Von Otavalo, Ecuador aus erreichten wir nach einer dreistündigen Busfahrt den ecuadorianisch-kolumbianischen Grenzübergang. Die Grenzüberschreitung erfolgte mal wieder problemlos und so saßen wir bereits mittags auf kolumbianischer Seite in einem Bus, der uns von Pasto zu unserem ersten Ziel Popayán fuhr.
Auf unser letztes für uns unbekanntes Reiseland Kolumbien (denn in Panama hatten wir ja schon mal Urlaub gemacht) waren wir sehr gespannt. Hat es doch in der Heimat immer noch den Ruf eines gefährlichen, Drogen verseuchten und Guerilla besetzten Landes. Andererseits schwärmten uns Traveller, die von Kolumbien kamen, von Land und Leuten vor und auch die Reiseführerbeschreibungen machten Lust auf mehr. Auf den ersten Blick stellten wir aber nach Grenzüberschreitung einige Unterschiede fest. Die Einwohner Kolumbiens wirken generell selbstbewusster, offener und freizügiger als ihre Nachbarn. Dies zeigt sich vor allem auch in der Kleidung. Das Land ist sehr westlich geprägt, traditionelle Gewänder sieht man gar nicht, dafür aber relativ viele Pferde mit Pritschenwagen. Die Männer haben oft ziemlich verschlagene Gesichter und neigen insgesamt stark zum Machotum. Dies sollte uns noch mehrfach begegnen und ist viel stärker ausgeprägt, als in den südamerikanischen Nachbarländern, die wir bisher kennenlernten.
POPAYÁN:
Die Busfahrt nach Popayán überstanden wir unbeschadet und ohne Zwischenfälle, auch wenn die Fahrt länger dauerte, als uns eigentlich lieb war und wir einen guten Teil der Strecke im Dunkeln zurücklegen mussten. Der Weg von Pasto nach Popayán gilt immer noch als gefährlich und Busse werden oft Opfer von Überfällen. Dies wird mit hohem Polizei- und Militäraufkommen jedoch anscheinend eingedämmt.
Mit Popayán erwartete uns eine schön gepflegte Altstadt, überwiegend aus weißen Gebäuden bestehend. Der durchfließende Fluss trennte eindeutig die Stadt in ihrem Erscheinungsbild: Kaum hatten wir die Puente de la Custodia überquert, fühlten wir uns wie in einer anderen Welt. Dieser Stadtteil wirkte zwar geschäftiger, dafür aber unheimlich schäbig und dreckig. Wir ließen uns davon nicht abschrecken und besuchten den lokalen Markt, der zwar ebenfalls kein schöner Anblick war, aber mal wieder herrliche Schätze an Obst und Gemüse bot. Die selbst gekochten Abendessen waren gesichert und so machten wir uns mit unseren Einkäufen auf zu unserem Hostel, welches direkt am wunderschönen Hauptplatz Parque Caldas gelegen war.
SALENTO:
Zwischen Popayán und Medellin östlich der Panamericana liegt Kolumbiens „Kaffeezone“, repräsentiert durch den Ort Salento. Dieses Dorf erinnerte uns stark an Vilcabamba in Ecuador, da es ebenso touristisch herausgeputzt war und einige Freizeitaktivitäten bot wie Reiten, Wandern oder Kaffeetouren. Wir wohnten in einem netten Hostel etwas außerhalb des Dorfzentrums mit einer sehr motivierten Familie als Gastgeber. Wissentlich war dies übrigens für uns das erste Hostel, das jünger als unsere Reise ist, da es erst vor einem Jahr gegründet wurde und die frische Farbe noch an einigen Stellen deutlich zu riechen war. Insbesondere hatten wir uns in Salento sowie im Hostel auf den Kaffee gefreut. Doch leider ist der zwar meist frisch aufgebrühte Kaffee schon so von Zucker „verseucht“, dass er für uns ungenießbar ist.
Endlich schafften wir es in Salento, einen lang vorgehabten Pferdeausritt zu realisieren. In drei Stunden ging es mit den kleinen, aber zähen Pferdchen durch den Regenwald und ein Tal mit mehrfachen Bachdurchquerungen, Tunnelunterführungen, einer Wasserfallbesichtigung und teilweise extrem steilen Auf- und Abstiegen, die wir einem deutschen Reitpferd nur schwer zutrauen würden. Es machte uns beiden viel Freude, mal wieder einige Zeit auf dem Pferderücken zum Teil auch galoppierend zu verbringen, auch wenn natürlich unser Hinterteil, Rücken sowie unsere Schenkel am nächsten Tag heftig zu leiden hatten… 🙂
Als Ausgleich fuhren wir am nächsten Morgen mit dem Jeep ins Valle de Cocora und machten eine fünfstündige Wanderung. Zunächst ging es auf matschigen Wegen durch die bergige und grüne Landschaft á la schweizerische Alpen und durch einen Regenwald bis wir nach einem steilen Anstieg eine einsame Farm erreichten, die gleich zwei Attraktionen bot: Wir probierten heiße Schokolade, in den wir Käse tunkten, und beobachteten dabei die bunten Kolibris, die in kleinen Vogelhäuschen Futter finden können. Die Farm ist nur zu Fuß bzw. auf Maultieren, mit denen auch die Versorgung garantiert wird, erreichbar. Zurück ging es durch den Regenwald noch einmal weiter hinauf auf knapp 3.000 Höhenmeter. Wir hatten eine wunderschöne Aussicht auf das Tal und konnten beim Abstieg die Wachspalmen bewundern, die mit einer Stammhöhe zwischen 15 und 50 Metern die höchste Palme der Welt darstellt und für die das Valle de Cocoa bekannt ist. Darüber hinaus ist dies der Nationalbaum Kolumbiens.
Die Fahrten ins Tal sind für die Touristen mit Jeeps organisiert, die am Hauptplatz in Salento abfahren. Eigentlich sollte damit auch die Rückfahrt stattfinden. Jedoch war einer der stündlich fahrenden Jeeps ohne uns zurück gefahren und es wurde für uns und zwei weitere Touristen kein weiterer zur Verfügung gestellt. Da wir etwas verärgert waren und eine Stunde hätten warten müssen, machten wir uns erstmal zu Fuß auf den 12 Kilometer langen Rückweg. Nach einigen Kilometern nahm uns an dem glühend heißen Sommertag glücklicherweise ein Auto auf seinem Pick-up mit zurück nach Salento.
MEDELLIN:
Einen Tag später erreichten wir nach einer weiteren mehrstündigen Busfahrt Medellin. Hier besuchten wir Milena, eine kolumbianische Deutsch- und Mathematiklehrerin und Freundin von Kristins Familie, die diese zufälligerweise zu unserem Abflug in Deutschland besucht hatte. Wir wohnten drei Tage bei Milena und ihrer Familie und genossen die herzliche Gastfreundschaft. Die Mutter ist eine vorzügliche Köchin und verwöhnte uns einige Tage später sogar mit einem köstlichen Care-Paket für die Weiterreise…
Nachdem wir am Samstagabend mit Milenas Freunden das Nachtleben Medellins kennengelernt hatten, ging es am nächsten Tag zu einem großen Park in der Nähe der Universität mit verschiedenen Freizeitangeboten wie Museen und einem Botanischen Garten. Nachdem wir uns mit Obst (natürlich geschnitten und zubereitet von Milenas Mama 😉 ) und Straßenessen gestärkt hatten, ging es auf zum Fußballstadion. Denn wir wollten endlich mal südamerikanischen Profifußball erleben und glücklicherweise spielte an diesem Tag eine der medellinischen Erstligamannschaften, Atlético Nacional, gegen Pasto. Das Spielniveau schätzte Christian nur auf deutsche Dritt- oder höchstens Zweitliga ein und „wir“ verloren auch noch 0:1. Aber trotzdem war ein Faktor wirklich herausragend: Die Fans in der „Südtribüne“ ließen sich nicht unterkriegen und unterstützten ihr Team trotz schlechtem Spiel mit Gesang, Getrommel und Tanz von Anfang bis zum Schlusspfiff!
Den nächsten Tag verbrachten wir mit Sightseeing (Medellin hat in dieser Hinsicht nicht sonderlich viel zu bieten). Außerdem fuhren wir mit dem Metrocable, einer Seilbahn als Teil des städtischen Metrosystems, bis auf den Santo Domingo, um Ausblicke über die leicht Smog verhangene Millionenstadt und die angrenzende Berglandschaft zu bekommen. Zum Abschied nahmen wir mit Milena noch eine unglaublich mächtige Spezialität zu uns: Eis mit Obstsalat, Käse (ähnlich unserem Hirtenkäse) und süßer Milch, bevor es mit dem Bus auf der wahrscheinlich letzten Nachtfahrt unserer Reise weiter nach Cartagena und endlich an die Karibik ging.
CARTAGENA I:
Mit Cartagena erreichten wir die Stadt, von der aus wir Kolumbien in Richtung Panama verlassen möchten. Doch dies hat noch einige Wochen Zeit und wir werden zunächst noch die Karibikküste in östlicher Richtung bereisen, um dann nach Cartagena zurückzukehren. Die Stadt gilt als Metropole zur Überfahrt mit einem Boot durch das karibische Meer nach Panama. Da eine längere Boots- oder Schifffahrt noch ein kleiner Traum unserer Reise ist, wollten wir bei unserem ersten Besuch diese Überfahrt in Cartagena organisieren, um so zu unserem Rückflugzielort Panama Stadt zu kommen. Nach Informationen in der Stadt und im Internet entschieden wir uns für ein mit maximal acht Passagieren und drei Crewmitgliedern zu besetzendes Segelboot. Dieses soll laut Plan Cartagena am 30. April verlassen und fünf Tage später an der Karibikküste Panamas anlegen. Nach Buchung hatten wir noch Zeit, uns die Stadt anzusehen, die als eine der schönsten Kolonialstädte Südamerikas gilt. Nicht zu unrecht, wie wir finden! Bunte Häuser und Balkone, schönes Wetter und gutes Essen machen diese Stadt wirklich attraktiv.