus konnten wir kilometerweit ins steppige Outback blicken und den Sonnenuntergang genießen sowie vor uns am Abhang die herumspringen Rock-Wallabies beobachten.
Wir beide machten hier auch noch eine weitere Ersterfahrung: Das erste Mal im Autokino und dazu noch auf einer Sandpiste! Mitten im Outback mit nur 2 anderen Autos konnten wir endlich das lang ersehnte Finale von Harry Potter sehen… 🙂
Nach einer Nacht in der Wüstengegend mit 20 Grad Temperaturunterschied zum Tag waren wir dann doch auch froh, wieder an die Küste fahren zu können.
TOWNSVILLE UND WEITER RICHTUNG NORDEN:
Townsville ist als Knotenpunkt das Verwaltungs-, Wirtschafts- und Handelszentrum des Nordens. Besonders schön sind die Strandanlagen am „The Strand“ sowie der Aussichtspunkt am Castle Hill. Eine Übernachtungsmöglichkeit fanden wir an einem der zahlreichen Stellplätze am Highway, denen wir hier kurz Tribut zollen möchten: Die Australier tun wirklich etwas für das Campervolk! Auch wenn es an touristisch überladenen Plätzen wie Byron Bay und Airlie Beach schwierig bis unmöglich ist, einen Platz zum Wildcampen zu finden, gibt es an anderen Orten absolute Paradiese: Ruhige Parkanlagen mit sanitären Einrichtungen und BBQ-Plätzen sowie Wasserleitungen direkt zu den Stellplätzen umsonst für 48 Stunden Parkzeit pro Woche. Kein Wunder, dass diese Plätze oft heiß begehrt und voll sind.
MISSION BEACH:
Ca. 50km nördlich von Townsville ändert sich die Vegetation schlagartig.Die Steppenlandschaft geht über in feuchte und grüne Tropen. Am Mission Beach findet man die perfekte Mischung zwischen breiten, langen Sandstränden und dichtem Regenwald. Aufpassen muss man als Autofahrer auf die Kasuare – die zweitgrößte Vogelart nach dem Emu. Diese laufen hier frei herum. Wir sahen ganz zu Beginn ein Exemplar, waren aber zu perplex zum Foto schießen. Danach konnten wir diese großen Vögel nur noch auf Warn- und Werbeschildern bewundern… Die Nacht über blieben wir an einem Parkplatz mit ausdrücklicher Warnung vor Krokodilen. Der Norden Australiens ist wirklich abenteuerlich!
CAIRNS:
Cairns ist eine tropische, gemütliche Küstenstadt. Wir verbrachten unsere Zeit hier vor und nach dem Ausflug Richtung Cape Tribulation auf einem sehr netten Campingplatz. Wie in anderen Städten Australiens gingen wir hier wieder auf den Wochenendmarkt zum Einkaufen von frischem Gemüse und Obst. Auf unserem Weg in die Innenstadt und dann zum Markt ist uns aufgefallen, dass die Aboriginies hier viel stärker in das soziale Leben integriert zu sein scheinen. Weiter oben in Richtung Cape Tribulation wurden wir darin noch einmal bestätigt.
CAPE TRIBULATION:
Da wir noch einige Tage Puffer bis zu unserem Weiterflug hatten, erfüllten wir uns unseren Wunsch, bis ans nördliche Ende der asphaltierten Küstenstraße zu fahren. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch Port Douglas, das als Haupthafen des Hohen Nordens zu Zeiten des Goldrausches um 1870 bekannt war. Um nach Cape Tribulation zu gelangen mussten wir mit der Autofähre über den Daintree River. Danach ging es weiter vorbei an schönen Stränden und durch tiefsten Regenwald. An den für uns schönsten Fleckchen machten wir einen kurzen Stopp. Das Ende der asphaltierten Straße war eher unspektakulär indem es einfach hinter einer Kurve kurz nach Cape Tribulation in eine befestigte Schotterstraße übergeht, die noch gut ohne Allradantrieb zu befahrbar ist.
Am kommenden Tag, unserem letzten Reisetag mit dem Camper, bevor wir wieder zurück in Cairns auf dem Campingplatz landeten, fuhren wir noch etwas durch das Hinterland am Mount Molloy vorbei durch Mareeba, die mit 300 Tagen Sonnentag pro Jahr angeblich sonnenreichste Stadt Queenslands. Geregnet hat es bei unserer Durchfahrt jedenfalls nicht.
Am 20. August ging es weiter zu unserem nächsten (und vielleicht letzten?!?) Ziel Neuseeland. Nach einer kurzen Schocksekunde auf dem Weg zum Flughafen konnte es losgehen… Oder doch nicht?
Zunächst durften wir zwei Stunden zusätzlich wegen technischer Mängel im Wartebereich verbringen. Als wir dann glücklich im Flieger saßen, gab es weitere Probleme. Eine Stewardess war ausgefallen und auf drei Flugbegleiterinnen dürfen nur 150 Passagiere kommen – wir waren aber 151! Somit musste sich erst ein Passagier bereit erklären, auf seinen Flug zu verzichten, damit wir endlich mit fast dreistündiger Verspätung los konnten. Nach einer kurzen Nacht im Flieger erwartete uns bei den Einwanderungsbeamten die nächste böse Überraschung: Für schreckliche 10 Minuten sah es so aus, als wäre unser Working Holiday Visa nur noch einen Monat gültig und wir müssten Ende September schon wieder ausreisen! Aber glücklicherweise erwies sich das als Irrtum und somit ist es uns nun tatsächlich legal erlaubt, für ein Maximum von 12 Monaten in Neuseeland zu bleiben und zu arbeiten. Wir sind gespannt, ob diese Anfangsturbulenzen sich forsetzen!
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